Bundesheer prüft Modelle für Luftraumüberwachung

Eurofighter
EurofighterAPA/HARALD SCHNEIDER
  • Drucken

Bis Ende Juni sollen dem Verteidigungsminister zwei bis vier Varianten vorgelegt werden. Auch Modelle ohne den Eurofighter werden geprüft.

Während im Parlament ab Dienstag ein neuer U-Ausschuss die Causa Eurofighter unter die Lupe nimmt, rauchen im Verteidigungsministerium die Köpfe, wie die aktive Luftraumüberwachung künftig aussehen könnte. Derzeit sei alles offen, sagte Brigadier Karl Gruber am Montag. Man prüft auch Varianten ohne den Eurofighter. Bis Ende Juni werden dem Minister zwei bis vier Modelle vorgelegt.

Die seit 1970 eingesetzten Saab 105-Flieger sind aus Altersgründen spätestens 2020 Geschichte. Zudem ächzt man im Heer wegen der hohen Kosten des Eurofighters. Eine Flugstunde schlägt beispielsweise mit 80.000 Euro zu Buche. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat deshalb eine Sonderkommission unter der Leitung des Luftstreitkräftekommandanten Gruber beauftragt, bis Sommer "alle Optionen" zu prüfen, wie man in Zukunft die Sicherheit des Luftraums gleich effektiv, aber kostengünstiger garantieren kann.

Ausgangslage ist eine aktive Überwachung an 365 Tagen - durchschnittlich neun bis zehn Stunden täglich, nach Bedarf auch rund um die Uhr. Überhaupt auf Abfangjäger zu verzichten, sei "kein Thema", betonte Gruber am Montag. Immerhin gebe es ein "klares Bekenntnis zur lückenlosen Sicherung des österreichischen Luftraumes". Gruber hob hervor, dass er nicht den Auftrag habe, "auf irgendein Wunschergebnis hinzuarbeiten". Da die Arbeit der Kommission noch nicht abgeschlossen sei, könne er noch keine Typenentscheidung oder Empfehlung abgeben, auch Präferenz wollte er sich keine entlocken lassen. So ist etwa offen, ob Österreich künftig weiterhin mit zwei Flotten oder doch nur mit einer fliegt.

Kosten sollen nicht steigen

Derzeit kostet die aktive Luftraumüberwachung - also Betrieb und Ausbildung - gut 100 Millionen Euro pro Jahr. Im Idealfall, sagte Gruber, werde man günstiger, zumindest aber sollen die heutigen Kosten auch künftig nicht überschritten werden. Es handle sich durchaus um einen "vernünftigen Richtwert". Berechnet werden derzeit 19 Varianten: Vom Weiterbetrieb der Eurofighter mit Kampfwertsteigerung über die Anschaffung von Trainer-Jets bis zum Umstieg auf Alternativen zum Eurofighter, es geht aber auch darum, ob die Ausbildung hier oder im Ausland erfolgt.

Zunächst werden die Varianten auf "militärische Effektivitätssteigerung" geprüft und ob man ab 2020 startklar sein könnte. Dazu kommt dann eine "Einschätzung" der Kosten bis 2040. Dem Minister sollen dann Ende Juni zwei bis vier Varianten empfohlen werden, wobei es dann rasch zu handeln gelte, wie Gruber betont. Noch im Sommer sollte man etwaige Ausschreibungen oder Verhandlungen mit anderen Regierungen starten. Spätestens bis Jahresende brauche man Klarheit, wohin es geht, in einem Jahr sollte ein Vertrag stehen.

Aufgabe der Jets ist es, die nationale Souveränität und Neutralität zu wahren. Luftraumverletzungen können in niedriger wie in hoher Flughöhe und mit verschiedenen Geschwindigkeiten stattfinden, von Drohnen bis zu Kampfflugzeugen. Ein ordentlicher Abfangjäger könne alle Bereiche abdecken, notwendig ist dazu auch die Möglichkeit, Überschall zu fliegen, erklärte Gruber.

"Der Eurofighter ist kein Schrottflieger"

Mit dem Eurofighter wird es in gewissen Situationen heikel: Etwa, wenn es um die Reaktion gegen ein nicht kooperatives Kampfflugzeug gehe, da "hätte ich Bauchweh, einen österreichischen Piloten mit einer solchen Mission zu betrauen", räumt Gruber ein. Prinzipiell sei der Eurofighter "ein ausgezeichnetes Flugzeug", betonte der Brigadier. "Der Eurofighter ist kein Schrottflieger." Mit den österreichischen Fliegern gebe es aber Probleme, weil - aus Spargründen - "wesentliche Komponenten fehlen". Zum Beispiel eine Allwetterlenkwaffe, um ein Ziel bei jedem Wetter zuverlässig zu treffen. Nachrüsten ist zwar möglich, kostet aber natürlich Geld.

Dazu kommt, dass man Flieger der Tranche 1 statt 2 bekommen habe und etwa die Nachbeschaffung von Ersatzteilen ein Risiko darstelle. Als Alternativmodelle für den Eurofighter kommen nach Grubers Angaben etwa die F-16 (USA), Gripen (Schweden) oder Rafale (Frankreich) infrage.

Mitbedenken muss die Kommission auch die Kosten für Ausbildung und Training der Piloten. Gruber erwähnte die Möglichkeit moderner "High Efficiency Trainer" (4.000-6.000 Euro pro Flugstunde) oder bewaffneter "Advanced Jet Trainer" (6.000-8.000 Euro). Sparpotenzial biete auch verbessertes Simulatortraining - 20 bis 25 Simulatorstunden kosten so viel wie eine reale Flugstunde. Eine "gesteigerte Simulation" ist daher Bestandteil aller Varianten, die derzeit durchgerechnet werden.

Eine weitere Aufgabe, die Terrorabwehr in der Luft, will das Heer künftig in Kooperation mit den Nachbarstaaten abwickeln ("Nacheile"). Verhandlungen mit der Schweiz sollen noch heuer abgeschlossen sein.

Vermeiden will man, dass die Jet-Anschaffung wieder ein Fall für Ermittlungen und U-Ausschüsse wird: Der richtige Umgang mit Lieferanten sei ihm "ein großes Anliegen", unterstrich Gruber. Alle Mitglieder der Sonderkommission seien verpflichtet, "nur lupenrein zu arbeiten". Er selbst führe nie Vier-Augen-Gespräche mit Lieferanten, lasse alles protokollieren und vermeide den Umgang mit Lobbyisten.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.