Ich bin der neue Boss: Wirksame Verhaltensprinzipien

Serie – Teil 6: Erfolgreich in die nächste Führungsposition. Wer in die nächste Führungsposition einsteigt, hat die einmalige Chance, einen neuen Stil zu entwickeln.

„Verhaltensprinzipien sind eine Orientierungshilfe“, sagt Siegfried Neubauer, geschäftsführender Gesellschafter der Managementberatung acm quadrat. Sie helfen gerade dann, wenn man eine neue Führungsposition übernimmt. Aber nur, wenn man sie nicht als Zwang empfindet.

Neubauer hat im Rahmen seiner Beratertätigkeit und aus Gesprächen mit Führungskräften einige dieser Verhaltensprinzipien zusammengefasst.

  • Steigerung der Wirksamkeit durch Fokussierung: Der Satz „positiv denke und die leichten Probleme sind schon gelöst“ helfe, sagt Neubauer, an komplexen Aufgaben nicht zu verzweifeln. Vereinfachung bringe oft nicht den gewünschten Effekt, manchmal sei die Komplexität ganz einfach zu respektieren und akzeptieren – wichtig sei, trotzdem positiv zu bleiben und sich nicht zu scheuen zu sagen: „Ich weiß es nicht genau, wie etwas funktioniert. Aber wir werden es machen.“ Wichtig sei, sich nicht mit den scheinbar einfachen Dingen zu verzetteln.
  • Transparenz: Besonders den Schlüsselmitarbeitern sollte man sagen, was die Ziele sind und was man vorhat. Mit anderen Worten: Keine unnötigen Geheimnisse machen. Alles, was die Mitarbeiter zum Arbeiten brauchen, könne per se kein Geheimnis sein, sagt Neubauer.
    Diese Kommunikation über Ziele und die eigene Tätigkeit sollte permanent und auch wiederholend sein und sich auf allen Kanälen abspielen, u.a. im persönlichen Gespräch, im Intranet oder via Mitarbeiterzeitung. Diese Wiederholung geben den Mitarbeitern vor allem eines: Sicherheit.
  • Charakterliche Integrität: „Die neue Führungskraft wird ganz selbstverständlich von ihren Mitarbeitern besonders unter die Lupe genommen“, sagt Neubauer. Ehrliches Verhalten und Verlässlichkeit sollte daher spürbar sein. Das schafft Vertrauen.
  • Leben lassen und das Prinzip Wegschauen: Es sei, sagt Neubauer, ähnlich dem Üben mit Kindern. „Wenn man sieht, sie bemühen sich und es funktioniert trotzdem nicht 100%-ig hilft das Wegschauen mitunter, um Demotivation zu vermeiden.“ Das ist auch ein probates Mittel in der Führung, solange kein Schaden entsteht. Damit laufen Führungskräfte auch weniger Gefahr, sich mit Besserwisserei zu verzetteln.
  • Betriebsrat einbeziehen: Die Belegschaftsvertreter einzubeziehen, sei zwar zu Beginn nicht immer einfach, aber am Ende wirksamer. Prozessen müssen dazu so gestaltet sein, dass die Betriebsräte am Ende immer sagen können: „Ich habe es [was auch immer thematisiert wird] zumindest gewusst.“
  • Führungsteams bilden, statt den lonesome hero geben: Schlüsselmitarbeiter gilt es zu Botschaftern zu machen. „Verteilen Sie das, was Sie vorhaben auf mehrere Schultern“, rät Neubauer, „übergeben Sie Verantwortung und sagen Sie ihrem Team, dass Sie es brauchen.“
  • Trotz Hektik, Zeit für Reflexion: Natürlich ist es gerade zu Beginn schwierig, sich selbst Auszeiten zu nehmen. Aber sie sind hilfreich, um sich Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Am besten mit einem Serientermin im Kalender.
  • Storytelling: Es braucht eine Geschichte, die das prioritäre Ziel erzählt. Inhalt: Wo wollen wir als Organisation hin und warum? Diese Geschichte kann und soll man immer wieder erzählen – sie kann zum Nordstern der Führung werden.
  • Situative Führung: Besonders zu Beginn empfiehlt es sich, laufend zu fragen: Was braucht die Sache, was die Personen, was die Situation. „Greifen Sie nicht automatisch auf scheinbar Bewährtes aus dem Erfahrungsschatz zurück“, sagt Neubauer, „entwickeln Sie einen neuen Stil.“

Schlussbotschaft:

Verhaltensprinzipien sind eine wichtige Stütze für Führungskräfte. Die vorgestellten Punkte sind eine Anregung, Passendes zu übernehmen und Neues daraus zu gestalten. Darin soll sich auch die persönliche Weiterentwicklung der Führungskraft widerspiegeln.

Teil 1: Prolog

Teil 2: Die Ehrlichkeit zu sich selbst

Teil 3: Die Attraktivität des Neuen

Teil 4: Die Herausforderung am Anfang

Teil 5: Virtuoser Einsatz von Werkzeugen

Teil 6: Wirksame Verhaltensprinzipien

Teil 7: Epilog

Siegfried Neubauer, geschäftsführender Gesellschafter acm quadrat gmbh,( http://www.acm-quadrat.com/) ist systemischer Organisationsentwickler und hat langjährige Erfahrung in der Managementausbildung und Beratung sowie als Hochschuldozent. Er war lange für das Malik Management Zentrum St. Gallen tätig und hat profundes Wissen über Strategieentwicklung, Organisationsentwicklung und Führungskräfteausbildung.

Neubauer ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, darunter „Erfolgreich in die nächste Führungsposition“.

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