„Verordnen“ ist für ihn ein Fremdwort

Als Rainer Schamberger ist er CEO der Payment Services Austria und quasi „Mr. Bankomatkarte“. Als Ray Shames ist er Musiker. Beide Leidenschaften verbindet mehr, als es zunächst scheint.

Auf den ersten Blick scheint es, dass Musik und Management außer dem gemeinsamen ersten Buchstaben wenig verbindet. Wer Rainer Schamberger alias Ray Shames zuhört, versteht schnell: Die Verbindung ist ein drittes M – „es sind die Menschen“, sagt der 48-Jährige.

Als Rainer Schamberger ist der gebürtige Braunauer CEO der Payment Services Austria (PSA) und quasi „Mr. Bankomatkarte“. Als Ray Shames ist er Musiker, der kürzlich sein 30-Jahr-Bühnenjubiläum feierte. Sein jüngstes, viertes Album, „Zirkus des Lebens“, befand die Kritik, erzähle in der Tradition von Udo Lindenberg, Ideal, Extrabreit und Falco gemischt mit einer Portion Elektro vom „ganz normalen Wahnsinn des Lebens“.

Ohne Leidenschaft geht nichts

Zurück zu den Menschen als Verbindung von Schambergers beiden Leidenschaften: Genau ihre Leidenschaft ist es, gemeinsam etwas erreichen zu wollen, ein Thema anzupacken, es umzusetzen und durchzuziehen. Das gelte für den Job gleichermaßen wie für die Musik, sagt er. Ohne Leidenschaft gehe das nicht, „denn man muss sehr viele Stakeholder überzeugen – vom eigenen Produkt, von der eigenen Dienstleistung oder eben vom eigenen Lied.“

Genauso seien Führungsaufgaben im Job und beim Musizieren sehr ähnlich: „Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Und dann einen Raum zu vereinbaren, in dem sich jeder bewegen könne. Im Unternehmen mit rund 40 Mitarbeitern und maximalem Outsourcinggrad – PSA betreut rund 7500 Bankomaten, 9,1 Millionen Bankomatkarten und rund 600 Millionen Transaktionen jährlich – und in der Band mit sechs Musikern versuche er, Start-up-Kultur zu leben: mit agilen Methoden und ohne in Hierarchie verlustig zu gehen. Da überrascht es wenig, dass Schamberger als Innviertler zwei Prinzipien hochhält, die er als Innviertler Prinzipien bezeichnet: Handschlagqualität und Loyalität.

Prinzipien, die den Informatiker, der IT und Financial Services als Standbeine hat, schnell in hohe Managementpositionen brachten: 1995 kam er zu Incentro Data Services und stieg rasch in die Geschäftsleitung auf. Später kam er über Toppositionen bei T-Systems, APSS, First Data und CSC zur Bawag PSK, wo er Geschäftsführer für Zahlungsverkehr war, ehe er 2012 zu PSA stieß.

Leistung: Frage des Anspruchs

Auch was das Thema Leistung betrifft, sieht Schamberger Parallelen zwischen Management und Musik: „Leistung“, sagt er, „ist immer eine Frage des Anspruchs.“ Das könne hier ein Produkt samt Serviceleistungen sein, wie es einem Dienstleistungsunternehmen für die österreichischen Banken entspricht, und dort, mit einem Titel in die Top Ten der Charts zu kommen. Entsprechend ist für ihn „Erfolg, das was erfolgt“, wie es der Psychiater Michael Lehofer formulierte. Und damit Definitionssache.

Daher ärgert ihn auch der Umgang mit Stärken und Schwächen, wie er in Österreich geübt wird: „Wenn bei jemandem eine Schwäche entdeckt wurde, wird er darauf reduziert“, sagt Schamberger, „statt die Stärken zu sehen. Das passe nicht zu seinem Verständnis von gemeinsamer, leidenschaftlicher Arbeit.

So wie er auch überzeugt ist, dass man Mitarbeitern nichts verordnen kann. Verordnen, sagt er schmunzelnd, würden nur die Ärzte. Und, das sagt er dann doch wieder ernst, sehr hierarchisch denkende Manager. Es sei geradezu feige, sich hinter der Hierarchie zu verstecken. Moderne Führungskräfte versuchten zu überzeugen. „Ich diskutiere gern“, sagt Schamberger, „erkläre meine Beweggründe.“ Wenn es wirklich kontroversiell sei, dann könne man sich auch zusammenraufen.

(Print-Ausgabe, 03.12.2016)

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