Die Heimkehrerin

2013 wechselte Sabine Mlnarsky als Personalchefin von der Erste Bank zu den turbulenten Austrian Airlines. Jetzt kehrt sie zur Bank zurück - eine Stufe höher.

Mit Anfang Oktober wird Sabine Mlnarsky (42) die Leitung der Personalagenden der Erste Group in Österreich übernehmen. In dieser Funktion wird sie erneut die Erste Bank und - neu - zusätzlich die Holding betreuen.

Aus diesem Anlass hat die Redaktion ein Interview vom August 2015 ausgegraben. Mlnarsky erzählt darin von ihrem turbulenten Start bei den Austrian Airlines.

"Wie ein altes Ehepaar"

Als Sabine Mlnarsky 2013 ihren neuen Job antrat, dachte sie, der Betriebsübergang der Austrian Airlines auf die kostengünstige Tyrolean-Tochter wäre unter Dach und Fach. Sie solle sich bloß um die Unternehmenskultur kümmern.

Dann kam alles anders. Der EuGH befand den alten Austrian-Kollektivvertrag als weiterhin gültig. An ihrem zweiten Arbeitstag stellte sich Mlnarsky im Hangar vor 120 Techniker und besprach mit ihnen einen KV, den sie selbst am Wochenende zum ersten Mal durchgelesen hatte. Die Männer beäugten sie "mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis vor dieser fremden Spezies", sagt sie. Weder kam sie aus der Branche, noch war sie von einem Vorstand geholt worden. Eine Frau war sie auch noch. Macht alles nichts: "Ich bin dort stark, wo ich mit Menschen direkt reden kann. Einzeln oder in Großgruppe."

Das Gespräch lief gut, auch wenn ihr langsam dämmerte, dass die Aufgabe ein paar Nummern größer war als erwartet. Aber: "Ich habe mir so viele Jahre gedacht: Das gibt's doch nicht, dass die das nicht hinbekommen."

Zanken und zusammenhalten

Noch heute, drei KV-Verhandlungen später, vergleicht sie das Unternehmen mit einem leidenschaftlich streitenden Ehepaar: "Diese Energie! Aber wenn es drauf ankommt, ziehen sie an einem Strang."

Im Kleinen beobachtete sie das vergangene Woche, als in Delhi zehn Crewmitglieder bei einem Autounfall verletzt wurden. Mit unglaublicher Geschwindigkeit spürte man sie in den Spitälern auf und holte sie heim: "Getan hätten das viele. Aber nicht so schnell."

Im Großen erlebte sie es im Frühling, als 2500 Arbeitsverträge nach dem Tyrolean/AUA-Merger unterschrieben wurden: Jeder, der wollte, bekam ein persönliches Gespräch, "obwohl das an die Grenzen geht". Dass dennoch nicht jeder glücklich ist, versteht sie. "Mancher hat erwartet, Kapitän zu werden. Der ist jetzt enttäuscht." Das nagt an ihr, das macht ihre Arbeit anstrengend, aber: "Er hat immer noch einen der geilsten Jobs der Welt."

"Da müssen wir durch"

Im Juli fielen 60 Austrian-Flüge aus, 27 allein am letzten Juli-Wochenende. Gründe gab es genug: die Umflottung (neue Embraer-Jets gegen alte Fokker), Massenumschulungen, steigende Frequenzen auf der Kurzstrecke, die Hochsaison. Einen schließt die Personalchefin aus: dass sich die Piloten absichtlich krank gemeldet haben. "Einen Flug zu streichen tut jedem in der Seele weh." Auch mit Bezug auf den neuen CEO Kay Kratky betont sie "den Stolz, den die Menschen hier haben, weil sie Teil der AUA sind und Teil der Lufthansa."

Eine Mitverantwortung am Ausfallchaos streitet sie dennoch nicht ab: "Man muss ehrlich sein: Wir sind ins Strudeln gekommen. Da müssen wir durch." Denn ihr Haus beherrsche Krisenmanagement wie kein anderes: blitzartige Problemanalyse und dann sofort anpacken, "da gibt's dann kein meins oder deins".

No sports, please

Harte Arbeit braucht einen Ausgleich. Ihr helfe ihr Humor, sagt die Personalchefin. "Ich kann herzlich über mich selbst lachen – wenn auch oft erst nach ein paar Tagen."

Sport ist ihre Sache nicht. Sie bewundere Manager, die Marathons laufen oder sich beim Yoga verrenken. Sie sitze lieber in ihrem Schrebergarten, rauche drei, vier Zigaretten und betrachte ihren rosaroten Gartenzwerg. Diesen haben ihr Freunde zur Einweihungsparty verehrt: "Dabei habe ich extra gesagt, keine Zwerge, keine Elfen. Dann kamen sie erst recht mit ihm an." Heute hilft er ihr, ein bisschen Ruhe zu finden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.