Shitstorm als Chance?

Lässt sich der gute Ruf eines Unternehmens heute noch schützen. Diese Frage diskutierten Experten im forum mozartplatz.

„Durch aktuelle Fälle und den Megatrend Digitalisierung wird das Management von Reputationsrisiken immer wichtiger", sagte forum-mozartplatz-Obfrau Birgit Kraft-Kinz "Reputationsrisiko Kommunikation". Ein Shitstorm könne jeden treffen. "Usergenerierter Content, Vernetzung der Kanäle und hohe Multiplikator-Effekte erhöhen das Risiko des raschen und weit reichenden Reputationsverlustes.“

Gerald Netal von Risk Experts betrachtete das Thema aus betriebswirtschaftlicher Sicht: „Wie jedes Risiko muss sich auch ein Reputationsrisiko wirtschaftlich potenziell nachteilig für das Unternehmen auswirken können, etwa anhand der Marktkapitalisierung. In der Analyse von Risiken versuchen wir diese zu vermindern, so dass Schäden nicht oder nur geringerem Ausmaß eintreten können.“ Nicht immer entstehe aus negativer Berichterstattung auch ein wirtschaftlicher Schaden, aber wir beziehen Kommunikation immer in die Risikoanalysen mit ein.

Suchmaschinen sind relevante Gatekeeper

Der Berliner Rechtsanwalt und Leiter des Arbeitskreises Risk Management Association, der diser Tage erstmals in Wien tagte, Steffen Bunnenberg legte den Fokus auf sein Fachgebiet Presserecht und Reputationsmanagement: „Wir arbeiten daran, die Trigger zu erforschen, die oft gar nicht im Unternehmen selbst liegen. Es ist einfach nicht vorhersehbar ob und in welchem Ausmaß Schäden etwa durch Shitstorms eintreten können. Einzelne Schäden wie der Unfall der Costa Concordia haben sich auf die gesamte Kreuzfahrtbranche negativ ausgewirkt.“ Wenn man die aktuelle Berichterstattung und Suchergebnisse verfolgt, kann auch rechtliche Unterstützung helfen, wie etwa beim Löschen von unrichtigen Suchergänzungsvorschlägen, denn: „Gerade Suchmaschinen sind heute neben Medien wichtige Gatekeeper geworden.“

Medien fordern Professionalität ein

„Medien haben immer noch einen Glaubwürdigkeitsvorsprung gegenüber anderen Online-Quellen", sagte WirtschaftsBlatt-Chefredakteurin Eva Komarek, "auch wenn die Reaktionszeiten geringer geworden sind. Medien spitzen gerne zu, gerade weil die Zeiten auch für Verlage schwieriger geworden sind und der Druck für Journalisten steigt. Und wenn es dann ein Informationsvakuum gibt, zieht das automatisch journalistische Energie an.“ Der Verlauf von Fällen wie aktuell etwa bei VW sei in der Praxis einfach nicht vorhersehbar. Als Unternehmen müsse man gerade in der Krise gut reagieren und selbst daran arbeiten den Ruf zu verbessern.

Observer-Geschäftsführer Florian Laszlo ging schließlich auf die besondere Rolle der Medienbeobachtung ein: „Unternehmen können sehr leicht Kampagnen-Opfer werden, wenn sie sich nicht vorbereiten und nicht wissen, wie und in welchen Kanälen über sie berichtet wird. Dabei ist oft zufällig, welches Thema sich wie stark entwickelt.“ Wenn man über die Medienbeobachtung allerdings mehr weiß, lassen sich Risiken und auch Chancen in der Kommunikation früher erkennen.

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