Flöttl: "Das ist eine totale Lüge von Elsner"

Floettl eine totale Luege
Floettl eine totale Luege(c) APA (Roland Schlager)
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Der Ex-Investmentbanker bestreitet, dass sein Vermögen, das auch zur Abdeckung der Verluste dienen sollte, eine Milliarde Dollar wert gewesen sei.

Schwere Vorwürfe gegen den bisher beim Verfahren abwesenden früheren Bank-Chef Helmut Elsner wurden am heutigen dritten Tag des zweiten Bawag-Prozesses im Gerichtssaal von den Angeklagten erhoben. Der frühere Investmentbanker Wolfgang Flöttl bezichtigte Elsner der Lüge, Ex-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger sieht sich von Elsner getäuscht. Elsner wird erst am nächsten Verhandlungstag, dem 2. Mai, erstmals beim Prozess im Wiener Straflandesgericht dabei sein.

Elsner ist bereits im ersten Bawag-Prozess rechtskräftig zur Höchststrafe von 10 Jahren Haft verurteilt worden, die Staatsanwaltschaft hat auf eine weitere Anklage verzichtet. Lediglich wegen einer Subsidiaranklage der Bawag muss er nun wieder wieder vor Gericht: Die Bank will sich Elsners Pensionsabfindung zurückholen und hat ihn deswegen verklagt. Zu einer zusätzlichen Haftstrafe kann Elsner aber nicht mehr verurteilt werden. Ganz anders die Lage für Flöttl und Weninger, die heute einvernommen wurden: Ihre Urteile wurden vom Obersten Gerichtshof aufgehoben, beide plädieren auf Freispruch.

Weninger: Von Elsner "getäuscht"

Bei den heutigen Befragungen standen die Krisensitzungen im Oktober 1998 im Mittelpunkt, als der Vorstand der damaligen Gewerkschaftsbank von den riesigen Spekulationsverlusten Flöttls mit Bawag-Geldern erfuhr. Dass Flöttl damals trotz des Verlusts von über 600 Mio. Dollar in wenigen Wochen sofort wieder neues Geld bekam - 250 Millionen Dollar für ein neues Investment ("Hapenny"), und 80 Millionen Dollar für einen Betriebsmittelkredit für seine Firma Ross Capital - wird den angeklagten Ex-Managern als Untreue an der Bank vorgeworfen. Flöttl ist wegen Beihilfe zur Untreue angeklagt.

Weninger verteidigte sich heute, er sei von Elsner getäuscht worden. Lediglich weil Elsner versichert habe, der Bank werde kein Schaden entstehen, habe er damals das Vorgehen mitgetragen: "Mir wurde erklärt, dass Flöttl mit seinem Privatvermögen für die Verluste haftet". In Folge wurde der Aufsichtsrat nicht informiert, die Verluste wurden verschwiegen. Elsner habe beteuert, dass Flöttl ein sehr reicher Mann sei, durch die Verwertung seines Vermögens werde der Schaden wieder ausgeglichen. Damals habe er einen großen "Rucksack" übernommen, sagte der pensionierte Gewerkschafter heute. Er habe damals keinen Anlass für Misstrauen gegen Elser gehabt, außerdem habe ein Rechtsanwalt Elsners Ansicht unterstützt, dass wegen Gefahr der Indiskretion in diesem Sonderfall nicht der gesamte Aufsichtsrat zu informieren sei.

"Das ist eine totale Lüge von Elsner"

Flöttl stellte die Lage anders dar. Elsner habe damals gewusst, dass sein (Flöttls, Anm.) Vermögen bei weitem nicht den Verlust hätte abdecken könne. Dies habe Elsner schon aus einer Liste mit den Anschaffungswerten seiner Kunstwerke wissen müssen, die er dem damaligen Bank-Chef schon bei dessen Besuch in New York Anfang Oktober gegeben habe. Er habe nicht 100 Prozent, sondern nur 95 Prozent seiner Kunstsammlung für die Bank verwertet. Auch habe er gegenüber Elsner nie seine Firma Ross Capital Management auf einen Wert von 200 bis 400 Millionen Dollar beziffert. "Das ist eine totale Lüge von Elsner". Im ersten Verfahren hatte es geheißen, dass Elsner und Zwettler zur Zeit der Verluste von einem Vermögen Flöttls in Höhe von einer Milliarde Dollar ausgegangen waren. Der Übertragung seines Vermögens an die Bawag habe er nur auf Druck Elsners zugestimmt. Dieser hätte ihm mit einem Skandal gedroht.

Daher sei schließlich in einem "Gesamtpaket" alles vereinbart worden: Die Vermögensübertragung an die Bawag, der Betriebsmittelkredit der Bank an seine Firma und ein weiteres Investment von 250 Millionen Dollar ("Hapenny"). Insgesamt rund 330 Millionen Dollar übertrug die Bank nach dem Verlust an Flöttl. Mit 30 Millionen des 80 Millionen-Kredits hätte er den Kredit zurückverdienen, mit dem Investment der Bawag neue Gewinne bringen wollen, so Flöttl. Der Plan ging nicht auf, letztlich gingen auch die neuen Gelder verloren.

Härtere Befragung als bei Bandion-Ortner

"Meine Firmen wären pleitegegangen ohne neues Geld", gestand Flöttl heute ein. Die Bawag sei damals sein einziger Kunde gewesen, sein Kapital kam also nur von der Bawag. Elsner flog Anfang Oktober 1998 zu Flöttl nach New York, dabei wurde offenbar eine Krisenstrategie entworfen. Elsner selber war heute nicht anwesend, weil sein Verfahren erst nächsten Mittwoch vor Gericht beginnt. Elsner habe ihn gedrängt, dass er sein Sachvermögen der Bawag überschreibe, schilderte Flöttl. Schon damals will er Elsner eine Liste über die Anschaffungswerte seiner Kunstsammlung übergeben haben. Flöttls Vermögen hätte zur Abdeckung der Verluste dienen sollen, hatte der frühere Bawag-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger zuvor gesagt.

Richter Christian Böhm und Zweitrichter Stefan Erdei konfrontierten Flöttl heute mehrfach mit früheren Aussagen. Bei der Befragung verwickelte er sich teilweise in Widersprüche, seine früheren Aussagen bei der Polizei erklärte er einmal, dass er damals unter "Haftandrohung" gestanden sei. Richter Böhm forderte den Angeklagten immer wieder auf, er solle die gestellten Fragen beantworten, trotzdem schweifte Flöttl immer wieder ab. Die heutige Einvernahme Flöttls habe sich stark von den Befragungen durch Richterin Claudia Bandion-Ortner im ersten Bawag-Verfahren unterschieden, meinten Beobachter.

Fortsetzung am 2. Mai mit Helmut Elsner

Nächsten Mittwoch, dem 2. Mai, geht das Verfahren weiter. Dann wird erstmals Elsner dabei sein, dessen Verfahren bisher ausgeschieden war. Als einziger der ursprünglich neun Angeklagten war Elsner im Gefängnis, inklusive Untersuchungshaft verbrachte er viereinhalb Jahre hinter Gittern, bis er aus gesundheitlichen Gründen für haftunfähig erklärt wurde.

(APA)

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