„Warum ist das papierlose Büro noch nicht Realität?“

Porträt. Johannes Bischof, Managing Director bei Konica Minolta, über das Büro von morgen und den Wert von Mitarbeitern mit Widerspruchsgeist.

Kollaborativ wird die Zukunft der Büroarbeit – grenzüberschreitend, in temporären Teams und kokreativ mit Kunden, um Bedürfnisse optimal zu befriedigen. Außerdem werde das Arbeiten barrierefrei, sagt Johannes Bischof, Geschäftsführer von Konica Minolta für Österreich, Deutschland, Belgien und die Niederlande, im Sinn von ortsunabhängigem Zugriff auf Firmeninfrastrukturen.

Verändern werden sich auch die Büros. Vielleicht in die Richtung, wie sie bei Konica Minolta in Japan bereits gelebte Praxis sind. „70, 80 Mitarbeiter sitzen in einem Raum – und doch es ist komplett leise.“ Niemand habe einen fixen Arbeitsplatz, dafür aber sei der Raum gut strukturiert, es gebe Ruhe- und Besprechungsbereiche. Das Gegenteil vom individuellen Büro also. „Dafür aber wird das Großraumbüro mit Home-Office kombiniert“, sagt Bischof.

Und wie steht es um das papierlose Büro? „Warum ist das papierlose Büro noch nicht Realität?“, fragt Bischof. Propagiert werde es seit 20 Jahren. Würde heute in Relation so viel gedruckt wie vor 20 Jahren, „wir würden in Papier ersticken“, sagt Bischof. Zwar werde in absoluten Zahlen mehr gedruckt denn je. Doch: „Gemessen an der Dokumentenflut, die wir heute im Vergleich zu damals erleben, haben wir das papierlose Büro erreicht.“

Noch etwas: 20 Prozent der Ausdrucke bleiben beim Drucker liegen – und werden nie abgeholt. Daher bietet sein Unternehmen ein System an, bei dem Ausdrucke erst erstellt werden, wenn der User beim Drucker auf eine Taste drückt.

Ein Beagle als Eisbrecher

Um Ideen wie diese zu realisieren, setzt Bischof auf den Widerspruchsgeist seiner Mitarbeiter. „Ich möchte meine Vorstellungen und Konzepte mit den Mitarbeitern reflektieren, um sicherzugehen, dass die beste gemeinsame Idee zum Zug kommt.“ Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen sei ein Schlüssel, diese Widerspruchskultur zu etablieren. Dafür braucht es Offenheit, und manchmal helfe es, Persönliches preiszugeben. Bischof nennt ein Beispiel: Sein Beagle, den er gelegentlich ins Büro mitnehme, erleichtere es, ins Gespräch zu kommen: „Weil ich mit Hund ein anderer Mensch zu sein scheine – ich bin natürlich derselbe Mensch.“

Wichtig ist ihm auch, dass Vereinbarungen und Ziele eingehalten werden. „Das ist die Essenz“, sagt Bischof, „wie vertriebs- und serviceorientierte Unternehmen funktionieren.“ In diesem Streben entstünden Miteinander und Kreativität, auf die man Neues aufbauen könne. „Das setzt Commitment voraus.“ Ohne wäre es unmöglich, Kunden gegenüber Serviceverträge einzugehen und zu versprechen, Geräte innerhalb kürzester Zeit zu reparieren oder Anrufe innerhalb von fünf Sekunden zu beantworten.

Das verlangt nach Mitarbeitern, die sich in einer Commitment-Kultur wohlfühlen, die auf gut Österreichisch wollen, „dass was weitergeht“. Daher schaue er sich den Werdegang der Bewerber besonders genau an und versuche mitunter, Bewerbern den Job auszureden. Gleichsam als eine Art Test des Widerspruchsgeistes.

Das Gefühl sei bei der Mitarbeiterauswahl vielfach ausschlaggebend. Ebenso bei Entscheidungen, die sich nur schwer mit Fakten hinterlegen lassen. Etwa im Vertrieb: Meist sei unklar, welche Mitbewerber bieten und welche Preise sie abgeben. Bei stark kaufmännischen Entscheidungen wie Unternehmenskäufen hingegen setze er auf Fakten. Aber: „Als Mensch kann man den Bauch nie ganz ausschalten.“ Auch die Erfahrung sei wichtig. Allerdings: „Unreflektierte Erfahrung verleitet zu Scheuklappendenken.“ Auch da brauche es Mitarbeiter mit Widerspruchsgeist.

Apropos Erfahrung: Jungmanagern rät er, die Sache langsam anzugehen. „Schnelle Managementkarrieren sind gefährlich für Unternehmen wie Kandidaten.“ Er sei überzeugt, dass Leadership mit Erfahrung und Lebensalter wachse. Daher müsse man den Jungen Zeit geben, sich auch in den Mühen der Ebene zu bewähren.

ZUR PERSON

Johannes Bischof (55) arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der IT-Branche. Zu Minolta kam er im Jahr 2000 für den österreichischen Markt. 2012 übernahm er im Medizin- und Bürotechnikunternehmen die Führung des neu geschaffenen Cluster West, zu dem Österreich, Deutschland, die Niederlande und Belgien zählen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2015)

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