Wende bei Papamonat: ÖVP sagt Ja, aber ...

NATIONALRAT: BOGNER-STRAUSS/HARTINGER-KLEIN
NATIONALRAT: BOGNER-STRAUSS/HARTINGER-KLEINAPA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Die ÖVP gibt ihren Widerstand gegen den Papamonat auf. Familienministerin Bogner-Strauß (ÖVP) will das Thema mit der FP-Sozialministerin besprechen. Auch Kanzler Kurz sagt nun: "Wir wollen mehr Väter-Beteiligung". Er beharrt aber auf die Interessen der Wirtschaft.

Der Papamonat für alle Väter könnte bald Realität werden. Die ÖVP gibt ihre Abneigung dagegen scheinbar auf. Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) kündigte vor dem Ministerrat am Mittwoch an, dass sie dieses Ansinn der FPÖ unterstützt und demnächst mit Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) das Thema besprechen möchte.

Die Umsetzung eines Rechtsanspruches auf ein Papamonat noch im heurigen Jahr, wie sich das die FPÖ wünscht, ist aus Sicht von Bogner-Strauß möglich. Die Vereinbarung von Familie und Beruf sei ihr ein wichtiges Anliegen. Dazu sei eine höhere Väter-Beteiligung sehr wichtig, sagte Bogner-Strauß. Österreich hinke hier im Vergleich zu skandinavischen Ländern hinterher. Sie unterstütze daher die Forderung nach einem Papamonat, so die Familienministerin.

Überraschendes Einlenken

Die ÖVP kommt damit überraschend ihrem Koalitionspartner entgegen und gibt ihren Widerstand gegen den Papamonat auf. In den "Oberösterreichischen Nachrichten" von heute wird Bogner-Strauß noch damit zitiert, dass für sie die ersten vier Wochen nach der Geburt weniger relevant seien. "Mir ist ganz wichtig, dass wir mehr Väter in die Elternteilzeit bringen", sagte Bogner-Strauß. In Österreich würden Frauen 70 Prozent der unbezahlten Hausarbeit leisten. Derzeit ist Teilzeit vor allem weiblich, eine Lösung sieht sie darin, dass mehr Väter ihre Arbeitszeit zugunsten der Familie reduzieren und sich Frauen stärker auf dem Arbeitsmarkt einbringen.

Die Ministerin weist in dem Zeitungsartikel darauf hin, dass es einen Rechtsanspruch auf Väterkarenz gebe, dennoch würden nicht einmal 20 Prozent der Männer davon Gebrauch machen. Die ÖVP will auch die Kindergeldvarianten evaluieren.

Kurz sagt Ja, aber

Mittlerweile hat auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) grünes Licht für das Projekt Papamonat gegeben. "Wir finden Väter-Beteiligung ganz wesentlich", sagt er nach dem Ministerrat. Das entspreche einem modernen Familienbild, und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) habe vorgezeigt, dass man auch in Führungsposition Beteiligung leben könne. "Das erachten wir als sinnvoll", so Kurz.

Die drei Ministerinnen für Soziales, Familien und Wirtschaft würden nun ein Modell ausarbeiten. Ob es einen Rechtsanspruch auf den Papamonat für alle Väter geben werde, stehe noch nicht fest. Alle möglichen Modelle würden geprüft, sagte Kurz. Dabei werden man aber auch auf die Interessen der Wirtschaft Rücksicht nehmen, um nicht Hürden vor allem für kleine Betriebe aufzubauen. "Aber die Richtung ist ganz klar: Wir wollen mehr Väter-Beteiligung."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Innenpolitik

Verhandlungen über Papamonat "in der Zielgeraden"

Dass ein Papamonat für alle eingeführt wird, ist für Vizekanzler Strache beschlossene Sache. Es seien lediglich noch "ein paar Details zu klären".
NATIONALRAT: BOGNER-STRAUSS/HARTINGER-KLEIN
premium

„Licht“ und „Wärme“: Die Welt von Türkis-Blau

Die ÖVP gibt der FPÖ beim Papamonat nach. Warum tut sie das? Und wie geht es Juliane Bogner-Strauß damit?
NATIONALRAT: HARTINGER-KLEIN
premium

Wie der blaue Papamonat geboren wurde

War der Vorstoß von Beate Hartinger-Klein doch mit der ÖVP abgestimmt? Es gibt zwei Versionen der Geschichte.
Viezekanzler Strache bei Wiener Polizeischülern.
Innenpolitik

Strache: „Mein erster Auftritt seit dem Papamonat“

„Ich bin als Minister nicht unberührbar. Wenn Sie Probleme haben, melden Sie sich bei mir.“ Heinz-Christian Strache bot Wiener Polizeischülern bei Bedarf seine Hilfe an. Und forderte erneut den Papamonat für alle Väter.
Innenpolitik

Strache spricht sich erneut für Papamonat für alle aus

Der Vizekanzler und FPÖ-Chef ist zurück aus der einmonatigen Babypause - und wünscht sich eine Einigung mit der ÖVP in puncto Wahlfreiheit für alle Väter.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.