270.000 Österreicher haben türkische Wurzeln. Eine Gruppe, die seit vielen Jahren Spielball der Politik auf beiden Seiten ist. Die Geschichte der Austro-Türken und ihr Verhältnis zur alten Heimat.
270.000 Österreicher haben türkische Wurzeln. Eine Gruppe, die seit vielen Jahren Spielball der Politik auf beiden Seiten ist. Die Geschichte der Austro-Türken und ihr Verhältnis zur alten Heimat. Es ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Seit in den 70er Jahren erstmals eine große Anzahl von Türken nach Österreich kam, um hier zu arbeiten und zu leben, ist ihr Verhältnis zu ihrem Herkunftsland ein Thema. Die Rechercheplattform Addendum hat recherchiert, wie sich das Verhältnis der Türken in Österreich und Europa zu ihrer alten Heimat geändert hat, welchen Einfluss die Türkei auf die hier lebenden Menschen hat und welche Chancen auf sozialen Aufstieg jene Menschen, die hier leben, haben.
Knapp fünf Prozent der Wahlbeteiligten in der Türkei leben im Ausland. In 60 verschiedenen Ländern. So verstreut sie auch sind, sie können ausschlaggebend für diese Wahl sein, wie es auch in diesem Wahlkampf wieder deutlich wurde. Türkische Vereine und die Religionsbehörde Diyanet sind wichtige Sprachrohre für Erdogan. Die Vorgangsweise sorgt auch regelmäßig für Spannungen.
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In Gesprächen mit Anhängern bei einer Wahlkampfveranstaltung Erdogans im Olympiastadion in Sarajevo, kristallisierte sich das Motiv für die Unterstützung heraus: "Er gibt ihnen kollektiv das Selbstbewusstsein zurück, dass viele von ihnen in einer individuellen Geschichte des Zurückbleibens und Scheiterns verloren haben".
Schule, Ausbildung und Arbeit sind elementare Instrumente der Integration. Genau hier gibt es aber massive Probleme. Laut Addendum stehen Türkischstämmige in Bezug auf Ausbildung und Arbeitsmarkt deutlich schlechter da als andere Bevölkerungsgruppen. Demnach verfügen 61 Prozent der hier lebenden Personen mit türkischen Wurzeln nur über einen Pflichtschulabschluss. Nur 26 Prozent haben einen Lehrabschluss oder einen Abschluss einer Berufsbildenden Schule; lediglich neun Prozent besuchen eine höhere Schule. Eine Verbesserung findet nur langsam statt.
Addendum geht davon aus, dass die in der letzten Legislaturperiode beschlossene Ausbildungspflicht entgegenwirken kann: "Zukünftig ist daher zu erwarten, dass die Anteile wesentlich stabiler bleiben." Daher auch nur wenig überraschend der hohe Anteil an Arbeitslosen unter türkischen Staatsbürgern. Die Quote lag bei 18,6 Prozent. Bei österreichischen Staatsbürgern lag er 2017 bei 7,5 Prozent. Ein Umstand, der sich laut Addendum bei Arbeitssuchenden im Alter bemerkbar machen. Besonders zäh verlaufe die Integration in den Arbeitsmarkt bei türkischstämmigen Frauen.
Türken suchen daher Trost und Anerkennung in der Familie und in der Religion, analysiert Addendum. Und hier schließe sich der Kreis: "Türkische Vereine und die starken Familientraditionen begünstigen Abschottung und Nichtintegration." Wenn es nicht gelinge, die Kinder im Pflichtschulalter aus dem Einflussbereich von Religion und enger Familienstruktur ein Stück herauszulösen, droht Österreich eine ganze Generation junger Türken zu verlieren.
>>> Hier geht's zur ausführlichen Addendum-Geschichte.
(Red.)