Von bayrischen Bauern inspiriert, von Franz Josef Strauß perfektioniert und von Jörg Haider kopiert: Die Aschermittwochsrede hat eine lange Tradition.
„Kanzler Schüssel ist wie eine schwarze Witwe, die jeden auffrisst, der sich mit ihr paart“, ruft Jörg Haider und erntet Gelächter. „Gusenbauer ist so unpopulär, wenn er Bestattungsunternehmer wäre, würde keiner mehr sterben“, poltert Heinz-Christian Strache, und die Menge freut sich über den Hieb auf den SPÖ-Kanzler.
Wenn Politiker am Aschermittwoch auftreten, dann bedeutete dies schon immer markige Sager. Dann stand stets Kritik an anderen Parteien auf dem Programm. Oder einfach an jedem, der gerade politisch unbequem war. Wobei das Niveau der Pointen indirekt proportional zum mit Fortdauer der Reden steigenden Alkoholspiegel des Publikums ausfallen kann. „Ich verstehe überhaupt nicht, wie einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann“, polterte Haider etwa im Jahr 2001 gegen den damaligen Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant. „Wenn einer schon Adamovich heißt, muss man sich zuerst erst einmal fragen, ob er überhaupt eine aufrechte Aufenthaltsgenehmigung hat“, verlautbarte Haider ein Jahr später, um den Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs nach dem Ortstafel-Erkenntnis zu verunglimpfen.