Mitterlehners letzter Termin führte zu den Giraffen

Reinhold Mitterlehner in Schönbrunn
Reinhold Mitterlehner in SchönbrunnPresse (Marits)
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Wenige Stunden vor seinem Rücktritt eröffnete Mitterlehner noch das neue Giraffenhaus im Schönbrunner Tiergarten. Den beiden neuen Giraffen stahl er dabei die Show.

Was ihn wohl dazu bewogen hat, drei Stunden, bevor er seinen Rücktritt bekannt gab, in den Zoo zu gehen? Lag er dem Aufsichtsratschef des Zoos im Wort, einem seiner Vorgänger als ÖVP-Chef, Wolfgang Schüssel? Oder wollte er seine politische Karriere mit einem möglichst unpolitischen Termin beenden?

Wie auch immer: Reinhold Mitterlehners letzter offizieller Termin vor der Ankündigung zu gehen, führt ihn am Mittwochvormittag nach Schönbrunn, zu den Giraffen Sofie und Fleur. Und obwohl die anwesenden Journalisten zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass Mitterlehner wenig später seinen Rücktritt erklären wird, ist nach den innenpolitischen Querelen der vergangenen Tage die Aufregung groß: Kommt er überhaupt? Und wie ist er drauf? Und vor allem: Wo ist er?

Eine Frage, die Zoodirektorin Dagmar Schratter mehrfach beantworten muss („Er ist schon im Anmarsch“), da Mitterlehner sich verspätet.
Im neu errichteten Wintergarten, dem Highlight der neuen Giraffenanlage, ist es dann kurz ein bisschen fad. Die Giraffen noch zu schüchtern, um aus ihrem Innengehege heraus zu kommen, der Vizekanzler noch nicht da. Warten also.

Bis dahin stellt sich Schüssel gern als Fotomotiv zur Verfügung, ehe sich Mitterlehner samt Entourage an den Kameras vorbei drängt. Ein bisschen gehetzt wirkt er, für die Fotos – unter anderem mit einem als Giraffe verkleideten Zoo-Mitarbeiter – lächelt er aber freundlich in die Kameras. Er sei froh, meint er, heute den Giraffenpark zu eröffnen und nicht etwa ein Objekt, dem die ersten drei Buchstaben fehlen (einen „Affenpark“ also), an den er sich angesichts des „Zirkus, den wir dort und da haben“ erinnert fühle. Mehr zur innenpolitischen Lage sagt er nicht, als Eigentümervertreter lobt Mitterlehner vielmehr den Zoo als „eines der erfolgreichsten Privatisierungsprojekte“.

„San die Giraffen eh drauf?“

Dass die Giraffen sich inzwischen hinausgewagt haben und im Hintergrund an Blättern knabbern, bemerken die Gäste zuerst gar nicht. Noch ein paar Fotos von Mitterlehner, Schratter und Schüssel, ehe einem Fotografen auffällt, wieso heute alle eigentlich hier sind: „San die Giraffen eh drauf?“

Ach ja, die Giraffen. Denen stiehlt, obwohl die beiden Jungtiere sehenswert sind und das Giraffenhaus tatsächlich gelungen ist, Mitterlehner die Show, obwohl noch niemand vom geplanten Rücktritt weiß. Den bemüht originellen Fragen der Medien („Hätten Sie gerne den Weitblick einer Giraffe?“) weicht er aus und lobt den Umbau, den sein Ministerium zum großen Teil (fünf der sieben Millionen Euro) finanziert hat. Und nein – der nächste Wortwitz –, „als hohes Tier“ wie die Giraffe sehe er sich nicht. Und noch einmal nein, mit Schüssel habe er hier heute nichts Politisches besprochen, „Sie haben es ja selbst gehört.“

Dann schiebt er sich an den Kameras vorbei, hinaus ins Freie: „Ich wünsch euch was.“

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