Gründerzeit: "Sind gefordert, den Forschergeist unserer Kinder massiv zu fördern"

Serie. Was Gründer und Serial Entrepreneurs bewegt: "Ein Entrepreneur muss immer einen Plan B haben", sagt Herbert Gartner.

Welche Unternehmen haben Sie wann gegründet?
Im Jahr 2003 habe ich die SensorDynamics AG gegründet und diese 2011 verkauft. Von den elf Technologie-Start-ups, an denen ich heute beteiligt bin, habe ich acht direkt oder indirekt mitgegründet, wobei die meisten im Bereich Elektronik und Software tätig sind.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gerade diese Unternehmen zu gründen?
Bei der Gründung der SensorDynamics AG waren wir vom Kundenbedarf im Bereich der Mikrosensorik getrieben, den wir bei unserem damaligen Arbeitgeber nicht befriedigen konnten. So haben wir es einfach auf eigene Faust probiert. Bei den anderen acht Unternehmen war ich Geburtshelfer und habe die Gründer ermutigt, ihre unternehmerischen Träume in die Realität umzusetzen.

Welche von Ihren Unternehmen führen Sie heute selbst?
Bei der SensorDynamics AG war ich viele Jahre Vorstand. Heute führe ich kein Unternehmen mehr operativ, bin aber an elf High-Tech-Unternehmen beteiligt und lenke sie als Business Angel im Rahmen von Beirats-, Aufsichtsrats- bzw. Verwaltungsratsmandaten.

Woran haben Sie erkannt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich von einem bestimmten Unternehmen zu trennen?
Angel-Investoren haben gegenüber Fonds-Investoren den Vorteil nicht unbedingt verkaufen zu müssen sondern alternativ zum Beispiel eine Dividendenstrategie anzupeilen. Ein paar meiner jetzigen Unternehmen möchte ich gar nicht verkaufen, sondern sehe sie als langfristige Assets, deren Wert ich stetig steigern möchte. Bei SensorDynamics waren es aber ganz einfach die Argumente des Käufers alle unsere Produkte zum internationalen Durchbruch zu verhelfen sowie ein überzeugender Kaufpreis.

Wie haben Sie den Verkauf bei SensorDynamics angebahnt? Wie haben Sie Ihre Gesprächspartner ausgesucht?
Als Apple 2010 sein iPhone4 mit einem vollintegrierten Bewegungssensor ausrüstete, wollte die gesamte Halbleiterindustrie die SensorDynamics kaufen, da wir neben dem damaligen Monopolisten als einzige die Technologie zur Verfügung stellen konnten. Gleichzeitig schnellte unser Umsatz kräftig nach oben, was weitere Kaufinteressenten anlockte.

Welche Schritte sind beim Verkauf zu gehen?
Meist kommen von den größeren Kunden sehr früh Signale Richtung Akquisition. Aber es ist meist ein langer Weg von den ersten Signalen bis zum ersten ernsthaften Akquisitionsgespräch. Selbst dann kann es noch lange dauern, bis ein Termsheet am Tisch liegt. Bis zum Closing bleibt der Verkaufsprozess immer sehr dynamisch und spannend und als Eigentümer und Unternehmer ist man extrem gefordert.

Was waren die größten Schwierigkeiten beim Verkauf?
Bei SensorDynamics waren wir schon Anfang März 2011 über den Verkauf an einen japanischen Konzern handelseinig. Unmittelbar nach Unterfertigung des Termsheets brach das schreckliche Erdbeben und die Katastrophe von Fukushima über die japanische Wirtschaft herein und zwang diese in die Knie. Die Kaufverhandlungen wurden von heute auf morgen ausgesetzt. Zum Glück hatten wir den anderen Kaufinteressenten noch nicht abgesagt. Ein Entrepreneur muss immer einen Plan B haben.

Was haben Sie beim Verkaufen gelernt?
Man trägt eine große Verantwortung, wenn man mit ganzen Unternehmen handelt. Ich habe gelernt nicht abzuheben und am Boden zu bleiben.

Was würden Sie heute definitiv nicht mehr machen?
3.000 bis 4.000 Stunden im Jahr arbeiten und dabei alles auf eine Karte setzten zu müssen. Ich bin aber sehr froh über diese Erfahrung beim Aufbau der SensorDynamics und erwarte mir heute als Angel Investor genau diesen Einsatz von meinen Gründern.

Wann haben Sie zum ersten Mal die Idee gehabt, ein Unternehmen zu gründen?
Eigentlich schon in meiner Schulzeit. Aber es hat lange gedauert, bis sich die große Chance geboten hat. Und die habe ich dann gepackt und nicht mehr losgelassen.

Und wie lange hat es dann bis zur Umsetzung gedauert?
Von der Idee über das erste „Founders Meeting around the Kitchen Table“ bis zum operativen Start hat es bei der SensorDynamics etwa sechs Monate gedauert.

Welche Rolle hat Ihre Familie, welche Rolle Ihre Ausbildung gespielt, dass Sie zu einem Serial Entrepreneur wurden?
Wichtig bei diesen unternehmerischen Abenteuern ist das Einverständnis, die Rückendeckung und die Unterstützung der Familie zu haben, sonst klappt das nicht.
Mein Studium der Elektrotechnik und Wirtschaft bildete die ideale Voraussetzung für meine unternehmerische Entwicklung. Aber Entrepreneurship kann man nicht lernen. Das muss man genauso wie Abenteuerlust im Blut haben.

Wieviel Zeit nimmt Ihr Entrepreneurship in Anspruch?
Da ich nicht mehr operativ arbeite, relativ wenig im Vergleich zu früher.

Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht gerade ein Unternehmen führen?
Ich widme mich meiner Familie und beschäftige mich mit Sport, Byzantinistik und kümmere mich um ein großes Non-Profit-Projekt im Bereich Umwelt- und Artenschutz.

Wenn Sie kein Gründer wären, welchen Beruf würden Sie gerne ausüben?
Ich habe meine Berufung gefunden. Angel Investor und Serial Entrepreneur sein zu dürfen ist abenteuerlich, spannend und extrem abwechslungsreich. Ich kann mir beim besten Willen keine andere Berufung vorstellen.

Was ist Ihnen zu diesem Thema noch wichtig, was hätten wir Sie noch fragen sollen?
Hinter erfolgreichen Start-ups stehen meist engagierte Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker. Sie sind die wahren Champions der erfolgreichen Start-ups. Diese Studienrichtungen müssen stärker beworben werden, da sie die Basis für unseren zukünftigen Wohlstand bilden. Wenn wir langfristig technologisch zur Weltspitze zählen möchten und unseren Wohlstand erhalten wollen, sind wir alle gefordert, den Forschergeist unserer Kinder massiv zu fördern.

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