Keine Mails nach 19 Uhr

Wer den PC nicht abschaltet, kann selbst nicht abschalten. Wie nächtliche E-Mails Ihr Team zerstören.

Feierabend. Das Abendessen im Kreise der Familie schmeckt heute besonders gut. Sie fühlen sich frisch und munter; die Müdigkeit will sich nicht und nicht einstellen. Und Sie haben da noch einen Einfall. Also setzen Sie sich vor den PC und arbeiten noch am Projekt weiter, das Sie im Büro nicht abschließen konnten. Schließlich sind Sie fleißig. Ein bisschen Extraeinsatz kann doch nicht schaden, oder? Gerade wenn Sie ein Team führen und Vorbildfunktion haben. Also noch schnell ein E-Mail an alle Teammitglieder ausgeschickt. Denn: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Weit gefehlt. Ihre spätabendlichen Mails schaden Ihnen. Und sie schaden Ihrem Team. Die Auswirkungen auf Produktivität, Innovationskraft und Gruppenzusammenhalt können verheerend sein, schreibt die Harvard Business Review. All das geschieht, weil Sie die Unternehmenskultur durch Ihr Verhalten unbewusst verändern.

Indem Sie außerhalb der üblichen Arbeitszeiten noch aktiv sind, verhindern Sie ein effektives Abschalten Ihres Körpers. Sie schaffen es nicht, sich mental vom Job zu distanzieren. Doch genau diese Distanz ermöglicht es, am nächsten Tag mit frischem Blick und neuen Ideen weiterzuarbeiten. Es gilt: Mehr Arbeit ist nicht automatisch gleich mehr Erfolg.

Außerdem bergen nächtliche E-Mails eine gravierende Ansteckungsgefahr. Welches Zeichen sendet der Chef, wenn seine E-Mails statt mit „Gesendet um 11 Uhr“ mit „Gesendet um 23 Uhr 52“ beginnen? Genau. Er ist zu später Stunde noch emsig am Werken. Und verlangt genau dies auch von seinen Mitarbeitern.

Egal ob das unbewusst geschieht oder nicht: Ihre Kollegen fühlen sich bemüßigt sofort zu antworten. Schließlich wollen sie aufsteigen. Und dazu gehört es nun mal, sich mit besonderem Einsatz zu profilieren. Sonst ist der Müller vom Nebenschreibtisch vielleicht schneller. Und wird zum Teamleiter befördert. Besonders unsichere Kollegen werden so in die Dauerarbeit getrieben.

Wer in Krisensituationen rund um die Uhr verfügbar ist, gilt als High Performer. Wer hingegen immer 24/7 erreichbar und aktiv ist, ist ein Workaholic. Ersteres hat mit Letzterem nichts zu tun. Greifen Sie daher zu einem einfachen Trick: Wenn Ihnen die besten Ideen des nächtens kommen, stellen Sie Ihr E-Mail-Programm so ein, dass Mails, die nach 19 Uhr abgeschickt werden, Ihr Postfach erst um acht Uhr Früh verlassen. Ihrem Team zuliebe.

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