Beschäftigungsbonus: Experten zweifeln an Mitterlehners Prognose

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Symbolbild: IHS (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Geht es nach dem Vizekanzler, soll der beschlossene Bonus bis zu 160.000 Jobs schaffen. Wifo und IHS nennen das "sehr, sehr, sehr optimistisch".

Wifo und IHS haben Zweifel an der Ankündigung von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), dass der von der Regierung beschlossene Beschäftigungsbonus bis zu 160.000 Jobs schaffen könne. Diese Ankündigung sei "sehr ambitioniert", meinte Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien (IHS) am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal". Dem stimmte dort sowie im "Kurier" auch Wifo-Arbeitsmarktexperten Rainer Eppel zu: "Das ist eine sehr, sehr, sehr optimistische Erwartungshaltung."

Es wäre ohnehin in vielen Fällen zu Neuanstellungen gekommen, außerdem sei der Beschäftigungsbonus im Umfang von zwei Milliarden Euro keine Lohnnebenkostensenkung, sondern eine Förderung, erläuterte Hofer. Dass sich die zwei Milliarden Euro von selbst finanzieren, wie ebenfalls von Mitterlehner angekündigt, glauben die Experten von Wifo und IHS ebenfalls nicht - einen Teil werde der Steuerzahler übernehmen, so die Experten.

Bonus könnte Stimmung der Unternehmen verbessern

"Das ist eine sehr, sehr, sehr optimistische Erwartungshaltung", zitiert der "Kurier" in seiner Mittwochausgabe den Wifo-Arbeitsmarktexperten Eppel. Dieser sieht die neue Förderung nicht grundsätzlich negativ: "Aus meiner Sicht kann der Beschäftigungsbonus dazu beitragen, dass sich die Stimmung der Unternehmen verbessert und zusätzliche Jobs geschaffen werden, indem der Faktor Arbeit billiger gemacht wird", so Eppel.

Zwei Faktoren würden aber die potenzielle Wirkung schmälern. So würden damit auch Neueinstellungen gefördert werden, die es auch ohne Senkung der Lohnnebenkosten gegeben hätte. Eppel kritisiert zudem, dass der Bonus nur eine isolierte Einzelmaßnahme sei. "Wirksamer wäre es, den Faktor Arbeit grundlegend und dauerhaft im Zuge einer Steuer- und Abgabenstrukturreform zu entlasten", so Eppel. Das heiße, die Regierung sollte die Lohnnebenkosten generell senken. So werde wieder einmal nur "an einer einzelnen Schraube gedreht".

>>> Ö1-"Mittagsjournal"

>>> Bericht im "Kurier"

(APA)

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