Wie würde Superman das lösen?

Innovation. Am Anfang steht eine Frage. An die gehen Kreative anders heran als Zahlenmenschen. Am Ende stehen markttaugliche neue Produkte und Dienstleistungen. Hoffentlich.

Eine Bank sucht Services, für die der Nutzer bereit ist zu zahlen. Ein Cabrio-Hersteller will die Frisuren seiner Kundinnen vor dem Fahrtwind schützen. Ein Flughafen will die Warteschlangen vor den Sicherheitskontrollen reduzieren.

Drei Fragen, die drei Punkte gemeinsam haben: Gesucht sind Lösungen, die existierende Bedürfnisse stillen. Sie sollen mit den gegebenen Möglichkeiten realisiert werden können. Und Kosten und Nutzen sollen in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen.

How-to für kreative Geister

Die Innovationstechnik der Stunde heißt Design Thinking – sofort erkennbar, wenn Kollegen plötzlich mit Legosteinen und Plastilinmännchen durchs Büro laufen.

Uneingeweihte führt der Name in die Irre. Mit Design hat die Methode nur am Rande zu tun. Man hat sich nur die Arbeitsweise der Kreativen abgeschaut: „Designer zeichnen alles sofort auf, was ihnen einfällt“, sagt Thomas Hotko, Managing Partner der Marken- und Strategieberatung Brainds, „oder sie basteln gleich einen Prototyp.“

Startpunkt (siehe Grafik) ist immer eine Ausgangsfrage. Sie muss präzise genug sein, um in die richtige Richtung zu weisen. Gleichzeitig darf sie den Ideenraum nicht einschränken: „Wie machen wir Fahrrad-schlösser sicherer“ wäre zu eng, „Wie machen wir Menschen ehrlicher“ zu vage. „Wie bekämpfen wir den Fahrraddiebstahl in den Städten“ ist hingegen genau richtig.

Dann wird das Team zusammengestellt, das sich der Frage widmet. Auch hier erweisen sich externe Berater als hilfreich: Sie finden die richtige Mischung aus fachkundigen Internen und kreativen Externen. Daneben sorgen sie dafür, dass für die Dauer der Ideenfindung sämtliche Hierarchien aufgehoben sind.

Nach einer locker moderierten Einführung schwärmen die Gruppen in alle Richtungen aus. Auf der Straße, im Geschäft – überall, wo sich potenzielle Anwender aufhalten können, sprechen sie mit ihnen und sammeln Informationen rund um das Thema.

Markus, 30, Architekt, ledig

Diese Anwender schaut man sich ganz genau an: Wer sind sie, wie leben sie? Typische Nutzer bekommen Namen und Beschreibungen (sogenannte Personas), um sie und ihre Lebenswelt griffiger zu machen.

Erst dann geht es an die Ideenfindung: so viele wie möglich, aufeinander aufbauend und immer im Sinn der Nutzer. Festgefahrene Denkschablonen werden mit Fragen à la „Wie würde Superman das lösen?“ gesprengt.

Jede Idee wird sofort visualisiert: gezeichnet, mit Plastilin geformt, aus Legosteinen gebaut, aus Karton gebastelt. Mit diesen simplen Prototypen geht es zurück auf die Straße. Was sagen die Nutzer dazu? „Es macht gar nichts, wenn eine Idee nicht ankommt“, betont Hotko einen anerkannten Vorteil der Methode: „Scheitern ist erlaubt. Rasch, ohne Kosten und ohne sich schlecht zu fühlen.“

Zuletzt einigt sich die Gruppe auf die besten Ideen und präsentiert sie den Entscheidern.

Die Variante für Pragmatische

Von diesem fröhlich-intuitiven Zugang sind Zahlenmenschen weniger angetan. Manfred Tscheligi leitet die Business Unit „Technology Experience“ am Austrian Institute of Technology: „Die meisten Unternehmen sind überfordert, wenn es an die Bewertung der Ideen geht.“ Weshalb diese dann oft in einer Lade verschwinden oder zumindest lang nicht umgesetzt werden.

Als Freund der harten Fakten baut Tscheligi daher quantitative Entscheidungsparameter in den Prozess ein. Die fragt er zu Beginn über validierte Fragebögen ab (Status-quo-Analyse). Mit denselben Fragebögen bewertet er später die gefundenen Vorschläge.

Dem Vorstand gibt das Ranking Hilfe bei der Entscheidung – und keine Idee geht dabei verloren.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.