VP-Jugend: In bestehende Pensionen eingreifen? Ja!

(c) Die Presse (Teresa Zötl)
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Studiengebühren? Sind ok. Norbert Walter? Ein „Bobo“: ÖVP-Kandidat Sebastian Kurz im Interview.

Die Presse: Erstaunlich: Sie sind ohne Pressesprecher gekommen.

Sebastian Kurz: Es wurde mir eigentlich empfohlen, ich finde es aber ein wenig unnatürlich.

Sind Sie die Laura Rudas der ÖVP?

Kurz: Glaube ich nicht. Ich bin halt nur einer der Jüngeren, in der ÖVP Wien der Jüngste.

Kommenden Montag werden die Wiener Listenplätze fixiert. Welcher wurde ihnen prognostiziert?

Kurz: Ein Prominenter.

Das heißt...

Kurz: Einer unter den Top Ten.

Dagegen gab es Widerstände.

Kurz: Bei dem Listen-Gerangel geht es hart her. Das ist unschön, aber das gilt für alle Parteien. Das bestätigen alle Jugend-Kandidaten.

Laudas Rudas gilt nicht gerade als Berufsrebellin. Gehen Sie es kämpferischer an?

Kurz: Ich bin zwar erst seit März Wiener JVP-Chef, aber es gab schon Kämpfe.

Zum Beispiel?

Kurz: Bei den Pensionen etwa, oder gleich zu Beginn mit Ursula Stenzel. Damals hieß es, es gebe im ersten Bezirk nur komatrinkende Jugendliche. Wir wollten, dass Spitzenpolitiker nicht so ein Image der Jugend verbreiten.

War man damit erfolgreich?

Kurz: Sie hat es teilweise eingesehen.

Zu den Pensionen. Mit der bestehenden Regelung sind Sie nicht zufrieden?

Kurz: Nein. Mich wundert, dass man ein System belässt, obwohl man weiß, dass es nicht leistbar ist.

Was wäre schlauer?

Kurz: Ich verstehe, dass man Mindestrentnern nicht mehr viel wegnehmen kann. Ich hätte aber nichts gegen eine festgelegte Spitzenpension.

Es gibt die ASVG-Höchstpension.

Kurz: Und Privilegien bei Wiener Spitzenbeamten.

Stimmt. Eine solche „Spitzenpension“ bedeutet aber doch, dass, wer ein Leben lang arbeitet und gut verdient, im Alter eine vergleichsweise höhere Pensionskürzung in Kauf nehmen muss?

Kurz: Das ist vielleicht nicht gerecht. Aber es ist gerechter, als dass die nächste Generation nichts bekommt. Die Pension sollte für den – idealerweise gewohnten – Lebensunterhalt reichen, alles andere ist Luxus.

Würden Sie in bestehende Pensionen eingreifen? Etwa von Beamten?

Kurz: Ja.

Die Forderungen der jungen ÖVP und SPÖ ähneln sich, billigere Führerscheine etc. Unterschiede gibt es aber wohl bei den Studiengebühren.

Kurz: Jetzt wäre ein Pressesprecher gut. Im Ernst: Man kann bei Leistungsstipendien viel machen. Studiengebühren sind ok, wenn die Leistung auf den Unis passt.


Aber das tut sie nicht überall?

Kurz: Nein, aber am Juridicum, wo ich studiere, bin ich glücklich.


Bei der Nationalratswahl wird mit 16 Jahren gewählt. Bei der Wiener Wahl, wo das schon möglich war, schnitt die ÖVP zuletzt bei den ganz Jungen eher schlecht ab. Warum?

Kurz: Ja, aber bei der letzten Nationalratswahl waren wir bei den ab 18-Jährigen sehr gut. Man soll nicht verallgemeinern.

„Jung und städtisch“ ist nicht die erste Assoziation, die man zu Stenzel und Willi Molterer hat.

Kurz: Es gibt aber auch einen Norbert Walter, für mich der klassische „Bobo“.

Tatsächlich!

Kurz: Schon. Und Gio Hahn spricht auf jeden Fall junge Leute an.

Letzter Rudas-Vergleich: Sie ist in der jungen Wiener Szene gut verwurzelt, und es gibt viele SP-Jugendkultur-Veranstaltungen. Wie halten Sie dagegen?

Kurz: Rudas hat viel mehr finanziellen Support. Aber auch wenn wir in Wien diese Möglichkeiten nicht haben, werden wir viel unterwegs sein.


Aber in anderen Clubs. Kurz formuliert: Sie sind eher „Passage“ als „Fluc“ oder „Flex“.

Kurz: Die JVP ist durchmischt. Aber ja, das Flex steht nicht ganz oben auf unserer Liste. Andererseits: Ich habe Laura Rudas schon in der Passage gesehen.


Auf ihren Plakaten fährt die ÖVP bei der Integration eine harte Linie. Kommt diese Annäherung an FP-Positionen bei den Jungen an?

Kurz: Das ist keine Annäherung. Die FPÖ hat aufgezeigt, dass Integration in Wien ein Thema ist, und die ÖVP bekennt Farbe. Und: Es gibt auch eine ÖVP-Wien-Linie. Gio Hahn wäre der Letzte, der billige Sprüche klopft wie andere.

Wer? Die Innenministerin?

Kurz: Nein. Aber es gab radikalere Ansagen von einem ÖVP-Generalsekretär.

Wäre eine FPÖ-Koalition denkbar?

Kurz: Glaube ich nicht. Falls sie käme, wäre ich unglücklich.

Zur Person

Sebastian Kurz wurde von Johannes Hahn, Obmann der Wiener ÖVP, für einen wählbaren Platz auf der Wiener Liste für die Nationalratswahl ins Spiel gebracht. Der 21-jährige Jusstudent leitet seit März die JVP Wien. Kurz stammt aus Wien-Meidling, politische Heimat ist die Innere Stadt. Berufspolitiker will Kurz nicht werden, „weil man, wenn man finanziell abhängig ist, nicht ehrlich Politik machen kann“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2008)

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