„Ich bin einfach lieber ich selbst“

Porträt. Wenn sich Sigrid Oblak für etwas entscheidet, dann zieht sie es durch. Diese Einstellung erwartet sie sich auch von ihren Mitarbeitern und will diese gleichermaßen fordern und fördern.

Damals war die Holding noch ganz anders, erinnert sich Sigrid Oblak. „Ich hatte einen Chef, er war die Respektsperson schlechthin. Alle waren ehrfürchtig, und wenn man zu ihm geladen wurde, dann war das eine Ehre“, erzählt sie.

Heute ist Oblak die Geschäftsführerin der Wien Holding, und es hat sich so einiges verändert: Hierarchien wurden gelockert, die Arbeit digitalisiert. „Die Verantwortungen sind heute viel matrixartiger verteilt, und Themen werden komplexer und von mehreren Personen behandelt“, sagt die 53-Jährige. Auch die Rolle von Frauen im Unternehmen habe sich verändert: „Früher waren Frauen eine Art Mitläufer. Sie wurden zwar wertgeschätzt, aber wenn es um wichtige Themen ging, außen vor gelassen. Die Männer haben entschieden.“

Darum war es Oblak immer ein Anliegen, Frauen bei wichtigen Themen mitbestimmen zu lassen: „Ich habe aber bemerkt, dass es besser ist, wenn Frauen einen Mann als Mentor und Männer eine Frau als Mentorin haben“, sagt Oblak heute. So können sie besser verstehen, wie das andere Geschlecht tickt. „Ich hatte viele Frauen als Mentorinnen, da kochten wir viel im eigenen Saft“, sagt Oblak. In gemischten Teams werde effektiver gearbeitet, man erspare sich unnötige Diskussionen und könne schneller in die Umsetzung gehen.

Sprünge ins kalte Wasser

Ihre Vorgesetzten, erzählt sie, hätten sie in ihrer Ausbildung oftmals ins kalte Wasser springen lassen. Gerade als studierte Raumplanerin hatte sie zunächst mit betriebswirtschaftlichen Fragen zu kämpfen – weshalb sie rasch das nötige Wissen erwarb. Ähnlich wie damals ihre Führungskräfte hält sie es heute mit ihren Mitarbeitern: „Für mich ist fördern und fordern gleichermaßen wichtig.“ Sie will Mitarbeiter nicht mit Goodies locken, sondern mit spannenden Aufgabengebieten und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Wenn ich Mitarbeitern zutraue, in neue Bereiche einzusteigen, und sie danach das Gefühl haben, etwas Neues geschafft zu haben, dann ist das wertvoller als eine einmalige Gehaltserhöhung.“ Daher fördert Oblak auch Wechsel zwischen den verschiedenen Unternehmen der Holding: „Wir ermutigen besonders junge Menschen dazu. Eine Bürokauffrau kann durchaus zur Stadthalle wechseln und sich dort die Bühnentechnik anschauen. Neue Erfahrungen sind wichtig, um sich eine Meinung zu bilden.“

Viel Energie für Lehrlinge

Die Wien Holding beschäftigt derzeit zwischen 65 und 70 Lehrlinge. Mit der Hoffnung, diese auch nach der Ausbildung in den einzelnen Unternehmen zu halten, „um Pensionsabgänge zu besetzen. Darum stecken wir sehr viel Energie in die Ausbildung“, sagt Oblak.

Das beginne bereits bei den Lehrlingsbeauftragten, die oft zum Familienersatz werden und mit Lehrlingen auch private Probleme besprechen. Zusätzlich zur fachlichen Lehrlingsausbildung gibt es Module, die soziale Kompetenzen vermitteln und sich mit Alltagsthemen beschäftigen. Die Themen reichen von „Was ziehe ich an, wenn ich zum Chef muss?“ und „Nehme ich beim Grüßen meine Kappe ab?“ bis hin zu „Wie löse ich Konflikte anders, als die Fäuste sprechen zu lassen?“

Oblak spricht Dinge aus, ohne sie zu kaschieren. „Man könnte mich vielleicht für Medien trainieren, aber ich will es nicht. Ich bin einfach lieber ich selbst und sage ab und zu auch einmal etwas, was nicht passt.“ Ihre Mentalität: „Wenn ich mich für etwas entscheide, dann ziehe ich das durch.“

Nur beim Russisch-Lernen scheiterte sie. „Ich versuchte es ein Jahr lang, es ging einfach nicht.“ Dann sagte sie sich, was auch zu Kindern gesagt wird: „Aufstehen, Krone richten und weitergehen.“

ZUR PERSON

Sigrid Oblak wurde 1962 als Tochter einer Angestellten und eines Eisenbahners in Scheibbs (NÖ) geboren. Sie studierte Raumplanung an der TU-Wien und begann 1989 als Sachbearbeiterin bei der Stadt Wien ihre Karriere. Eines ihrer wichtigsten Projekte war es, den Masterplan für Verkehr 2003 zu erstellen. Seit 2009 ist sie neben Peter Hanke als Geschäftsführerin der Wien Holding tätig.

("undefined", Print-Ausgabe, 05.12.2015)

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