Umstrittener FPÖ-Mandatar Hübner kandidiert nicht mehr für Nationalrat

Archivbild: Johannes Hübner mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Archivbild: Johannes Hübner mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Die Vorwürfe des Antisemitismus weist Hübner weiter zurück. Parteichef Strache will er erst über seinen Schritt informieren.

Der umstrittene FPÖ-Mandatar Johannes Hübner kandidiert nicht mehr für den Nationalrat. Das kündigte er Dienstagnachmittag in oe24.tv an. Wie Hübner betonte, sei er zu diesem Schritt von niemandem gedrängt worden. Er werde auch erst jetzt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache darüber informieren.

Die Vorwürfe des Antisemitismus wies Hübner weiter zurück. Er kritisierte, dass die eigentlichen Themen jetzt von der "Totschlag-Kampagne" und "beinharten Zerstörungsstrategie" gegen ihn und die FPÖ überdeckt worden seien. Jetzt müssten SPÖ und ÖVP andere Vorwände finden, wenn sie nicht mit den Freiheitlichen koalieren wollten.

Hübner, der stets dem ganz rechten Flügel der FPÖ zugeordnet wurde, war unlängst ungewollt in die Schlagzeilen gekommen, als der "Standard" eine im Vorjahr gehaltene Rede des Anwalts am Kongress der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik in Thüringen publizierte, die antisemitisch konnotierte Anspielungen enthielt. SPÖ und ÖVP äußerten darauf, nicht mit einer Hübner-FPÖ koalieren zu wollen.

Aussagen waren ein "dummer Fehler"

Hübner betonte im oe24.tv-Interview, seine als antisemitisch aufgefassten Aussagen seien ein "dummer Fehler" gewesen. Diese hätten auf einer Fehlinformation basiert. Hübner hatte unter anderem den "Vater" der österreichischen Verfassung Hans Kelsen als Hans Kohn bezeichnet. Die Verwendung dieses jüdischen Namens gilt in einschlägigen Kreisen als antisemitischer Code. Aus diesem "bedauerlichen Irrtum" sei eine Medien- und Polit-Kampagne gegen ihn entstanden, findet Hübner. Mit dem Wissen von heute würde er "dieses Zitat so nicht mehr verwenden". Sein Verzicht auf eine Wiederkandidatur erfolge jedenfalls "schweren Herzens". Er setze diesen Schritt, um Schaden von der Freiheitlichen Partei fernzuhalten.

Der 60-jährige Wiener hatte dem Nationalrat seit 2008 angehört und war dort unter anderem als außenpolitischer Sprecher der FPÖ aktiv.

Kickl bedauert Rückzug

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl akzeptiert den Rückzug des freiheitlichen Mandatars, bedauert ihn aber persönlich. Er kenne Hübner seit vielen Jahren als ehrlichen, engagierten und äußerst gebildeten Menschen. Dabei habe er keinen Anlass dazu gegeben, den zuletzt gegen ihn erhobenen Vorwürfen Glauben zu schenken.

"Das bedeutet nicht, dass es nicht die eine oder andere missverständliche oder überpointierte Passage in der Rede gibt, die die Möglichkeit zur Missinterpretation bietet", meint Kickl. Immer alles richtig mache auch er nicht, so wie übrigens kein Mensch mit Ausnahme der "linken Gutmenschen vom Dienst" in deren Selbstinterpretation.

(APA)

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