Stermanns Auftritt mit Kern: Dienstweg beim ORF nicht eingehalten

Bei "Willkommen Österreich" gab sich Stermann gegenüber dem Kanzler devot.
Bei "Willkommen Österreich" gab sich Stermann gegenüber dem Kanzler devot.(c) Screenshot
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Dirk Stermann trat im SPÖ-nahen Renner-Institut mit dem Kanzler auf. Das launige Gespräch, das auf Facebook live übertragen wurde, hat der ORF genehmigt.

Als man die beiden zuletzt miteinander sehen konnte, spielte Dirk Stermann einen devoten Moderator, der sich seine Witze beim "Chef" absegnen ließ. Bundeskanzler Kern mimte den eitlen Herrscher über den ORF: Beim Filmchen zum zehnjährigen Jubiläum der Sendung "Willkommen Österreich" persiflierte Christian Kern die Kontrolle des ORF durch die Politik.

Das war im Mai, der Wahlkampf noch weit. Nun werden die Aktivitäten der ORF-Mitarbeiter gut beobachtet, und ein Gespräch, das gestern, Mittwoch, im  SPÖ-nahen Renner-Institut geführt wurde, sorgt für Irritationen. Kabarettist Stermann plauderte unter dem Motto "Fenster auf und Luft herein 2.0" mit dem Kanzler recht lustig und launig. Vor allem darüber, wie es Kern im Wahlkampf so geht und wie er den Umgang mit den bösen Mitbewerbern aushält. Das Gespräch wurde live auf Facebook übertragen.

ORF: Genehmigung für Stermanns Auftritt war ein Fehler

Vor dem Auftritt hatte der Moderator der Comedy-Show "Willkommen Österreich" beim ORF um Genehmigung angesucht. Die Antwort lautete "Ja". Doch dabei ist ein Fehler passiert, heißt es vom ORF: "Die Freigabe durch den zuständigen ORF-Unterhaltungsredakteur war eine Kompetenzüberschreitung, die eine Ermahnung zur Folge hat. Der notwendige Dienstweg wurde nicht eingehalten".

Kern sprach die Sache am Mittwoch Abend übrigens an - und ließ erkennen, dass er den Standpunkt des ORF für völlig übertrieben hält - immerhin sei auf der Bühne ja auch kein SPÖ-Logo.

Unerwünschte Auftritte mehren sich

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte erst Anfang August in einer "Internen Mitteilung" an alle ORF-Mitarbeiter erklärt, dass "die Glaubwürdigkeit von Objektivität, Unparteilichkeit und journalistischer Unabhängigkeit des ORF leidet, wenn die dazu Verpflichteten parteipolitisches Engagement zeigen, wie z.B. durch die Teilnahme an Veranstaltungen und Diskussionen von Parteien und Vorfeldorganisationen." Im Sinne des ORF-Gesetzes sei "auf derartige Aktivitäten zu verzichten", hielt der ORF-Chef fest. Eine Anweisung, die nicht nur für Mitarbeiter der ORF-Information gilt, sondern auch für jene des Bereichs Unterhaltung.

Ein Auftritt der Ski-Ko-Kommentatorin Alexandra Meissnitzer bei der Präsentation des ÖVP-Wahlprogramms an der Seite von ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz hatte zuletzt bereits für Kritik gesorgt. Der Auftritt war dem ORF vorher weder bekannt noch wäre er vom öffentlich-rechtlichen Sender genehmigt worden. Man werde mit Meissnitzer deshalb ein Sensibilisierungsgespräch führen, hieß es auf dem Küniglberg.

(Red.)

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