Der schrecklich nette Herr Puller

Peter Puller arbeitete mit Silberstein zusammen.
Peter Puller arbeitete mit Silberstein zusammen.(c) APA
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Er arbeitete für die ÖVP, doch Spindelegger war ihm zu konservativ. Nach den Neos dockte er bei Silberstein an und betrieb Anti-Kurz-Seiten. Doch wer ist Peter Puller?

Wien. Manche bezeichnen ihn als „Polit-Söldner“, andere sagen, dass Peter Puller eigentlich ein netter Mensch sei. Spätestens seit dieser Woche ist der Name des PR-Experten aber in aller Munde. Erst kam heraus, dass er mit dem von der SPÖ zunächst engagierten Tal Silberstein zusammenarbeitete und die insbesondere gegen Sebastian Kurz gerichteten Facebook-Seiten betrieb. Nun sorgte Pullers Behauptung, wonach ein Mitarbeiter von ÖVP-Chef Kurz ihm 100.000 Euro geboten haben soll, wenn er die Seite wechselt, für Aufregung. Doch wer ist Peter Puller?

„Ich würde mich gesellschaftspolitisch als liberalen Menschen bezeichnen“, sagt Puller zur „Presse“. Wirtschaftspolitisch sei er geprägt von seiner Tätigkeit als Unternehmer. Und für ÖVP-Politiker habe er einst nicht mehr arbeiten wollen, weil er mit dem Kurs des damaligen Parteichefs Michael Spindelegger nicht einverstanden gewesen sei. „Die ÖVP hatte sich immer mehr in ein konservatives Eck gestellt“, meint Puller.

Und wie passen Pullers liberale Einstellung mit den teils rassistischen Postings auf den im Zuge des Dirty Campaignings erstellten Facebook-Seiten zusammen? „Der Auftrag war so, wie er war“, sagt Puller. Man habe Inhalte und deren Wirkung auf Wähler abgetestet. Er selbst habe mit derartigem Gedankengut nichts am Hut. Er habe schon verschiedene Parteien gewählt, aber er würde etwa niemals für die FPÖ votieren, betont Puller. Grundsätzlich sei es in der PR-Branche üblich, das zu tun, was der Kunde wolle.

Bergfan, Journalist, PR-Berater, Trickser

Für Wechsel war der heute 37-Jährige immer gut. Nach der Matura entscheidet sich der Grazer, seine Heimatstadt zu verlassen. Er inskribiert Politikwissenschaften in Innsbruck. Denn Puller liebt Bergsteigen und Skitouren. Mit Anfang 20 kehrt er nach Graz zurück. Puller nimmt ein Angebot der steirischen „Kronen Zeitung“ an und wird Journalist.

Als solcher wird die steirische ÖVP auf ihn aufmerksam, sie engagiert ihn Ende 2004. Die ÖVP und ihre Landeshauptfrau Waltraud Klasnic stehen nach diversen Skandalen im ÖVP-Umfeld mit dem Rücken zur Wand. Puller soll es bei der Wahl 2005 richten.

Und sei es mit Tricks: Bei einer Schulung von ÖVP-Mitarbeitern teilt Puller schriftlich Tipps aus, wie man die öffentliche Meinung manipuliert. So soll man in fingierten Leserbriefen den SPÖ-Herausforderer Franz Voves als Faulpelz darstellen. Und damit die Briefe authentisch wirken, möge man Rechtschreibfehler einstreuen. Zwei bei der ÖVP-Schulung anwesende Studenten wenden sich an die Grünen, die Sache wird publik. Die ÖVP verliert die Wahl, die Partei beschäftigt Puller weiter. Er habe ja auch nur das gemacht, was man von ihm wollte, sagt der PR-Mann.

2007 holt ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon, selbst Steirer, Puller als Chefredakteur des ÖVP-Pressediensts nach Wien. In dieser Funktion arbeitet Puller mit Gerald Fleischmann zusammen, der Pressesprecher der Parteizentrale ist. Er ist heute Sprecher von Kurz. Und von ihm will Puller das 100.000-Euro-Angebot für einen Wechsel erhalten haben, was die ÖVP dementiert.

Drei Hunde und eine Rate

Später wechselt Puller ins Wissenschaftsministerium. Er wird erst Sprecher, dann Kabinettschef der steirischen Ministerin Beatrix Karl. Als sie unter dem neuen Parteichef Spindelegger 2011 ins Justizressort wechselt, wird Puller wieder ihr Sprecher. Mit Dirty Campaigning fällt er in dieser Zeit nicht auf, Puller agiert als seriöser Sprecher. Nach ein paar Monaten im Justizministerium wechselt Puller in die PR-Branche, macht sich selbstständig. 2015 wird er Wahlkampfleiter der Neos für die Wien-Wahl – dort lernt er Tal Silberstein kennen. Als Unternehmer muss Puller bald darauf in die Insolvenz, der Sanierungsplan laufe aber erfolgreich, so Puller. Nur noch eine kleine Rate sei abzuzahlen.

PR-Berater will der Tierfreund (er hält sich gleich drei Hunde) auch bleiben. Die große Aufregung, die es jetzt gebe, werde sich ja auch wieder legen, meint Puller.

Aber wohl nicht vor dem 15. Oktober.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2017)

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