Felipe: "Nachhaltigkeitsaktivistin" vor Sprung an Parteispitze

Ingrid Felipe
Ingrid FelipeAPA/THOMAS BÖHM/TIROLER TAGESZEI
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Die Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreterin und BWL-Absolventin gilt als Aushängeschild der Realos und als logische Nachfolgerin von Eva Glawischnig.

Zwar hielt sich Ingrid Felipe am Donnerstag noch etwas bedeckt hinsichtlich ihrer politischen Zukunft, dennoch gilt die Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreterin als logische Nachfolgerin von Eva Glawischnig als Bundessprecherin der Grünen – hat sie doch insbesondere seit ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin der Tiroler Grünen Mitte 2012 einige Erfolge aufzuweisen. Mit der studierten Betriebswirtin an der Spitze legten die Grünen im Jahr 2013 bei der Landtagswahl 1,86 Prozentpunkte zu und landeten mit 12,59 Prozent auf dem dritten Platz. Damit verzeichneten sie als einzige Partei Zugewinne.

Zudem gewannen die Grünen ein zusätzliches Mandat. Kleiner Wermutstropfen: Das beste Ergebnis in der Geschichte der Tiroler Grünen blieb verwehrt. Dieses holte die Öko-Partei unter ihrem Urgestein Georg Will bei der Landtagswahl 2003 mit 15,59 Prozent, was bis zu diesem Zeitpunkt den größten Sieg bei Landes- oder Bundeswahlen bedeutete.
In drei Sondierungsrunden führte Felipe daraufhin das grüne Verhandlungsteam in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP. Als Ernte wurden zwei grüne Landesräte und die Agenden Umwelt- und Klimaschutz, Verkehr, Frauen, Soziales und Integration eingefahren. Zupass kam Felipe freilich, dass sie im Wahlkampf kein Porzellan zerbrochen hatte und gegenüber der ÖVP einigermaßen konziliant auftrat.

In der Partei ausgezeichnet vernetzt

Die 38-Jährige, die sich gern als „Nachhaltigkeitsaktivistin“ beschreibt, ist eher dem bürgerlichen Flügel der Grünen zuzuordnen und pflegt ihr Image als Realo. Ihr Verhältnis zu Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gilt als sehr gut und ist von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Innerhalb der Partei ist sie ausgezeichnet vernetzt und durchaus beliebt – auch bei der Basis. Auf Parteiveranstaltungen bzw. -festen gehört die gesellige Läuferin und Handballerin oft zu den Letzten, die nach Hause gehen.

Ihr Ehrgeiz und ihre hohen Ziele sind seit jeher berüchtigt, weshalb Wegbegleiter schon länger davon ausgehen, dass sie Glawischnig beerben will – allerdings wollte sie das ursprünglich erst nach der Tiroler Landtagswahl 2018 und der Neuauflage der Koalition machen –, womit sie sich erneut als Macherin profilieren will. Parteifreunde gehen davon aus, dass sie auch als Bundessprecherin nicht in den Nationalrat wechseln, sondern die Grünen als Spitzenkandidatin in die nächsten Landtagswahlen führen wird. Auch mit Wien soll sie keine Berührungsäste haben, als stellvertretende Bundessprecherin reist sie zweimal im Monat nach Wien und „genießt das sehr“, wie es ein Kollege ausdrückt. Diese Funktion übernahm sie im Februar 2016, damals folgte sie der Wiener Vizebürgermeisterin, Maria Vassilakou, nach.

Handball, Architektur und BWL

Felipe wurde am 22. August 1978 in Hall in Tirol geboren. 1997 legte sie die Matura an der Handelsakademie in Innsbruck ab. Danach absolvierte die langjährige Handballspielerin das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und arbeitete unter anderem im Projektmanagement bei diversen Veranstaltungen des Tiroler Handballverbandes sowie als Büromanagerin in einem größeren Architekturbüro. Bis heute betont sie öffentlich gern ihre Wirtschaftskompetenz und ihre beruflichen Erfahrungen außerhalb der Politik. Großen Wert legt sie auch auf ihren ausgesprochen multikulturellen Freundeskreis mit Leuten beispielsweise aus Nigeria, Gambia und der Ukraine.

Alleinerziehende Mutter

Von 2005 bis 2010 fungierte Felipe als Finanzreferentin der Grünen. Seit November 2009 bekleidet sie das Amt der Landessprecherin. Im Mai 2012 zog Felipe als Nachfolgerin der aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedenen Abgeordneten Maria Scheiber in den Tiroler Landtag ein. Im Mai 2013 wurde sie vom Tiroler Landtag zur Landeshauptmann-Stellvertreterin und Landesrätin unter anderem für Umwelt- und Klimaschutz sowie Verkehr gewählt.

Felipe, die sich laut eigenen Angaben unter anderem von Bert Brecht, Victor Hugo, Marie von Ebner-Eschenbach und Richard David Precht inspirieren lässt, ist alleinerziehende Mutter eines 14-jährigen Sohnes, der aus ihrer mittlerweile geschiedenen Ehe mit ihrem Mann aus der Dominikanischen Republik stammt, wo sie auch eine Zeit lang gelebt hat. Daher auch ihre ausgezeichneten Spanischkenntnisse und der Name Felipe. Mit Mädchennamen heißt sie Ingrid Walpoth.

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