Der Grazer Wahlsieger Siegfried Nagl (ÖVP) schließt derzeit nur eine Koalition mit der KPÖ aus. Die FPÖ wäre der logische Partner, allerdings "gibt es noch eine Riesenkluft in vielen Bereichen".
Nicht allzu groß ist der Spielraum von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) bei der Auswahl seiner Koalitionspartner für die künftige Regierung. Denn im Gemeinderat hat die ÖVP nur mit der KPÖ und der FPÖ eine Mehrheit, mit SPÖ oder Grünen käme die ÖVP auf nur 24 der 48 Mandate. Mögliche Alternative wäre eine Dreierkoalition mit SPÖ und Grünen oder mit einer der beiden Parteien und den Neos. „Ich habe heute Nacht wirklich gut geschlafen, aber heute Früh auch schon daran gedacht, wie es weitergehen kann und soll“, meinte Nagl am Montag im Ö1-„Morgenjournal“ auf die Frage nach den Farben der künftigen Stadtregierung.
Schwarz-Blau sei jedenfalls noch nicht fix, betonte Nagl, der seit 2003 Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Österreichs ist. Tatsächlich gebe es mit der FPÖ nämlich „noch eine Riesenkluft in vielen Bereichen“. Denn: „Eine freiheitliche Partei, die nicht bereit ist, in Integration zu investieren, kann wahrscheinlich auch nicht mein Partner sein.“ Er schließe daher „nicht aus, dass es auch eine andere Konstellation gibt. Nur eines werde sicher nicht zustande kommen: die Kombination Volkspartei und Kommunisten, so Nagl: „Mit der KPÖ werde ich sicher keine Koalition zusammenbringen.“
"Die Grazer geben mir nie eine leichte Aufgabe mit"
An Nagls Optionen dürfte auch die Auszählung der Briefwahlstimmen nichts ändern: Laut Sora/ORF-Wahlkartenprognose könnte sich nur ein Mandat verschieben - und zwar von der FPÖ zu den Neos. Das brächte Schwarz-Blau allerdings nicht um die Mehrheit: Mit einem Mandat weniger hätte Schwarz-Blau zwar keine satte, aber die klare Mehrheit von 26 der 48 Sitzen. „Die Grazer geben mir nie eine leichte Aufgabe mit“, meinte Nagl dazu.
Nach seinem Siegesrezept gefragt, antwortete der 53-Jährige, er habe sich im Wahlkampf sehr breit positioniert. Letztlich sei es der Volkspartei gelungen, „das Konservative, die guten Werte, nicht gleich fallenzulassen und auf der anderen Seite aber auch eine moderne, liberale Partei zu sein“. Man sei gewissermaßen zurück zu den Wurzeln gegangen, denn schon bei ihrer Gründung zu Beginn der Zweiten Republik sei die Volkspartei „eine breite“ Partei gewesen. Außerdem stehe die Grazer ÖVP für Fortschritt, Verlässlichkeit und Rechtsstaatlichkeit: „Die Menschen haben es statt, immer nur gegen etwas zu sein – was viele Parteien machen.“
Zu seiner persönlichen Zukunft nach Amtszeit Nummer vier meinte Nagl: „Es kommt heute selten vor, dass jemand wie ich in der Politik zum Dinosaurier wird – dreimal antreten und gewinnen war schon schön, gestern quasi ein viertes Mal.“ Er wolle sorgsam damit umgehen: „Ich bin glücklich in Graz zu sein und habe schon sehr oft andere Angebote ausgeschlagen.“
>>> Siegfried Nagl im Ö1-"Morgenjournal"
(Red.)