Asylunterkunft St. Gabriel: Erste Gruppe Flüchtlinge verlegt

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Weil FPÖ-Landesrat Waldhäusl "Sicherheitsbedenken" hatte, müssen rund 110 minderjährige, kranke oder psychisch beeinträchtigte Flüchtlinge in andere Quartiere ziehen. "Humanitäre Härtefälle" könnten vorerst in dem Quartier in Maria Enzersdorf bleiben.

Nach der von Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) angekündigten Verlegung von Flüchtlingen aus der Asylunterkunft St. Gabriel in andere Quartiere sind am Montag 24 unbegleitete Minderjährige in ihr neues Quartier übersiedelt. "Humanitäre Härtefälle können vorerst in Maria Enzersdorf verbleiben", teilte Waldhäusl am Nachmittag nach einem "konstruktiven" Gespräch mit der Caritas-Geschäftsführung mit.

Dabei seien Details zum Umzug der Bewohner von St. Gabriel klar abgestimmt worden. "Außerdem ist die Zukunft des Asylquartiers in Maria Enzersdorf für beide Vertragspartner eine aktuell zu klärende Thematik", so Waldhäusl.

Umzug in drei Phasen

Nach der Übersiedlung der ersten Gruppe stehe der Umzug der zweiten Gruppe vor der Türe "und in der dritten und letzten Phase Ende Juni finden letztlich Familien mit schulpflichtigen Kindern ihr künftiges Zuhause", informierte der Landesrat: "Gegenüber dem Vertragspartner Caritas habe ich heute außerdem zugesagt, dass die humanitären Härtefälle vorerst in St. Gabriel verbleiben können."

"Wie auch immer sich die vertragliche Vereinbarung mit der Caritas Wien - und auch anderen Vertragspartnern - darstellt bzw. darstellen wird, für mich steht stets die Sicherheit an vorderster Stelle", meinte Waldhäusl: "Für die Bewohner von Asylquartieren und auch allen Menschen, die sich im unmittelbaren Umfeld aufhalten."

Generalkapitel der Steyler Missionare erklärt Solidarität

Die angekündigte Verlegung der Flüchtlinge hatte für viel Kritik gesorgt. Auch das Generalkapitel der Steyler Missionare weltweit erklärte seine Solidarität mit dem Missionshaus St. Gabriel und der Caritas Flüchtlingshilfe: "Wir protestieren entschieden gegen die Verlegung von minderjährigen, kranken und psychisch beeinträchtigten oder traumatisierten Flüchtlingen von unserem Haus in andere Unterkünfte", hieß es in einer Aussendung am Montag.

Diese Menschen, die wiederholt in ihrem Leben Ortsveränderungen erleiden mussten, bräuchten Stabilität und Unterstützung. Die zuständige Autorität - Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) - werde ersucht, die Entscheidung zu überdenken und die "notwendige Unterstützung für die Caritas Flüchtlingshilfe St. Gabriel zu garantieren, damit diese ihre Arbeit zum Wohl der Asylsuchenden in St. Gabriel fortsetzen kann".

Kritik gab es auch aus dem Parlament - von der Liste Pilz. Mandatarin Alma Zadic rief auf Facebook dazu auf, ein Protestschreiben an Mikl-Leitner zu unterstützen.

Von Behördenseite werde die Auflösung des Flüchtlingsheims mit ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen begründet, die sich beim tragischen gewaltsamen Tod eines Flüchtlings in St. Gabriel im Mai 2018 gezeigt hätten. Dazu hieß es laut Kathpress, die Mitbrüder in St. Gabriel, die seit 26 Jahren Tür an Tür mit den Flüchtlingen leben, seien nicht besorgt wegen ihrer eigenen Sicherheit, sondern "wegen der unmenschlichen Behandlung von Asylsuchenden in Europa, inklusive in Österreich". Man hoffe, dass die österreichische Regierung ihre gute Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche fortsetzen werde, um die verletzlichsten Menschen zu schützen. In St. Gabriel wohnten zuletzt an die 110 Flüchtlinge, darunter 50 schwerkranke Menschen, 45 Angehörige und 24 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

(APA)

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