Historiker Oliver Rathkolb ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Plan einer Neugestaltung des Heldenplatzes inklusive Umbenennung.
Wien. Er sei „erschrocken“ über die Debatte, vor allem über den „autoritären Ton“, mit dem diese nun in den sozialen Medien geführt werde, sagt Oliver Rathkolb zur „Presse“. Der Historiker ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Plan einer Neugestaltung des Heldenplatzes inklusive Umbenennung. Und das habe weniger mit dem Auftritt Adolf Hitlers ebendort oder dem Begriff Held an sich zu tun, so Rathkolb, sondern damit, dass es keinen zentralen öffentlichen Raum für die Demokratie in der Stadt gebe. Noch dazu, da diese derzeit immer stärker unter Druck gerate.
Zudem sei der Heldenplatz ja vielmehr ein Erinnerungsort für die Monarchie und nicht für die Republik ab 1918. Von der Begrifflichkeit her würde Rathkolb einen „Platz der Demokratie“ einem „Platz der Republik“ – beide wurden von Kanzleramtsminister Thomas Drozda im „Presse am Sonntag“-Interview als Alternative zum Heldenplatz vorgeschlagen – vorziehen. Ein solcher Name wäre „breiter und grundsätzlicher“.
Eine Umbenennung des Heldenplatzes wäre für Rathkolb aber nur der Schlusspunkt einer tiefergehenden Diskussion zur Umgestaltung des Heldenplatzes. Derzeit wisse man nicht so recht, was dieser darstelle. Da gebe es zwei Denkmäler, Parkplätze, eine Hundezone und nun eben auch noch die Parlamentscontainer. Rathkolb kann sich vorstellen, dass hier eine Art zweites Museumsquartier entsteht – etwa mit dem Haus der Geschichte in der Neuen Burg. „Ein etwaiger Neubau ist aber eine städteplanerische Maßnahme, die man sich in Ruhe und ohne Vorbehalte überlegen muss.“
Der für Umbenennungen zuständige Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) steht einer Umbenennung des Heldenplatzes übrigens positiv gegenüber: „Das ist interessant und diskussionswürdig“, richtete er der APA aus.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2017)