SPÖ: Silberstein brachte umstrittenen Berater mit

Tal Silberstein
Tal Silberstein APA/AFP/JACK GUEZ
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Das Video mit Kanzler Kern als Pizza-Boten war die Idee von Moshe Klughaft, einem früheren Berater der israelischen Rechten. Der SPÖ-Chef bemüht sich indes um Beruhigung: Der Wahlkampf laufe "bis jetzt ausgezeichnet".

Die SPÖ und ihre Berater kommen derzeit nicht aus den Schlagzeilen. Nach dem Abgang von Kampagnenleiter Stefan Sengl trennte sich die Kanzlerpartei nun von Spindoktor Tal Silberstein. Der Grund: Der auf Umfragen spezialisierte Experte wurde in Israel verhaftet; ihm und seinen Geschäftspartnern werden Geldwäsche, Untreue und Behinderung der Justiz vorgeworfen. Nun folgen weitere Details: Wie die israelische Zeitung "Haaretz" berichtet, habe sich Silberstein als Unterstützung für seine rote Kampagnenarbeit den israelischen Kampagnenexperten Moshe Klughaft geholt, der unter anderem die dortige Ultra-Rechte beraten hat.

Klughaft war einst der Chefstratege Naftali Bennets für die Siedlerpartei "Jüdisches Heim", die sich gegen eine Zwei-Staatenlösung wehrt. Zudem soll Bennet gute Kontakte zu Russland unterhalten. Die israelische Zeitung "Jerusalem Post" beschreibt Klughafts Kampagnenstil als "Trump-esk".

Darauf vom Magazin "News" angesprochen, sagte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler, dass Klughaft Silberstein unterstützt habe, so sei etwa der Video-Dreh mit Bundeskanzler Christian Kern als Pizza-Lieferanten dessen Idee gewesen. Und er betonte: "Klughaft hat mit uns nie einen Vertrag gehabt, sondern rein bei Tal Silberstein, und nun ist natürlich auch diese Zusammenarbeit beendet."

Für Kern läuft Wahlkampf jetzt ausgezeichnet

Kanzler Kern versuchte unterdessen die Bedeutung der Festnahme seines Beraters Silberstein für die SPÖ herunterzuspielen. Gegenüber "Österreich" meinte er, dass der Israeli "ganz sicher nur eine Nebenrolle im Wahlkampf-Team gespielt" habe. Dessen Aufgabe würde nun intern übernommen: "Unser Wahlkampf läuft jetzt ausgezeichnet, das Team arbeitet großartig - wir lassen uns von so einer Sache sicher nicht aus dem Tritt bringen. Alles ist auf Schiene."

Außerdem, so Kern, habe nicht Silberstein seine Wahlkampf-Strategie entwickelt: "Das mache immer noch ich." Für eine Schlüsselrolle sei der Berater alleine schon zu wenig anwesend gewesen. Auch der Slogan "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht" sei sicher nicht von Silberstein. "Entschuldigen Sie, aber der Mann kann kein Wort Deutsch", sagt Kern.

Was bisher geschah

Tal Silberstein, bis Montag SPÖ-Berater, der Geschäftsmann Beny Steinmetz sowie weitere Beteiligte wurden am Montagvormittag in Israel festgenommen. In Büros und Wohnhäusern der Verdächtigen wurden Hausdurchsuchungen vorgenommen. Die Vorwürfe drehen sich unter anderem um Geldwäsche, Untreue und Behinderung der Justiz. Es geht um Vorfälle in Guinea und Rumänien, um Immobiliendeals und Diamantgeschäfte. In Rumänien läuft seit Jänner dieses Jahres bereits ein Prozess gegen Steinmetz, Silberstein und andere. Alle Genannten beteuern ihre Unschuld. Steinmetz sieht US-Milliardär George Soros als Hintermann der Ermittlungen gegen ihn: Dieser führe einen „politischen Krieg“ gegen ihn.

>>> Bericht in "News"

>>> Bericht in "Haaretz"

>>> Bericht in "Österreich"

(Red./APA)

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