Längstdienender Abgeordneter hat 119 Minister erlebt

Jakob Auer (oben)
Jakob Auer (oben)(c) OEVP
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ÖVP-Parlamentarier Jakob Auer ist seit 1983 im Hohen Haus. Der Bauernbundchef erlebte beim letzten Landwirtschaftsausschuss ein Premiere: die Vorsitzführung vom Präsidentenstuhl im Plenarsaal.

Wien. Er ist gemeinsam mit dem SPÖ-Abgeordneten und Vizeklubchef Josef Cap der momentan längstdienende Parlamentarier in Österreich. Seit 19. Mai 1983, also seit 34 Jahren, ist Bauernbund-Präsident Jakob Auer (68) ÖVP-Abgeordneter. Ein Bezug zur Gegenwart sticht ins Auge: Derzeit hat die SPÖ die Möglichkeit eröffnet, dass auch die FPÖ bei Einhaltung eines Wertekompasses künftig Regierungspartner nach der Wahl am 15. Oktober sein kann. Im Frühjahr 1983 hatte gerade die rot-blaue Regierung Sinowatz/Steger ihren Amtsantritt.

119 Minister hat Auer, der aus Fischlham im oberösterreichischen Zentralraum zwischen Linz und Wels kommt, seither er- und überlebt. Mit 34 Jahren als Parlamentarier hat der ÖVP-Mandatar sogar seine eigene 32 Jahre dauernden Amtszeit als Bürgermeister übertroffen.

Bei seiner letzten Sitzung im Landwirtschaftsausschuss am Mittwoch dieser Woche gab es dennoch auch für ihn ein Novum: Auer führte im großen Plenarsaal oben vom Präsidentenstuhl aus, auf dem üblicherweise die Nationalratspräsidenten Platz nehmen, den Vorsitz. Unter ihm auf der Regierunngsbank Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter.

Dieser war es auch, der anschließend mit Bauernbundpräsident Auer und dem Präsidenten der Bundeslandwirtschaftskammer, dem Niederösterreicher Hermann Schultes, zum Sommerfest in das Mariahilfer Lokal Kaiserwalzer geladen hatte. Auer verlässt mit dem Weinviertler Schultes, der auch schon seit dem Jahr 2000 Parlamentarier ist, das Hohe Haus. In ihren Funktionen als hohe Agrarvertreter bleiben beide vorerst jedoch im Amt. Die Funktionsperiode von Auer würde noch bis 2018 dauern. Schultes ist seit 2014 als Präsident der Bundeslandwirtschaftskammer auch Sozialpartner-Vertreter der Bauern und damit auf Augenhöhe mit Wirtschafts- und Arbeiterkammer sowie ÖGB. 

Auer lobte bei seinem Abschied ausdrücklich einen Roten, den früheren Sozialminister Rudolf Hundstorfer, der zuvor von 2006 bis Dezember 2008 auch ÖGB-Präsident war, wegen dessen Handschlagqualität. In Wahlkampfzeiten alles andere als alltäglich, gerade in einer Zeit, in der zwischen SPÖ und ÖVP gegenseitig tiefes Misstrauen herrscht und eine Neuauflage einer rot-schwarzen Koalition als äußerst unwahrscheinlich gilt.

Im Wettlauf mit Cap hatte Auer übrigens 1983 die Nase knapp vorn. Die ÖVPler war länger Parlamentarier als Cap, weil er bei der Angelobung beim Buchstaben A vor C an der Reihe war.

(ett)

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