Wurstsemmel, ''Tetschn'', Sklaverei: Wenn Politiker patzen
Österreichs Politiker haben mit ihren Schätzungen und Vergleichen nicht immer ein glückliches Händchen.
16.02.2017 um 15:12
„Als Landeshauptmann ist ein 5000-Euro-Akt so wie eine Briefmarke.“ Mit diesem Vergleich sorgte der frühere Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPÖ/BZÖ/FPK) Anfang Februar für große Augen im Gerichtssaal, wo er in der Causa BZÖ-Wahlbroschüre aussagen musste. Er habe von den 5000 Euro, die sein Büro als Kostenbeitrag für das umstrittene Heft geliefert habe, nichts gewusst, beteuerte er – obwohl er den Akt unterschrieben hat. Dörfler ist nicht der erste Politiker mit Vergleichs- und Schätzschwierigkeiten. Ein unvollständiger Überblick.
(c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)
Im Februar 2004 wurde in Österreich (wieder einmal) über mögliche Kürzungen von Pensionen debattiert – um zehn Euro pro Monat. Die damalige Nationalratsabgeordnete der ÖVP, Silvia Fuhrmann (mittlerweile: Silvia Grünberger), mischte dabei ebenfalls mit – allerdings ging ihre Rechnung nicht auf, als sie meinte: „Um zehn Euro kann man beim Billa gerade drei Wurstsemmeln kaufen.“
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Keine gute Figur machte der Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn im Juni 2015 im Nationalrat. Er machte sich dort daran, die Zahlreihe 44-31-40 zu erklären. Und tat das mit Blick auf die Kultursprecherin der ÖVP, Maria Fekter: „Das ist nicht Ihre Bikinifigur wie vor 30 Jahren, nein!“ Dafür erhielt er einen Ordnungsruf – und entschuldigte sich tags darauf mit einem Blumenstrauß bei der Ex-Ministerin.
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Wie viel verdient ein Arbeiter im Durchschnitt? „Ungefähr 3000 Euro brutto“, gab der einstige „ZiB“-Moderator und nunmehrigen Europapolitiker der SPÖ, Eugen Freund, im Jänner 2014 zu Protokoll – und sorgte damit für einen Aufreger im Wahlkampf. Zur Klarstellung: Laut Statistik Austria verdienten unselbständig Beschäftigte im Jahr 2012 im Durchschnitt 1781 Euro netto im Monat (inkl. 13. und 14. Monatsgehalt).
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Im Mai 2012 rutschte der damalige FPK-Obmann Uwe Scheuch (zweishenzeitlich auch FPÖ bzw. BZÖ) mit der Aussage, Lehrern dürfe ruhig einmal die Hand ausrutschen, politisch aus. Lehrer hätten zu wenig Durchgriffsrechte, klagte der einstige Kärntner Bildungsreferent: „A klane Tetschn“ hin und wieder sei „sinnvoll und gut“. Aber Achtung: „A Tetschn und a Watschn sind zwei ganz unterschiedliche Dinge.“
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Sehr „diplomatisch“ drückte sich auch der damalige Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) im Oktober 2015 aus. Allerdings nicht in Sachen Signatur, sondern in Sicherheitsfragen: „Es ist ein Unterschied, ob man eine Grenze baut oder ob man ein Türl baut mit Seitenteilen. Es ist kein Zaun rund um Österreich. Das ist eine technische Sicherheitsmaßnahme, die Österreich nicht einkastelt.“
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Im September 2011 sorgte die damalige Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) am Rande des Finanzminister-Treffens für die Aufregung. Sie sagte dort: „Wir bauen gerade enorme Feindbilder in Europa auf: gegen die Banker, gegen die Reichen, gegen die Vermögenden. So etwas hatten wir schon einmal. Damals war's dann verbrämt gegen die Juden, aber gemeint waren damals ähnliche Gruppierungen, und es hat zwei Mal in einem Krieg geendet.“ Wenig später entschuldigte sich Fekter für ihren Vergleich: „Wenn sich durch meine Aussagen Menschen oder Gruppierungen verletzt gefühlt haben, bedaure ich das zutiefst.“
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Die Adoption eines Kindes durch ein schwules Paar mit Sklaverei verglich im November 2016 der Nationalratsabgeordnete der Neos, Christoph Vavrik, als er auf Facebook postete: „O tempora, o mores! Künftige Zivilisationen werden auf solche gesellschaftliche Abartigkeiten mit demselben Unverständnis blicken wie wir heute auf die Sklaverei…“ Kurz darauf entschuldigte sich der ehemalige Manager für seine Wortwahl: „In der Eile und in der Verknappung auf einen Satz (ich saß mit Freunden im Lokal) habe ich sowohl die falsche Wortwahl als auch einen falschen historischen Bezug gewählt“, schrieb er auf Facebook. Das ursprüngliche Posting wurde mittlerweile gelöscht.
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