Nakowitz: "Viele Sachen waren nicht schlau"

BawagProzess Viele Sachen waren
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"Es tut mir leid, dass so viel Geld verloren wurde", entschuldigt sich Peter Nakowitz, die ehemalige rechte Hand von Ex-Bawag-Chef Elsner.

Am zweiten Bawag-Prozesstag musste sich der Angeklagte Peter Nakowitz, die "rechte Hand" von Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner über eine Stunde den Fragen von Richter Christian Böhm stellen. Nakowitz, der im ersten Prozess schon zu drei Jahren - davon ein Jahr unbedingt - verurteilt worden war, muss sich erneut wegen der Themenkomplexe "Unibonds" und "Capper" verantworten. Der Oberste Gerichtshof (OGH) bestätigte zwar den Schuldspruch, die Strafzumessung muss aber Richter Böhm in der Neuauflage des Prozesses vornehmen. Nakowitz bezeichnete sich selbst zu Beginn als "nicht schuldig".

Nakowitz nutzte die Gelegenheit, um sich öffentlich zu entschuldigen. "Es tut mir leid, dass so viel Geld verloren wurde, aber damals habe ich gedacht, dass die Maßnahmen zur Reparatur beitragen werden." Er verwies auch darauf, dass er bereits einen Vergleich mit der Bawag abgeschlossen habe, um zur Schadensminderung beizutragen. "Rückblickend waren viele Sachen nicht besonders schlau, man hätte manche Sachen anders machen sollen", so Nakowitz. Er habe dafür teuer bezahlt und stehe zu seiner moralischen Verantwortung. Der Richter relativierte: Da die strafrechtliche Verantwortung bereits festgestellt worden sei, ergebe sich daraus auch ein zivilrechtliche Verantwortung.

Nakowitz bei der Bawag

Nakowitz war 1989 zur Bawag gekommen und der Abteilung Beteiligungen zugeordnet, die von Ex-Bawag-General Johann Zwettler geführt wurde. Anfang 1998 wechselte er in das Generalsekretariat von Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner, und war dort für Kommunikation und Sitzungsvorbereitungen zuständig. Diese Funktion hielt er bis April 2003 inne, danach wechselte er in den Vorstand, wo er bis April 2006 war.

Nakowitz ging während des ersten Prozesses keiner beruflichen Tätigkeit nach, von 2009 und 2010 engagierte er sich in der Pflege seiner Mutter, die 2011 verstarb. Seither ist er kaufmännischer Angestellter, jetzt für den zweiten Prozess ist er wieder karenziert.

Totalverluste bei Karibik-Geschäften

Die Befragung von Richter Böhm zog sich in der ersten Stunde von den sogenannten "Karibik I-Sondergeschäften", mit denen 1987 begonnen wurde, über die Wiederaufnahme der Sondergeschäfte mit Wolfgang Flöttl bis zu den Ereignissen rund um den Nationalfeiertag 1998, als Elsner den restlichen Vorstand von den neuerlichen Totalverlusten des eingesetzten Geldes und den Rettungsplänen unterrichtete.

Mit den Karibik-I-Geschäften sei er insofern in Kontakt gekommen, als er für den damaligen Bawag-Chef Walter Flöttl, dem Vater von Wolfgang Flöttl, diesbezügliche Akten abgelegt habe. Bei der Wiederaufnahme der Sondergeschäfte 1995 sind seiner Meinung nach die Erkenntnisse aus der Nationalbankprüfung übernommen worden. Von den neuerlichen Totalverlusten aus den Karibik-II-Geschäften habe er am 23. Oktober 1998 in einer mündlichen Sitzung in München erfahren, in der der direkt aus New York von einem Treffen mit Flöttl kommende Elsner den Vorstand darüber informiert habe. Elsner habe gesagt, Flöttl sei davon so geknickt gewesen, dass er sich erschießen wollte.

"Wortführer war grundsätzlich Elsner"

Er sei damals als Sekretär für die Vorbereitung und die Protokollführung zuständig gewesen. Wortprotokolle seien aber nie geführt worden, immer nur Zusammenfassungen, weshalb er sich auf einzelne Zitate der Anwesenden - auch nach so langer Zeit - nicht mehr erinnern könnte.

Am Wochenende darauf habe in Elsners Wohnung ein Vorstandstreffen stattgefunden, wobei erstmals als Lösungsansatz auch eine Stiftungskonstruktion - über die dann neuerlich Gelder an Flöttl überwiesen wurden - in Diskussion gekommen. "Wortführer war grundsätzlich Elsner", so Nakowitz. Am 26. Oktober habe er dann den Auftrag bekommen, zu schauen, ob Stiftungen verfügbar seien und habe in Liechtenstein angerufen. Mit wem er damals telefoniert habe, wisse er nicht mehr genau, wahrscheinlich mit einem Herrn Frick. Überweisungen an Flöttl seien am 27. Oktober veranlasst worden, er sei während eine Sitzung deswegen hinausgeschickt worden. Die Idee der Stiftungen sei von Zwettler gekommen, vermute er, weil dieser ein paar Tage danach in Liechtenstein gewesen sei, um Lösungen auszuarbeiten.

Nichts sollte an Öffentlichkeit gelangen

Auch über die bilanzmäßig Darstellung sei diskutiert worden, wie das Vermögen von Flöttl auf die Stiftungen aufgeteilt werden sollen. Auch der damalige Wirtschaftsprüfer und jetzige Mitangeklagte Robert Reiter sei wegen Steuerfragen hinzugezogen worden. Er habe empfohlen, die Gesellschaften im Ausland zu gründen, damit sie nicht konsolidierungpflichtig werden - weil sie ja nur "abstrakt" Vermögen darstellten. Richter Böhm monierte, die Stiftungslösung müsste schon vor dem 26. Oktober in Aussicht genommen worden sein, was auch der OGH für erörterungswürdig halte.

Die geplante Lösung sei als Gesamtpaket konzipiert gewesen. Ein wesentlicher Punkt sei gewesen, dass nichts davon an die Öffentlichkeit kommt - etwa, indem Flöttls Firma Ross Capital in Konkurs geht. Deswegen habe es dafür auch einen "Betriebsmittelkredit" gegeben. Elsner habe auch immer betont, dass der Eigentümer zu diesen Maßnahme zur Rettung stehe und diese wünsche, und dass sich das alles ausgehen werde.

Bank-Run sollte verhindert werden

Ein wesentlicher Punkt sei die Geheimhaltung gewesen, damit es zu keinem Run auf die Bank komme. Außerdem seien Nationalratswahlen bevorgestanden. Probleme bei der Gewerkschaftsbank hätten die Chancen der SPÖ beeinflusst. Auch wäre der Minderheitseigentümer, die BayernLB, in die Lage versetzt worden, die Bank zu übernehmen und der ÖGB hätte seinen Streikfonds verloren. Deswegen sei auch nicht die interne Revision oder die eigenen Anwälte mit der Sache befasst worden. Immer wieder seien Informationen aus der Bank in die Medien durchgesickert.

(APA)

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