Sterben 2.0: Das Problem mit dem digitalen Nachlass

Wer heute stirbt, ist längst nicht tot. Der digitale Fingerabdruck geistert weiter herum. Für Hinterbliebene ist es oft schwer, diesem Spuk ein Ende zu bereiten.

Ihr Mann war Tierarzt. Die Praxis im eigenen Haus. Das Telefon dazu auch. Immer wieder rufen Menschen heute noch an, ob sie mit ihren Tieren vorbei kommen können. Für die Witwe ist das schwer. Jeder Anruf erinnert sie daran, dass ihr Mann nicht mehr da ist. Aus dem Telefonbuch ließ sie die Nummer bereits löschen, aber auf diversen Online-Telefonbüchern war sie nach wie vor vertreten. Sie wandte sich an das Start-up Columba. Das kümmert sich nun um den gesamten digitalen Nachlass ihres Mannes.

Ungeklärter Nachlass

Vor solch übrig gebliebenen Spuren im Internet stehen heutzutage viele Angehörige. Neun von zehn Internetnutzern legen, nach einer Studie des IT-Verbandes Bitkom, nicht fest, was im Todesfall mit ihren Daten passieren soll.

Man regelt Besitztümer, Geld und Erben, aber nicht den digitalen Nachlass. Das macht die Verwaltung und den Zugang schwierig. Dabei gäbe es so einiges zu klären. Bei einem aktiven Internetnutzer sind es circa 250 Mitgliedschaften, die nach seinem Tod übrig bleiben. Gerade auf kostenpflichtigen Seiten wie zum Beispiel Netflix ist es für die Angehörigen besonders wichtig, eine Mitgliedschaft frühstmöglich zu beenden. Denn Angehörige und Erben haften für diese Kosten.

Hilfestellung

Hilfe bei der Verwaltung bietet eine Broschüre des Service-Providers ispa. Diese listet alle möglichen Mitgliedschaften auf und bietet die nötige Links zum Löschen. Es wird auch deutlich darauf hingewiesen, dass Vorsorge bezüglich des digitalen Nachlasses besonders wichtig ist. Jeder sollte eine Liste mit den Mitgliedschaften und Passwörtern anlegen. Aus datenschutzrechtlicher Sicht ist das natürlich problematisch. Darum rät ispa, diese Liste entweder beim Notar oder im Bankschließfach zu hinterlegen.

Wem die Verwaltung der Daten eines Verstorbenen zu kompliziert oder emotional belastend ist, kann sich damit an Firmen wenden. Start-ups wie Semno oder Columba kümmern sich um den digitale Nachlasse. Dabei können die Angehörigen entscheiden, ob etwaige Profile auf sozialen Plattformen zum Andenken erhalten bleiben sollen oder nicht.

Ein normales Columba-Paket für drei Jahre kostet 249 Euro. Die Kunden können dabei über einen Online-Zugang die Aktionen mitverfolgen, wenn sie das wollen. Es gibt aber auch Dinge, von denen wollen Angehörige nichts wissen. „Wir schützen Verstorbene und Angehörige", sagt der Geschäftsführer von Columba Oliver Eiler. Ihm geht es nicht um den Tod, sondern um eine Dienstleistung für die Lebenden.

Steigender Bedarf

Dass der Bedarf an solchen Dienstleistungen zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen wird, ist wenig verwunderlich. denn die Toten von morgen werden stärker vernetzt sein als Oma und Opa.

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