Knabber-Kern und blaue Bärlis: Die wahren Wahl-Zuckerln

APA/ROBERT JAEGER
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Neben den zahlreichen Wahlversprechen bringen die Parteien zurzeit auch allerlei handfeste Wahlgeschenke unters Volk.

Klassiker unter den Wahlgeschenken wie Kugelschreiber, Feuerzeuge und Luftballons gibt es aus Anlass der Nationalratewahl heuer fast überall abzustauben, man kann im Wahlkampf heuer aber auch einen Kern knabbern oder "HC" herzen, zumindest in Bärchen-Form. Wer Glück hat, ergattert einen Gold-Philharmoniker - oder wenigstens einen Schoko-Taler.

Von Apfel-Stückchen bis Zitronen-Zuckerln reicht das Angebot von ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz. Die Erfrischungstücher und Sonnenbrillen waren wohl eher im sommerlichen Wahlkampf beliebt, Trost gegen allzu herbstliche Temperaturen könnten dafür die Schoko-Taler spenden. In die Kategorie Kondition statt Kurzatmigkeit fallen der Turnbeutel mit der Aufschrift "Bewegung. Hält fit!" und die Trinkflasche "Erfrischend. Anders.". Etwas dezenter mit einem schlichten "K" ist das Lederarmbändchen, das wie alle Give-Aways in der Kampagnen-Farbe türkis gehalten ist.

Das Design unterscheidet sich also deutlich von früheren ÖVP-Produkten wie etwa dem auch parteiintern umstrittenen "Rot-Grün Manifest", mit dem man knapp vor dem Obmannwechsel im Frühjahr SPÖ-Chef Christian Kern in Kommunisten-Nähe gerückt hatte. Der Schuss ging ein bisschen nach hinten los, denn die SPÖ fand das grafisch bearbeitete Konterfei ihres Parteivorsitzenden am Cover der Broschüre derart fesch, dass sie es kurzerhand für den Wahlkampf auf rote Stoffsackerln drucken ließ. Die steirischen Roten legten dann noch ein "Grill-Manifest" nach, das "tolle Geschmackserlebnisse mit politischen Rezepten" verbinden soll. Darin bewirbt die SPÖ plötzlich "KERN-Energie" (Erdäpfel-Chorizo-Spieße), gibt aber auch Tipps für "ANTIFAschiertes" und einen ordentlichen "steirischen Biergockel" vulgo "besoffenes Grillhendl". "Der Kern kann es." versprechen geröstete Bio-Kürbiskerne, öffentliche Liebesgeständnisse kann man sich mit den "I hob di Kern"-Herz-Buttons auf die Brust heften.

Kondome und Müsliriegel

Eher für den Privatbereich zu empfehlen sind dagegen die mittlerweile obligatorischen "Lieber vor der Wahl stöhnen"-Kondome der Grünen, selbstverständlich fair gehandelt und sogar vegan zertifiziert. Bio und vegan sind auch die Müsliriegel "Schieb Rechts einen Riegel vor", ehrlich kommen die PEZ Fizzy mit der Aufschrift "Grünes Wahlzuckerl" daher. Verteilt werden auch Klebetattoos, "Bio macht schön"-Taschen und nachhaltig produzierte Hipster-Beutel "Bag to the Future". Umweltfreundlichkeit will die Öko-Partei rund um Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek auch mit einem Sattelschoner aus recyceltem Polyester, biologisch abbaubaren Kaffeebechern aus Bambus und Sport-Trinkflaschen zur Vermeidung von Einwegplastikflaschen demonstrieren.

Besonders tierlieb gibt sich wiederum FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache: Stofftier-Liebhaber dürfen sich wieder über kleine blaue Bärchen mit "HC"-Halstuch freuen. Besitzer von echten Tieren können ihren Hund mit "Ich finde HC wau"-Halstüchern schmücken, fürs Herrl haben die Blauen auch einen Schal im Angebot. Der Slogan "Österreich immer treu" findet sich dort ebenso wie auf blauen Plastikarmbändern.

Luftballon von Strolz

Ganz klassisch unterwegs sind die NEOS mit Spitzenkandidat Matthias Strolz, sie verteilen pinke Luftballons und Kugelschreiber, schwarze Feuerzeuge und jede Menge Zuckerln. Auf weniger "Klimbim" abgesehen von Buttons ("Legalize it", "Kein Mensch ist illegal") und Stickern ("100% sozial", "Wohnen darf nicht arm machen") setzt auch die KPÖ Plus. Die "Liste Pilz" will "Steuergeld sparen" und verteilt eigenen Angaben zufolge keine Wahlgeschenke.

Selber bestellen und bezahlen müssen die Give-Aways die Kandidaten der Freien Liste Österreich (FLÖ). Verschenkt werden etwa goldene Taler aus Schokolade, in Tirol lässt man sich nicht lumpen und verteilt sogar 500 Gold-Philharmoniker im Wert von jeweils rund 57 Euro. Investieren könnte man das Taschengeld bei der "Liste GILT" des Kabarettisten Roland Düringer, denn die geht den umgekehrten Weg und will sich ab 25. September über ihre Homepage unter anderem das Buch ihres Gründers, aber auch klassische Wahlwerbemittel abkaufen lassen.

(APA)

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