Während die Situation beim Alkohol am Steuer besser wurde, gelten Drogen – neben Smartphones – zunehmend als Gefahrenquelle.
Wien. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) ist drogengefährdet, Stephansdom-Pfarrer Toni Faber ebenso und Skifahrerin Nicole Hosp geht es auch nicht besser. Ersterer bekannte dies wohl einstudiert am Montag bei einer Pressekonferenz mit Innenminister Herbert Kickl (ebenso FPÖ) beim Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Zweiterer und Drittere sind nun mit dem Satz „Ich bin drogengefährdet“ (durch Drogenlenker in Gefahr, wie jeder Verkehrsteilnehmer also) Testimonials der neuen Kampagne, bei der es um Drogen am Steuer geht. Denn: „Bei Alkohol haben wir viel erreicht, aber wir haben noch zwei große Problemfelder, Smartphones und Drogen“, sagt Hofer.
Drogenlenker werden zu einer immer größeren Gefahr, heißt es vom KFV – auch wenn da vieles noch im Dunklen ist. Bisher wird nicht einmal nach Unfällen standardisiert getestet, ob jemand unter Substanzeinfluss stand. Da soll sich rechtlich etwas ändern. Und indem neue Speichel-Vortestgeräte angeschafft werden, mit denen schon auf der Straße Substanzeinfluss nachgewiesen werden kann.
Seit März 2017 hat jede der neun Landespolizeidirektionen ein Drogen-Vortestgerät zur Verfügung. Der Speicheltest (via Mundhöhlenabstrich) sollte Cannabinoide (THC), Opiate, Kokain, Amphetamin, Methamphetamin und MDMA/Ecstasy erkennen. Allerdings gibt es bei Cannabis Probleme, da es nur bedingt im Speichel nachweisbar ist. Diese Geräte wurden laut Kickl bis Mitte August 192 Mal eingesetzt, in 66 Fällen waren die Ergebnisse positiv. Demnach war jedes einzelne der Geräte 1,3 Mal im Monat im Einsatz, nicht einmal ein Drogenlenker pro Monat wurde je Gerät positiv getestet.
Das Innenministerium will nun neue, zusätzliche moderne Speichel-Vortestgeräte mit dem KFV und in Abstimmung mit dem Verkehrsministerium testen. Auch Polizisten sollen im Gebrauch der Geräte geschult werden. Wann der Test starten soll, steht noch nicht fest. Jedenfalls bald.
Bei Drogendetektion erst am Anfang
Othmar Thann, der Direktor des KFV, geht jedenfalls von hohen Dunkelziffern aus: Internationale Forschungen hätten gezeigt, dass vier Prozent der Teilnehmer am europäischen Straßenverkehr unter dem Einfluss von Drogen oder (relevanten) Medikamenten stehen. Das KFV hat 2017 bei einer Dunkelfeldstudie erhoben, dass hochgerechnet rund 177.000 Österreicher in den vergangenen zwölf Monaten ein Fahrzeug unter Suchtmitteleinfluss gelenkt haben. Deswegen den Führerschein verloren haben die wenigsten: Zwischen 2010 und 2014 wurde weniger als 1000 Mal im Jahr jemand wegen Suchtmittelbeeinträchtigung der Führerschein abgenommen. 2017 und 2018 wurden die Zahlen schon gesteigert.
Zahlen, wie oft Drogenlenker tatsächlich Unfälle verursachen, gibt es nicht. Das wurde noch nicht ausreichend analysiert, sagt Martin Germ, der Leiter des Verkehrsdiensts im Innenministerium. Thann bezieht sich auch auf Vergleichszahlen aus Frankreich: Dort sei man in der Drogendetektion „schon weiter“: 2016 waren dort 22 Prozent aller Verkehrstoten bei Unfällen ums Leben gekommen, „bei denen mindestens einer der Beteiligten Drogen konsumiert hatte“, so Thann. Denn die Unfälle würden schwerer verlaufen. Die neue Kampagne soll auf das Problem nun aufmerksam machen – sie soll zehn Monate laufen, das Verkehrsministerium zahlt dafür eine Million Euro. (cim)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2018)