Kärntner Grüne: „Otto Waalkes“ im Wahlkampf

(c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)
  • Drucken

Rolf Holub hatte wesentlichen Anteil an der Aufdeckung diverser Affären. Jetzt will der ehemalige Kabarettist die politische Ernte dafür einfahren.

Klagenfurt. Der Geruch von Extrawurstsemmel liegt in der Luft. Ebenso das aufgeregte Murmeln von einigen hundert Jugendlichen. Sie sitzen in der vollgefüllten Aula des BORG Klagenfurt. Auf dem Podium diskutieren Vertreter der vier Landtagsparteien. Am äußersten Rand sitzt der grüne Spitzenkandidat Rolf Holub und sagt: „Ich war ein halbwegs normaler Mensch, bevor ich in den Landtag gekommen bin.“ Die versammelten Schüler hat er mit diesem Sager auf seiner Seite.

Die Ausrichtung des grünen Wahlkampfes ist ganz auf Holub zugeschnitten. Sein Konterfei ist auf der Homepage allgegenwärtig, auch via Bus auf den Kärntner Straßen. Nicht allerdings auf Plakaten. Wie SPÖ und ÖVP halten sich die Grünen an das Plakatverbot. Das Hauptmotiv des Wahlkampfes: Holub, der Aufdecker des Skandals rund um die Hypo Alpe Adria Bank an die Bayern LB, in dessen Folge es im vergangenen Sommer zu den Verurteilungen im Birnbacher-Prozess gekommen ist.

Vor allem seit den nicht rechtskräftigen Schuldsprüchen gegen Ex-ÖVP-Chef Josef Martinz und Steuerberater Dietrich Birnbacher ist Holub im Aufwind. Der Einzug in den Landtag dürfte im Gegensatz zu den letzten Wahlen 2009 fix sein. Alle seriösen Umfragen sehen die Grünen gut eineinhalb Wochen vor dem Urnengang bei zwölf bis 13Prozent.

„Wie wollen Sie nach all den Skandalen der letzten Jahre den guten Ruf unseres Bundeslandes wiederherstellen?“, fragt ein junger Mann in der ersten Reihe. Man meint zu hören, wie sich Holub für diese Frage bedankt. „Ich bin ja nicht unbeteiligt an den Skandalen, da ich einen Teil davon aufgedeckt habe.“ Seine Lösung: „Es braucht ein neues Transparenzsystem. Wenn die Menschen zuschauen, werden die Politiker weniger fladern.“

Keine Koalition mit der FPK

Die Schüler wollen wissen, wie es nun weitergeht, was sich in Kärnten nach der Wahl ändern wird. Etwa welche Koalitionen realistisch sind. Als Holub und SPÖ-Chef Peter Kaiser eine solche mit der FPK dezidiert ausschließen, ist der Applaus in der Aula groß.

Holub kommentiert jede Antwort seiner Nachbarn auf dem Podium mit der Gestik und Mimik eines Kabarettisten, der er ja vor seiner politischen Karriere war. Aufgerissene Augen, verzerrte Grinser und übereinandergelegte Handgelenke, als sei er in Handschellen. Ein bisschen erinnert der 56-Jährige an Otto Waalkes. Dann ist die Runde der Abschlussstatements gekommen. „Ihr seid der Chef, und ich mache, was ihr sagt“, ruft Holub in die Aula.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2013)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.