Silbersteins Kampagne für die Wien-Wahl war umstritten – aber erfolgreich.
Wien. Im Wien-Wahlkampf 2015 arbeitete Tal Silberstein für die Neos. Angeblich unentgeltlich. Warum? Weil er gerade Zeit hatte. Ein Zeitfenster zwischen anderen Aufträgen. Eingefädelt hatte das Ganze ein Bekannter Silbersteins, der früher für das LIF tätig war. Ob auch der frühere LIF-, spätere Neos-Financier und Gusenbauer-Freund Hans Peter Haselsteiner damit zu tun hatte, bleibt unklar. Bei den Neos heißt es: Nein.
Wie auch immer: Silberstein, weil quasi nur auf der Durchreise, entwickelte auch kein umfangreiches Konzept wie für SPÖ-Wahlkämpfe, sondern gab gewissermaßen die Stichworte für die Kampagne vor. Und diese hatten es für eine Partei wie die Neos, die sich selbst als klein, aber fein versteht, in sich. Die Neos kamen auf einmal mit Slogans gegen die „g'stopften Politiker“ daher.
Manche, auch bei den Neos, fühlten sich an Jörg Haider in seinen Anfangszeiten erinnert. Neben diesen für die Neos sehr populistischen Slogans setzte man aber auch auf strikte Abgrenzung gegenüber der FPÖ – so wie das auch Michael Häupl mit seiner SPÖ tat.
„Diese aggressiven Slogans waren damals bei den Neos sehr umstritten. Heute ist aber unbestritten, dass sonst der Einzug in den Gemeinderat nicht gelungen wäre“, sagt ein Neos-Mann. Vor allem Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger konnte mit Silberstein sehr gut, andere weniger. Auch Matthias Strolz und dessen Umfeld sollen von Silberstein weniger angetan gewesen sein. Denn der Offizier der israelischen Armee setzt nicht nur auf harte Slogans, sondern schlägt auch selbst mitunter rauere Töne an. Silberstein ist einer, der penibel darauf achtet, dass eine einmal eingeschlagene Strategie auch eingehalten und nicht je nach Laune von Einzelnen wieder abgeändert wird. (oli)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2017)