Porträt II. Czernohorszky soll Bildungsstadtrat werden. Er galt bisher als Everybody's Darling in der SPÖ.
Wien. Die Spatzen haben es schon von den Dächern gepfiffen: Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky (39) soll neuer Wiener Bildungsstadtrat werden. Er würde somit Sandra Frauenberger folgen, die ihrerseits Sonja Wehsely als Sozialstadträtin ersetzt. Bei der erweiterten Vorstandstagung am Freitag stellte ihn Bürgermeister Michael Häupl als seinen Wunschkandidaten vor und bekam dafür bei einer Abstimmung auch eine Mehrheit. Um angelobt werden zu können, muss er aber auch im Parteiausschuss am Montag gewählt werden (siehe Bericht links).
Der gebürtige Burgenländer wuchs in Hartberg (Steiermark) auf und gilt schon lang als Zukunftshoffnung der SPÖ. Man sagt ihm nach, für höhere Ämter bestimmt zu sein. Sogar wenn es um die Bürgermeisternachfolge geht, fällt sein Name immer wieder. Ganz so schnell geht es mit dem Aufstieg aber doch nicht, zuerst muss er sich als Stadtrat beweisen. Kein einfaches Unterfangen, denn er erbt alles andere als ein Wohlfühlressort. Da wäre einerseits der Förderskandal der Wiener Kindergärten, den zwar SPÖ-Klubobmann Christian Oxonitsch zu verantworten hat, Czernohorskzy aber ausbaden darf. Einen Vorteil hat Czernohorszky in dieser Causa: Als ehemaliger Bundesgeschäftsführer der Kinderfreunde (2011–2015) sind ihm diese Probleme zumindest einigermaßen vertraut.
Auch beim Thema Schulen bringt sein neues Aufgabenfeld ein höheres Konfliktpotenzial mit, als er das bisher als Stadtschulratspräsident kannte: In machen Bezirken gibt es trotz wachsender Stadt kaum räumliche und finanzielle Kapazitäten. Dazu hängt inhaltlich viel an der anstehenden Bildungsreform, die der Bund vollziehen muss – dennoch fällt vieles davon gefühlt auf ihn als politisch Verantwortlichen zurück. Und dann hat er noch das Querschnittsthema Integration, bei dem die Flüchtlingskrise mittlerweile angekommen ist – darum hochemotional besetzt und ein Lieblingsthema der Opposition.
Hohe Beliebtheitswerte
Wie gut die diplomatischen Fähigkeiten, die man ihm nachsagt, sind, das wird er hier unter Beweis stellen können – bisher fiel Czernohorszky in erster Linie positiv auf als jemand, der in seiner Partei hohe Beliebtheitswerte und Sympathien genießt. Das liegt wohl auch daran, dass der gebürtige Burgenländer und in Hartberg (Steiermark) Aufgewachsene lang als Küken in der SPÖ galt. Nachdem er erste politische Gehversuche in verschiedenen Funktionen beim VSStÖ in der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) machte, wurde er Sektionsvorsitzender in seinem Bezirk Penzing – Heimatbezirk des SPÖ-Klubobmanns Andreas Schieder. Die beiden verbindet eine lange innige Freundschaft.
2001 wurde Czernohorszky dann mit 22 Jahren der jüngste Gemeinderat in der SPÖ-Geschichte. Er war dort als medienpolitischer Sprecher der SPÖ und stellvertretender Ausschussvorsitzender für Umwelt ebenso tätig wie als Jugendsprecher der Partei. 2015 folgte er dann Susanne Brandsteidl als Stadtschulratspräsidentin nach – und fiel vor allem dadurch auf, dass er in die emotionale Bildungsdiskussion einen ruhigen Ton gebracht hatte. Er ließ sich oft in Schulen blicken, begleitete Unterrichtsstunden, was ihn auch bei Eltern und Lehrern beliebt machte. (ath)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2017)