Lieber baden gehen als weiterbilden

Es ist nicht immer ganz einfach. Doch Lehrlingen kann Weiterbildung ganz einfach schmackhaft gemacht werden.

Leo L. ist Lehrling im 2. Lehrjahr. Er lernt Metalltechnik. Er macht brav was ihm angesagt wird. Der Vorarbeiter ist trotzdem unzufrieden. Schön langsam könnte Leo mehr Initiative zeigen. Kann er nicht mehr leisten, oder will er nicht?

Die Firma fördert die Lehrlinge in regelmäßigen Weiterbildungen. Doch die Lehrlinge sind nicht so begeistert, denn die Angebote sind verpflichtend und auch außerhalb der üblichen Arbeitszeit.
Bei einem Seminar geraten Leo und die Trainerin aneinander. Leo will nicht mitmachen. Er sieht keinen Sinn in dem Seminar. Er will arbeiten gehen. Da kennt er sich aus. Aber hier im Seminar ist ihm alles fremd und unsinnig.

Am Nachmittag gibt es einen Stärken-Parcours. Die Lehrlinge regen sich auf. Sie wollen lieber in den nahegelegenen See baden gehen.
Die eigentliche Arbeitszeit ist vorbei, und sie müssen noch da bleiben. Alle sind genervt. Auch Leo.
Nicht nur junge Menschen tun sich heute unglaublich schwer, wenn sich Routinen und Alltag verändern. Sie erleben es als Bedrohung und regen sich über solche Veränderungen auf.

Langer Weg zur Dankbarkeit

Immer mehr Unternehmen investieren in die Zukunft ihrer Mitarbeiter. Der erwartete Dank aber bleibt oft aus. Oder wie im Fall von Leo, sind die Lehrlinge genervt vom neuen Terrain, auf dem sie sich nicht beweisen möchten.
Weiterbildung muss für Lehrlinge spannend sein, sie überzeugen. Die Dankbarkeit kommt erst, wenn den Jugendlichen etwas gelungen ist. Der Weg dorthin kann für Ausbilder, für die Unternehmen und die Führungskräfte anstrengend sein. Nur zu verständlich ist es, wenn diese sich darauf nicht gern einlassen.

Fünf Tipps:

  • Widerstände wahrnehmen, jedoch nicht auf das Lamentieren reagieren.
  • Jugendliche gut informieren und sie auf Veränderungen vorbereiten.
  • Klar und konsequent bleiben.
  • Nicht jedem „Wehwehchen“ nachgeben.
  • Am Ende Feedback einholen.

Leo hat den Stärken-Parcours mit Bravour bestanden. Er konnte sich bewähren und hat sich behaupten können. Am Ende des Tages war die Aktion wertvoll für jeden einzelnen Lehrling. Das Baden am See hätte wohl Spaß gemacht, aber über sich selbst hätten die jungen Menschen nichts gelernt. Durch das Bewältigen und Überwinden von Hindernissen sind die jungen Menschen untereinander sichtbar geworden und auch dem Ausbildner sind neue Eigenschaften bewusst geworden. Bei der nächsten Arbeitsverteilung kann er Leo besser einsetzen, weil er seine Talente nun erkannt hat.

Am Ende des Tages wurde ein Resümee gezogen. Was hat der Tag gebracht? Die Überraschung war groß! Der Parcours hat gezeigt, was Leo kann, und auch wo er sich nicht bemüht hat. Es wurde ihm klar, dass er etwas verpasst hat. Einem Kollegen ist etwas gelungen, das hätte er auch gekonnt. Manche lernen erst danach. Viele gute Erlebnisse haben den Tag abgerundet.


Mag. Vittoria Bottaro hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Lehrlingsausbildung. Heute ist Bottaro selbstständige Unternehmensberaterin in Annenheim/Kärnten mit dem Schwerpunkt Lehrlingsausbildung. www.bottaro.at

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