Flüchtlinge: Mehr Nutzen als Kosten

Flüchtlingsheim Trainskirchen
Flüchtlingsheim TrainskirchenAPA/HERBERT NEUBAUER
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Asyl. Eine Studie kommt zum Schluss, dass der Staat bisher durch anerkannte Flüchtlinge mehr bekam, als er ausgab. Die aktuelle Flüchtlingswelle ist noch nicht (voll) eingerechnet.

Was kosten Asylberechtigte den Staat? Belasten sie das System wirklich so sehr, dass es den Leuten hierzulande schlechter geht? Fragen wie diese beschäftigen das Land schon länger. Aussagekräftige Studien hat es bislang wenige dazu gegeben. Die Forschungsgesellschaft Joanneum Research hat sich daher im Auftrag des Roten Kreuzes und der Caritas die Auswirkung von Asylberechtigten auf das Land in den vergangenen zehn Jahren angesehen. Die Erkenntnis: Durch anerkannte Flüchtlinge bekam der Staat bisher mehr, als er ausgab. Österreich bleibt durch Steuern, die erwerbstätige Flüchtlinge zahlen, durch Konsumausgaben und durch Jobs, die Asylberechtigte schaffen, rund 3050 Euro pro Jahr und anerkanntem Flüchtling. Konservativ geschätzt. Da sind Leistungen wie Familienbeihilfe, Mindestsicherung, Arbeitslosengeld etc. schon abgezogen. Zusätzliche Kosten (wie Schulklassen, Deutschkurse) wurden allerdings nicht miteinberechnet. Hätte es in den vergangenen zehn Jahren keine anerkannten Flüchtlinge im Land gegeben, hätten rund 6500 Österreicher keinen Job gehabt.

Zumindest war das bisher so. Denn die Studie bezieht sich auf die Jahre 2000 bis 2015, die aktuelle Flüchtlingswelle ist noch nicht (voll) eingerechnet. Denn viele der Menschen, die in Österreich sind, haben noch kein Asyl. Gleichzeitig sind die Kosten für Asylwerber hoch – da sie versorgt werden müssen, aber de facto nicht arbeiten dürfen. Eine Prognose des Finanzministeriums kam daher unlängst zum Schluss, dass der Wohlstand im Land bis 2060 durch die Flüchtlingswelle gesenkt wird („Die Presse“ berichtete). Erst 2060 zahlen Flüchtlinge mehr ins Sozial- und Steuersystem ein, als sie herausnehmen. Der jährliche Nettobetrag liegt dann bei 300 Euro.

Trotzdem gibt die Joanneum Research- Studie einen interessanten Einblick auf die aktuelle Situation. Sie bildet nämlich sehr genau die bisherigen Entwicklungen ab. Möglich macht das die Arbeitsmarktdatenbank. Dort scheinen alle in Österreich lebenden Personen (durch die Sozialversicherungsnummer) auf. So kam das Institut zu einer Grundgesamtheit von 65.000 Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten, die sich von 2000 bis 2015 in Österreich befanden. Eine Zahl, die so vorher nicht bekannt war. Damit sei eine Quasi-Vollerhebung möglich, erklärte Franz Prettenthaler, Direktor des Zentrums für Klima, Energie und Gesellschaft bei Joanneum Research. Ersichtlich ist etwa, wann jemand das erste Mal in Österreich einen Job angenommen hat, wie lange er ihn behalten hat, wann er arbeitslos war und wann er Mindestsicherung bezogen hat.

Im Speziellen fokussierte sich das Institut daher auf die Erwerbskarrieren jener 13.500 Asylberechtigten, die seit zehn Jahren in Österreich leben. Die eingangs erwähnten Zahlen beziehen sich auf diese 13.500. Dass anerkannte Asylwerber dem Staat mehr bringen, als sie ihn kosten, sei aber im Studienzeitraum schon ab dem ersten Jahr der Fall gewesen, sagt Prettenthaler. Da in der Datenbank Gehälter nicht ersichtlich sind, nahm das Institut an, dass Asylberechtigte so wenig verdienen wie die untersten zehn Prozent der heimischen Durchschnittsgesellschaft.

Eine Gruppe nicht verfügbar

Die Studie enthalte auch Warnsignale, so Prettenthaler. So gehen etwa nur 34 Prozent der asylberechtigten Frauen nach zehn Jahren arbeiten, bei den Frauen in Gesamtösterreich lag die Erwerbsbeteiligung aber bei 44 Prozent. Auch bei den erwerbstätigen Männern gibt es Nachholbedarf. Zwar finden nach sieben Jahren rund 50 Prozent der männlichen Asylberechtigen einen Job – und erreichen damit fast den österreichischen Schnitt von 52 Prozent Erwerbsbeteiligung. Doch das ist nicht genug: Die Asylberechtigten könnten aufgrund einer günstigen Alterszusammensetzung (wenige Alte) „klar über dem österreichischen Durchschnitt liegen“, heißt es in der Studie. Auch verliert ein geringer Prozentsatz nach sieben Jahren seinen Job. Dass nur maximal 50 Prozent der Männer einen Job finden, könnte ein Hinweis sein, dass „eine Subgruppe“ dem Arbeitsmarkt „aufgrund fehlender Qualifikationen“ nicht zur Verfügung steht, heißt es. Man müsse daher mehr Geld für Bildung in die Hand nehmen, so Gerald Schöpfer, Präsident des Roten Kreuzes.

(APA)

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