Stadt-Land-Gefälle: "Dann hätte ÖVP keine Chance auf Platz eins gehabt"

APA/GEORG HOCHMUTH (
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Volkspartei und Freiheitliche haben in ländlichen Gemeinden eine Zweidrittelmehrheit, die SPÖ wiederum war bei der Nationalratswahl in den Großstädten deutlich vorne.
In den städtischen Gemeinden und Vorstädten liegen drei Parteien fast gleichauf.

Das Wahlergebnis zeigt ein starkes Stadt-Land-Gefälle: Während die SPÖ im urbanen Raum klar zulegen konnte, hätten ÖVP und FPÖ in ländlichen Gemeinden eine Zweidrittelmehrheit. Allerdings hat die ÖVP im Vergleich zu 2013 auch im städtischen Raum deutlich aufgeholt, während sie ihren Vorsprung auf die SPÖ am Land sogar noch ausbauen konnte. Briefwahlstimmen sind hier aber nicht eingerechnet.

Am stärksten ins Auge stechen beim Vergleich der Wahlergebnisse in Stadt und Land zwei Werte: 38 Prozent hat die ÖVP in ländlichen Gemeinden eingefahren. Das sind gemäß EU-Klassifikation jene 1714 Kommunen, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung in dünn besiedelten Gebieten lebt. Und am anderen Ende der Skala - den urbanen Zentren - hat die SPÖ 33,3 Prozent der Stimmen erreicht. Das sind die dicht besiedelten Städte Wien, Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg.

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Dazwischen hat die Polarisierung aber abgenommen, wie eine Auswertung der Urnen-Ergebnisse zeigt: In den städtischen Gemeinden und Vorstädten sind die drei großen Parteien annähernd gleich stark. Die ÖVP kommt auf 29,1 Prozent der Urnen-Stimmen, SPÖ und FPÖ auf je 28 Prozent. Und: gegenüber der Wahl 2013 haben Schwarze und Blaue hier massiv aufgeholt (sie kamen damals in den Städten auf 20,4 bzw. 22 Prozent), während die SPÖ nicht zulegen konnte. Die ÖVP liegt hier aber noch immer unter ihrem Gesamtergebnis von 31,5 Prozent.

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Die Unterschiede im Wahlverhalten zwischen Städtern und Landbevölkerung sind jedenfalls deutlich. "Ein noch ausgeprägteres Stadt-Land-Gefälle haben wir nur bei der Bundespräsidentenwahl gehabt", sagt Franz Sommer von der ARGE Wahlen. Die SPÖ habe praktisch nur in den großen Ballungszentren zulegen können, in früheren Grünen Hochburgen. Die ÖVP habe aber auch in einigen ländlichen Regionen vergleichsweise schwach abgeschnitten, etwa im Waldviertel. "Wenn das überall so ausgegangen wäre, hätte die ÖVP keine Chance auf Platz 1 gehabt."

ÖVP und FPÖ mit Zweidrittelmehrheit

In Summe haben ÖVP und FPÖ in den ländlichen Gemeinden eine Zweidrittelmehrheit (67,2 Prozent). Im städtischen Bereich kommen ÖVP und FPÖ gemeinsam auf 57 Prozent. Gegenüber der Nationalratswahl 2013 konnten beide Parteien gemeinsam sowohl am Land als auch im städtischen Bereich je 15 Prozentpunkte zulegen. Nur in den Großstädten reichte das Plus von zehn Prozentpunkten (auf 45,5 Prozent) nicht für eine schwarz-blaue Mehrheit.

Nicht einberechnet sind in diese Ergebnisse die Wahlkarten, die nicht auf Gemeindeebene ausgezählt werden, sondern nur in den Bezirken. Hier liegen alle Parteien außer die FPÖ leicht überdurchschnittlich. Die FPÖ kommt bei den Briefwählern - bei einem Gesamtstand von 26 Prozent - vorerst nur auf 18 Prozent. Endgültig ausgezählt werden die Wahlkarten im Verlauf des Donnerstags.

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(APA)

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