U-Ausschuss: Ein Tipp um 700.000 Euro

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Am Dienstag verteidigte das „magische Dreieck“ aus Ex-Minister Grasser, Lobbyist Meischberger und Immobilienmakler Plech die Immobillien-Deals von Linz bis Wien.

Wien. Die Leistungsschau im U-Ausschuss gelang auch am Dienstag nur ungenügend: „Wo woar mei' Leistung?“, diese Frage aus seinem legendären Telefonat konnte der Lobbyist und langjährige Grasser-Vertraute Walter Meischberger gestern wieder nicht genau beantworten. Wobei: Die Frage habe er damals – im Gespräch mit dem Immobilienmakler Ernst Plech – nicht gestellt, weil er selbst nicht gewusst hätte, worum es ging. Sondern er habe wissen wollen, worin seine Leistung denn „in Plechs Augen“ bestanden habe.

Doch worum ging es? 2003 verkauft die Telekom das Objekt Nordbergstraße 15 in Wien überraschend an ein Porr-Kallinger-Konsortium statt an die Bundesimmobiliengesellschaft, die zunächst Favorit war. Und der damalige Intimus von Finanzminister Karl-Heinz Grasser kassiert am Ende 708.000 Euro Provision. Wofür genau? Am Dienstag müht sich Meischberger endlich mit einer plausiblen Antwort: Es seien die „speziellen Beziehungen“ gewesen, die er überallhin gehabt habe.

„Im richtigen Biotop schwimmen“

So sei es etwa darum gegangen, beim Einfädeln von Immobiliendeals zu erkennen, welche Informationen für welchen Kunden wichtig sein könnten. „Das ist schon eine Leistung. Dafür muss man im richtigen Biotop schwimmen.“

Heute mit Grasser nicht mehr verbunden – beide Männer sprechen von Distanzierung, man habe keinen Kontakt mehr –, bestätigt aber auch der Ex-Minister in seiner Befragung, dass er früher eine enge Beziehung zu Meischberger gehabt habe. Das sagt Grasser, angesprochen auf eine zweite Affäre – jene um den Terminal Tower Linz. Dorthin übersiedelte die Finanz, nachdem Grasser zunächst große Bedenken hatte. Doch der Minister änderte seine Meinung. Auch hinter diesem Objekt stand u. a. die Porr. Für einen weiteren Grasser-Freund, Peter Hochegger, gab es ein Beraterhonorar, auch Meischberger soll mitgeschnitten haben.

Doch wofür genau kassierte er immer wieder bei solchen Immo-Deals? Das habe Meischberger auch ihn, Grasser, gefragt, gibt der Ex-Minister zu. Sein Rat damals: Meischberger solle nachsehen, wo genau die Porr schon welche Projekte verwirklicht hat. Es sei ein „kurzes Telefonat“ gewesen, „bei dem ich auf der anderen Seite einen verzweifelten Freund hatte“, sagt Grasser. Er habe Meischberger auf die Porr-Projekte in der Hoffnung hingewiesen, dass er bei der Durchsicht ein „Aha-Erlebnis“ habe – sich dann also besser erinnern könne, was er eigentlich für den Baukonzern geleistet hat.

Auch Makler Plech – die Nummer drei in einem laut Peter Pilz (Grüne) „magischen Dreieck“ mit Meischberger und Grasser – wird hart geprüft. So vor allem zum erwähnten Objekt Nordbergstraße: „Sie waren BIG-Aufsichtsrat, haben daher über alle Informationen verfügt und gleichzeitig Provisionsverhandlungen geführt. Das ist doch unvereinbar?“, donnert Stefan Petzner (BZÖ) Plech entgegen. Der Makler und Grasser-Freund sieht das anders. Als das Projekt konkret wurde – im Sinne Porrs, nicht der BIG –, habe er sich auch als BIG-Aufsichtsrat „zurückgezogen“. Hätte die BIG den Zuschlag bekommen, hätte sie das Objekt an die WU Wien vermietet.

Überhaupt sei es Meischberger gewesen, der die Provision bekommen habe. Und er? Ja, ein bis zwei Jahre später habe er, Plech, vom beteiligten Käufer, dem Unternehmer Anton Kallinger, 25.000 Euro erhalten. Als „Bemühungshonorar“.

Rückenwind für Justiztower

Und noch ein dritter Deal kommt zur Sprache: die Einmietung der Justiz 2003 in den (teuren) Justiztower („City Tower“) in Wien-Mitte, ebenfalls ein Gebäude der Porr. Ex-Minister Grasser verteidigt das: Die Kosten seien ihm damals zwar sehr hoch erschienen, er habe sich aber nicht gegen den verantwortlichen Justizminister Dieter Böhmdorfer stellen wollen. Und das Finanzministerium habe daher kofinanziert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2012)

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