Ein Sprungbrett für die Besten der Besten

Jobs in der Consulting-Branche sind heiß begehrt. Aber nicht leicht zu bekommen. Die Anforderungen an die Kandidaten allerdings sind enorm.

Die Zahlen der Wirtschaftsforscher deuten zwar noch nicht auf die große Erholung der Wirtschaft hin. Doch die Consulting-Branche spürt wieder eine gewisse Dynamik: In den Branchen Financial Services (Banken, Versicherungen), Infrastruktur (Telekom, Strom, Öl, Gas) und Health Care sieht Roland Falb, Geschäftsführer des Wiener Büros von Roland Berger Strategy Consultants, wieder größere Projekte. Auch deshalb streckt die Consulting-Branche die Fühler nach Beratern aus.

Gesucht werden natürlich Betriebswirte, aber nicht nur sie. Ähnlich begehrt sind Techniker und Mediziner. Auch Absolventen anderer Studienrichtung sind den großen Consulting-Unternehmen willkommen: Das fehlende betriebswirtschaftliche Wissen ist kein Hindernis, und die Unternehmen helfen gern mit, die „Exoten“ mit den nötigen Kenntnissen auszustatten.

Gute Analytiker haben gute Noten

Was aber vorausgesetzt wird, sind „Praktika bei großen und bekannten Unternehmen“, sagt Falb. Besonders dann, wenn sie in Abteilungen wie der Unternehmensplanung, in Sales oder Marketing absolviert wurden. Ebenso gern gesehen sind Praktika in internen Projektgruppen, in denen es um Effizienzsteigerung ging. Daneben sollten sich Auslandserfahrung oder Auslandsstudium sowie Sprachkenntnisse im Lebenslauf wiederfinden. Wer nicht aus Österreich hinausgekommen ist, reduziert seine Chancen. Schließlich sind Wissen und Gefühl dafür gefragt, was in der Welt passiert. Und darüber hinaus im Idealfall ein Zweitstudium oder ein internationaler MBA. „Die Qualität der Bewerber ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen“, sagt Falb. „Ich bin immer wieder von den vielen großartigen Lebensläufen begeistert.“ Worauf er außerdem achte: auf gute Noten – von der Matura aufwärts. Gute Analytiker, sagt er, hätten gute Noten, weil sie nur dann zu Prüfungen anträten, wenn sie das Gefühl hätten, gut vorbereitet zu sein.

Schließlich sind analytische Skills, also mit Zahlen umgehen und sich in komplexen Zusammenhängen zurechtfinden zu können, gefragt. Daneben aber zählen genauso kommunikative Skills und Überzeugungsfähigkeit. Gute Selbstdarsteller, die analytisch nur wenig vorweisen können, würden hingegen nicht bestehen können. Denn in Summe zählt die gefestigte Persönlichkeit.

Effizienz ist das große Thema

Am Anforderungsprofil hat sich also kaum etwas verändert. An den Aufgaben hingegen schon. Zwar würden noch immer die klassischen Strategieaufgaben (In welche Länder sollen wir expandieren? Wie soll das Produktportfolio aussehen?) Thema sein. Der Fokus aber liege auf Effizienzthemen oder Kostenstrukturen.

Auf einen weiteren Wandel weist Falb hin: Früher reichte es aus, Konzepte abzuliefern. Heute wären die Consulter auch in der Umsetzung dabei. Sie achten darauf, dass alle notwendigen Schritte auch umgesetzt werden und dass entsprechend gegengesteuert wird, um den erarbeiteten Fahrplan einzuhalten, sollten die Ergebnisse nicht entsprechen. Interimsmanagement, sagt Falb, gehöre allerdings nicht primär zu den Aufgaben der Consulter.

Was Consulter-Karrieren betrifft, erkennt Alfons Helmel, Geschäftsführer der Qualitätsakademie des Fachverbands Unternehmensberatung und IT (UBIT), zwei Trends.

► Sprungbrett: Consulter sind viel bei den Kunden unterwegs. Sie kennen die jeweilige Branche samt ihren Usancen. Viele nutzen das für einen Wechsel in eine Managementposition in der Wirtschaft. „Der Absprung ist Realität“, sagt auch Falb, „und wir unterstützen das.“ Bei Roland Berger gebe es sogar das „Pathfinder“-Programm, das Consulter auf Jobausschreibungen der Industrien aufmerksam macht.

Generell gilt auch hier: Wenn jemand wechseln will, ist es sehr schwer, ihn zu halten. Zumal meist sehr lukrative Jobs warten und die nunmehrigen Topmanager über Alumni-Programme ohnehin mit dem ehemaligen Arbeitgeber verbunden bleiben. Alle, die einen Consulting-Ausflug nur als Sprungbrett sehen, warnt Falb: „Zwei Jahre in der Beratung ist nicht sinnvoll für die Karriere.“ Er rät dazu, einige Jahre zu bleiben und sich bis zum Projektleiter hochzudienen – also fünf bis sechs Jahre.

► Pool: Gegenläufig sieht Helmel verstärkt ehemalige Topmanager in die Beratung drängen. Das spiegle sich im Durchschnittsalter der Studierenden an seiner Akademie wider, das bei rund 40 Jahren liege. Sie haben langjährige Erfahrung in bestimmten Branchen und liefern auf diesem Weg viele wertvolle Ansätze für Beratungsunternehmen.

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