Rechnet sich ein Lehrling heute noch?

Lehrlingsausbildung wird schwieriger und viele Betriebe fragen sich, ob sich sie sich das noch wirklich antun wollen. Die besten Tipps und Gründe für einen Lehrling.

„Jugendliche werden immer schwieriger, die Schulbildung schlechter, der Aufwand rechnet sich nicht.“ Solche und ähnliche Aussagen hört man im Zusammenhang mit Lehrlingsausbildung. Unternehmen scheuen sich Lehrlinge aufzunehmen und auszubilden. Der Aufwand, die Jugendlichen auszubilden, wird größer. Der Grund liegt einerseits darin, dass die Grundkenntnisse in der Schule zwar vermittelt werden, jedoch zu wenig vertieft und geübt werden. Andererseits ist die Zeit schnelllebiger geworden, und auch in der Lehre bleibt weniger Zeit für Übung und Vertiefung der Fertigkeiten und Fähigkeiten.
Ein nicht zu unterschätzender weiterer Grund ist, dass die Berufsausbildung komplexer und breiter wird. Das bedeutet gleichzeitig, dass auch die Qualifikation der jungen Menschen höher wird. Daher ist die Ausbildung mit der Lehre nicht zu Ende ist.

Woher nehmen und nicht stehlen?

Woher sollen Unternehmen Facharbeiter bekommen?
Wenn Unternehmen kurzfristig denken, und sich die Frage stellen, ob ein Lehrling die Kosten auch wieder herein spielt, dann ist die Frage in der Regel mit ‚Nein‘ zu beantworten. Ein Jugendlicher der sich in Ausbildung befindet, wird nicht nur die eigenen Kosten verursachen, sondern auch den Facharbeiter oder die Facharbeiterin binden, die den jungen Menschen ausbildet. Nicht jeder Lehrling entwickelt sich zu einer wirklichen Unterstützung für das Unternehmen. Erst im dritten und vierten Lehrjahr kann der Lehrling profitabel werden.

Mittelfristig gedacht, ist es dennoch für ein Unternehmen eine unglaubliche Chance einen vollständig eingearbeiteten Mitarbeiter zu haben, der in der Lage ist einen wertvollen Beitrag zu leisten. Ohne diese Investition in die Zukunft ist vielen Unternehmen eine Expansion, ein Wachstum nicht möglich. Es gibt bereits Unternehmen, die Aufträge nicht annehmen können, weil ihnen die Fachkräfte fehlen. Einen Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin, die ein Unternehmen selbst ausgebildet hat, kann zu 100 Prozent im Unternehmen eingesetzt werden, und aus dieser Perspektive ist Lehrlingsausbildung immer ein Gewinn.

Dienst an der Gesellschaft

Die Jugendarbeitslosigkeit ist in Österreich im Vergleich zu anderen EU-Staaten wesentlich geringer. Die Ursache dafür ist in unserem Lehrlingsausbildungssystem zu finden. Die Jugendlichen lernen einen Beruf, sind den ganzen Tag „beschäftigt“, verdienen eigenes Geld und sind in den Arbeitsprozess integriert. Am Ende der Ausbildung können die jungen Menschen bereits auf Berufserfahrung zurückgreifen. Jugendliche, denen langweilig ist, kommen auf „dumme“ Ideen. Dies passiert bei uns viel seltener, als in anderen Ländern. Daher leistet die Wirtschaft im Rahmen der Lehrlingsausbildung nicht nur einen Beitrag zur Ausbildung der jungen Menschen, sondern auch einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft.

Mag. Vittoria Bottaro hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Lehrlingsausbildung. Heute ist Bottaro selbstständige Unternehmensberaterin in Annenheim/Kärnten mit dem Schwerpunkt Lehrlingsausbildung.
www.bottaro.at

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