„Integration durch Leistung“: Kurz-Slogan unter Beschuss

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Leistung allein führe in Österreich nicht immer zu Integration. Staatssekretär Sebastian Kurz verteidigt sein Motto. Dass es ein Staatssekretariat für Integration gebe, sei aber auf jeden Fall etwas Positives.

Wien/Ib. Integration durch Leistung – seit knapp einem Jahr gibt es das Staatssekretariat für Integration mit seinem viel zitierten Slogan. Doch der Spruch, den Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) bei jeder Kampagne wiederholt, sorgte am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion anlässlich des einjährigen Jubiläums für Kritik. Er (der Slogan, nicht Kurz) sei für sein Ressort nicht wirklich geeignet – meinte etwa Herbert Langthaler von der Asylkoordination Österreich. Denn Leistung allein führe nicht immer automatisch zu Integration. Und: „Es ist nicht richtig, dass Leute keinen Job bekommen, nur weil sie einen falschen Namen haben, während sich andere Leute fragen: ,Wo woa mei Leistung?‘“

Auch „Report“-Journalistin Münire Inam gab zu bedenken: „Österreich ist kein Vorbild für eine Leistungsgesellschaft, denn dann würden wir auch nicht Debatten über eine Frauenquote führen müssen.“ Außerdem würde man Frauen auch nicht zu einem „beruflichen Aufstieg durch Leistung“ auffordern – weil nun einmal auch Faktoren wie Diskriminierung eine Rolle spielen würden. Kurz selbst verteidigte seinen Slogan: „Wir fordern einen Dreiklang: Leistung einfordern, Leistung anerkennen, Leistung ermöglichen.“ Außerdem sei nicht der Erfolg, sondern das Bemühen wichtig.

Trotz allem waren sich die Diskutanten einig: Dass es ein Staatssekretariat gebe, sei auf jeden Fall etwas Positives. Aber die Latte wurde auch nicht besonders hochgelegt: „Es geht nicht darum, dass das Glas halb voll oder halb leer ist – wir müssen überhaupt froh sein, dass ein Glas da ist“, sagte Langthaler. Und auch aus dem Publikum hieß es: „So weit liegen wir zurück, dass wir uns schon über ein Staatssekretariat freuen.“

Vor der Diskussion wurde auch das Projekt „Das Staatssekretariat für Integration im Monitoring“ vorgestellt. Ein Forscherteam der Universität Wien rund um die Moderatorin des Abends, Sieglinde Rosenberger, wird bis Ende der Legislaturperiode im Jahre 2013 die Arbeit des Staatssekretariats untersuchen. Als Grundlage dienen die Berichterstattung in der „Presse“ und im „Standard“, ebenso wie Presseaussendungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2012)

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