SPÖ-Wahlkampfauftakt: "Glaubt an Österreich. Freundschaft"

Ehepaar Kern
Ehepaar KernAPA/HANS PUNZ
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Donnerstagabend hat Christian Kern den Wahlkampf offiziell gestartet. Mit einer motivierenden Rede an die Genossen, für die er auch einen berühmten ÖVP-Politiker zitierte.

Würden es die Stimmbänder aushalten, die SPÖ würde Christian Kern vermutlich jeden Tag stundenlang reden lassen: Im Radio, im Fernsehen, auf der Straße, in Hallen. Kern ist zweifellos der eloquenteste Politiker dieses Wahlkampfs, der es versteht, die Menschen zu fesseln und zu begeistern wie kaum einer seiner Gegner.

Er bewies es Donnerstag abend wieder in Graz, wo die SPÖ ihren offiziellen Wahlkampfauftakt hatte. Nun ist es nicht schwer, Gesinnungsgenossen in Euphorie zu versetzen. Aber es ist auch nicht leicht, eine Partei zu begeistern, die seit dem Ende der Koalition von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert, der in diesem Wahlkampf einfach nichts gelingen will. Die Aufgabe Kerns in Graz war daher recht klar, wie die Moderatorin in entwaffnender Ehrlichkeit einleitend meinte: „Wer glaubt, der Wahlkampf ist verloren, dem sagen wir heute hier: Er fängt erst richtig an.“

Nach einer frei gehaltenen Rede von 67 Minuten, nach vier geleerten Gläsern Wasser und nach 54 Mal Applaus sollte das geglückt sein. „Jetzt aber“, meinte ein sichtlich euphorisierter Verkehrsminister Jörg Leichtfried danach beim Händeschütteln mit Besuchern.

Kern spannte einen Bogen von der alleinerziehenden Mutter, auf die die ÖVP in ihrem Wirtschaftsprogramm vergessen habe, über die Millionäre, die die FPÖ mit ihrem Nein zur Erbschaftssteuer beschützen wolle, bis zur Warnung vor dem politischen Gott-sei-bei-Uns der Anwesenden, einer neuerlichen ÖVP-FPÖ-Koalition („Die haben alles gebrochen, was sie versprochen haben“).

„Es geht ums Ganze“

„Diesmal geht es ums Ganze“, rief Kern. „Wir müssen aufpassen, dass unser Land nicht in die falsche Richtung abbiegt.“ Später fasste er das markant zusammen: „Mit Österreich spielt man nicht.“ Deshalb sei es wichtig, dass die SPÖ auch wieder die neue Regierung anführe. Man wolle Macht und Verantwortung, „um die Welt zu verbessern“. Aber, und das war die einzige Wiederholung der Oppositionsansage an diesem Abend: „Für Macht und warme Sessel werden wir keine Grundsätze über Bord werfen.“

Inhaltlich bot der SPÖ-Chef nichts Neues, aber es ging auch nicht um das Wahlprogramm, es ging darum, die Stimmung zu verbessern. Der Wahlkampf „wird kein Spaziergang“, die Partei müsse „brennen und rennen“. Es gehe gegen Parteien, „die glauben, der Wert eines Menschen hängt von seinem Kontostand ab“.

Gut kamen bei den Anwesenden die spöttischen Seitenhiebe auf die politischen Gegner an, etwa auf ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Ohne seinen Namen zu nennen meinte Kern, manche hätten nicht alles verstanden. Aber: „Manches lernt man erst in reiferem Zustand.“

Zum Schluss gab sich der Kanzler richtig poetisch. Zum Umgang mancher Länder mit der EU und auch zum Agieren der EU meinte er, Europa müsse man leben und Europa müsse „eine Stadt auf einem leuchtenden Hügel sein“. Der Abend endete, wie er begonnen hatte: Mit einem Aufruf an die Genossen, wahlzukämpfen: „Das ist nicht mein Kampf, das ist euer Kampf“, meinte Kern, und endete mit einem berühmten Aufruf ausgerechnet eines ÖVP-Politikers, Leopold Figl: „Glaubt an unser Österreich und glaubt an seine Zukunft. Freundschaft.“

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