Graz-Wahl: Viele Listen und wenige Prognosen

GRAZ-WAHL: VORGEZOGENE STIMMABGABE
GRAZ-WAHL: VORGEZOGENE STIMMABGABE(c) APA/ERWIN SCHERIAU
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Am Sonntag wird in Graz gewählt. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) hat gute Chancen, seinen Platz zu verteidigen. Mit wem er zusammenarbeiten könnte, ist die schwierigere Frage.

Graz. Der Wahlkampf war relativ unspektakulär – das Ergebnis wird dafür mit umso mehr Spannung erwartet: Morgen, Sonntag, wählen 225.000 Grazer ihren neuen Gemeinderat. Wie dieser aussehen wird, traut sich ob der interessanten Konstellation aus insgesamt zehn Parteien und Listen – darunter erstmals die Neos – und des wechselhaften Wahlverhaltens der Grazer niemand wirklich vorherzusagen.

Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) hat jedenfalls gute Chancen, auch nach der Wahl sein Büro im Rathaus zu behalten. Er hat die Volkspartei in der zweitgrößten österreichischen Stadt auf Platz eins geführt – bei der Gemeinderatswahl 2012 verlor er etwas, hielt aber immer noch bei 34 Prozent – und genießt als Stadtchef Ansehen. In der Wahl seiner politischen Partner zeigte Nagl aber bisher einen relativ großen Verbrauch – auch nach der Wahl dürfte das die schwierigste Aufgabe für ihn sein.

Die kommunistische Vizebürgermeisterin Elke Kahr will bei einer Zusammenarbeit auf jeden Fall das Wohnressort behalten und besteht in puncto Murkraftwerk auf einer Volksabstimmung. Kahr, die die KPÖ heuer zum dritten Mal in eine Wahl führt, ist inzwischen aus dem Schatten ihres Vorgängers Ernest Kaltenegger herausgetreten. Zuletzt hatten die Kommunisten unter ihrer Führung mit gut 20 Prozent zu Kalteneggers Wahlerfolgen aufgeschlossen.

Der neue SPÖ-Spitzenkandidat, Michael Ehmann, hat in seiner Partei nach Flügelkämpfen zwar etwas Aufbruchsstimmung ausgelöst. Die Aufgabe, die ehemalige Bürgermeisterpartei vor dem Totalabsturz zu bewahren (zuletzt: 15 Prozent), ist aber schwierig. Einerseits hat die KPÖ viele klassische rote Themen besetzt. Andererseits hat Ehmann erst im Sommer übernommen und ist relativ unbekannt. Dass Kanzler Christian Kern (SPÖ) seinen Auftritt in Graz absagen musste, hilft da nicht unbedingt.

Besser ging es PR-technisch der FPÖ: Spitzenkandidat Mario Eustacchio wurde zuletzt von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Ex-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer unterstützt. Die Linie der FPÖ, die zuletzt knapp 14 Prozent erreichte: „Wir wollen unser Graz zurück.“

Als Garantin gegen Schwarz-Blau (und für Umweltschutz, etwa mit einem autofreien Tag) positioniert sich die grüne Grazer Spitzenkandidatin Tina Wirnsberger gegen Ende des Wahlkampfs noch einmal. Weil sie erst vor knapp einem Jahr von Stadträtin Lisa Rücker übernommen hat, steht sie vor ähnlichen Problemen wie die SPÖ: Sie ist im Vergleich zu den Mitbewerbern nicht sehr bekannt.

Ganz neu sind in Graz die Neos mit dem Studenten Niko Swatek an der Spitze. Der mit 26 Jahren jüngste Kandidat, der im Wahlkampf zuletzt Runden in der Grazer Straßenbahn drehte, will vor allem die Jungen („Aber auch die Junggebliebenen“) ansprechen. Philip Pacanda will den einzigen Gemeinderatssitz der Piraten in Graz halten. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2017)

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