Werner Kogler: Mit „Wuchteln“ an die Spitze der Grünen

Werner Kogler
Werner KoglerAPA/GEORG HOCHMUTH
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Werner Kogler ist bisher als Finanzexperte, Aufdecker und guter Redner aufgefallen. Jetzt soll er die Grünen neu aufstellen.

Der Wahlkampfauftakt der Grünen Anfang September in Wien war bezeichnend: Erst heizte der stellvertretende Bundessprecher Werner Kogler mit einer emotional gehaltenen Rede voller Pointen die grünen Anhänger im „Vienna Ballhaus“ auf. Dann kam Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek – und konnte den Schwung nicht mitnehmen. Ein Vergleich mit Parteichefin Ingrid Felipe ist nicht möglich – die hatte es vorgezogen, gar nicht zum eigenen Wahlkampfauftakt nach Wien zu kommen.

Nun also macht Werner Kogler nach Lunaceks und Felipes Rückzug den Schritt ganz an die Spitze. Da werden nicht nur Qualifikationen als Entertainer gefragt sein, sondern auch integrative Fähigkeiten. Dem Steirer kommt zu gute, dass er keinem Flügel in der Partei angehört. Kogler ist weder ausgewiesener Fundi, noch Realo. Wohl aber ein grünes Urgestein. In den 90er Jahren begann er als Mitarbeiter im grünen Parlamentsklub, 1999 zog er in den Nationalrat ein.

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Dort hat sich Kogler einen Namen als Wirtschaftsexperte gemacht – und auch als Aufdecker. In der Causa Eurofighter kämpfte er Seite an Seite mit Peter Pilz um Aufklärung – auch wenn letzterer in der Öffentlichkeit meist die Lorbeeren dafür erntete. In Sachen Hypo Alpe Adria war er dann federführend für die Grünen im parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Aus jener Zeit stammen auch seine „Wuchteln der Woche“. „Für eine tote Kuh wurde ein Lebendtestat ausgestellt“, hieß es da beispielsweise über ein Gutachten der Nationalbank, das die Hypo als „nicht notleidend“ einstufte.

Manchmal schießt Kogler mit seinem Versuch, die beste Pointe zu finden, auch übers Ziel. Dass er die Regierung in Sachen Hypo als „organisierte Verbrecherbande“ bezeichnete, tut ihm inzwischen selbst leid. Und es kommt auch vor, dass seine Rhetorik ins Gegenteil umschlägt: Dann ist Werner Kogler plötzlich nicht mehr pointiert und witzig, sondern weitschweifig und verliert sich in Schachtelsätzen.

Große Ausdauer notwendig

Um die Grünen nach ihrem Wahldesaster wieder zurück ins politische Rennen zu bringen, wird aber mehr notwendig sein, als rhetorische Kunstgriffe. Es wird vor allem eine organisatorische Aufgabe, die darniederliegende Partei neu aufzustellen. Ob er diese Fähigkeiten mitbringt, wird Werner Kogler erst beweisen müssen.

Immerhin: Dass er Durchhaltevermögen hat, das hat er schon gezeigt. Im Jahr 2010 wollte er mit einer sechsstündigen Marathonrede im Budgetausschuss dagegen protestieren, dass Finanzminister Josef Pröll das Budget nicht rechtzeitig einbringt. Geworden sind es zwölf Stunden und 42 Minuten. Beendet hat er sie mit den Worten: „Das war auch schon alles, was ich sagen wollte.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2017)

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