"Ich bin überwältigt", bedankt sich die Ex-Präsidentschaftskandidatin. Sie kandidiert fix bei der Nationalratswahl als Listenzweite hinter Parteichef Strolz.
Eine Wortmeldung störte die Harmonie bei der gestrigen Neos-Mitgliederversammlung dann doch: Ob Irmgard Griss zum Sager über den Nationalsozialismus Stellung nehmen könne, für den sie im Präsidentschaftswahlkampf heftig kritisiert wurde. („Es war nicht so, dass die Nazis von Anfang an nur ein böses Gesicht gezeigt haben.“) „Autoritäre Bewegungen kommen auf leisen Sohlen“, sagte die Ex-Höchstrichterin dazu. Ihre Einstellung zum Nationalsozialismus sei klar: „Ich lehne das aus tiefster Seele ab. Ich hatte mein ganzes Leben nicht die leiseste Sympathie.“
Eine Erklärung, die gestern von den Neos mit Applaus quittiert wurde. Mit noch einem, muss man eigentlich sagen: Denn applaudiert wurde für Irmgard Griss viel an diesem Nachmittag im Uniqua Tower, wo knapp 270 Neos über die Allianz mit ihr abstimmten. Und sich mit klarem Ja bei zwei Handvoll Gegenstimmen dafür entschieden, mit der ehemaligen unabhängigen Präsidentschaftskandidatin in die Nationalratswahl am 15. Oktober zu gehen.
„Ich bin überwältigt“, bedankte sich Griss nach der dritten Standing Ovation des Nachmittags. „Gemeinsam können wir etwas weiterbringen. Ich bin dazu bereit.“ Nach dem positiven Votum der Parteibasis wird die 70-Jährige hinter Parteichef Matthias Strolz auf Platz zwei der pinken Bundesliste sowie auf Platz eins der steirischen Landesliste stehen. Und sie wird auch in dem neuen, insgesamt 15 Wörter langen Listennamen für die Wahl vorkommen, bei dem sich sogar Parteichef Strolz kurz verhaspelte. Korrekt lautet er: „Neos – Das neue Österreich gemeinsam mit Irmgard Griss, Bürgerinnen und Bürger für Freiheit und Verantwortung.“
Fünf V und Victory. Die Ex-Höchstrichterin hatte sich zuvor bei den Neos für ihre Unterstützung im Präsidentschaftswahlkampf bedankt und mit ihren „fünf V“ noch einmal für sich geworben: Veränderung, Verantwortung, Vernunft, Verständnis und Vertrauen seien für sie die Eckpunkte. Und im Hinblick auf die Nationalratswahl sagte sie: „Auch das Victoryzeichen ist ein V.“ Strolz schwor seine Parteimitglieder auf den 15. Oktober ein, für den er als Ziel schon zuvor Zweistelligkeit ausgegeben hatte. „Wir zielen auf die Sterne. Und es ist okay, wenn wir dann auf dem Mond landen.“ Das „Kartell“ zwischen SPÖ und ÖVP gehe zu Ende. „Das geht besser, davon bin ich zutiefst überzeugt.“
(APA)