Out-of-Office ist für Schwächlinge

Kolumne "Hirt on Management". Folge 14: Warum Out-of-Office kein Konzept für das 21. Jahrhundert ist.

In unserer Rubrik "Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker, alle zwei Wochen Fragen von Managern zu herausfordernden Situationen und kritischen Entscheidungen.

Frage:

In den Weihnachtsfeiertagen und zuletzt in den Semesterferien sind sie mir wieder aufgefallen, die mehr oder weniger originellen, automatisierten E-Mail-Antworten „Out-of-Office“, die man von den meisten erhält. Ist „Out-of-Office“ im 21. Jahrhundert überhaupt noch zeitgemäß? Oder ist Out-of-Office ganz im Sinne von Gordon Gekko „für Schwächlinge“?

Michael Hirt antwortet:

Ich kann ihr Unbehagen verstehen. „Out-of-Office“ hat einen bürokratischen Beigeschmack. Wir bewegen uns mit großen Schritten in eine Gesellschaft, in der nur mehr die Ergebnisse und die Wertschaffung für den Kunden zählen und honoriert werden, und nicht die Inputs und schnöde Präsenz. Also weg von der Bürokratie, hin zum Unternehmertum. Weg von der sturen Regelorientierung, hin zur Ergebnisorientierung.

Ob ich diese Ergebnisse in einem Büro („In-the-Office“), auf einem Segelboot, auf der Skipiste oder in der Badehose am Swimmingpool („Out-of-Office“) erziele, ist egal. Was zählt sind die Ergebnisse.

Wenn wir kurz einen Blick zurück in die Wirtschaftsgeschichte machen, dann fällt auf, dass das Konzept, dass Menschen ihr Zuhause verlassen um sich in eine Fabrik oder eine Verwaltung zu begeben und damit Arbeit („In-the-Office“) und Privates („Out-of-Office“) ganz klar voneinander getrennt sind, eigentlich erst vor ca. 150 Jahren begonnen hat. Davor war es so, dass 80-90 % der Menschen in der Landwirtschaft und im Handwerk gearbeitet haben und die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben fließend waren und flexibel gehandhabt wurden.

Dieses Zusammenkommen von vielen Menschen an einem Platz um gemeinsam Arbeit zu erledigen, ergab sich aus den damaligen Anforderungen und Rahmenbedingungen der industriellen Massenproduktion und ist keine Naturgegebenheit.

Deshalb bin ich für mich selber und für mein Unternehmen davon abgekommen zwischen „In-the-Office“ und „Out-of-Office“ zu unterscheiden. Ich sehe es so: Wir haben nur ein Leben und dieses sollte man, unter Nutzung aller denkbaren Synergien, so gut wie möglich leben und eine bürokratische Trennung zwischen „In-the-Office“ und „Out-of-Office“ halte ich dabei, insbesondere bei Wissensarbeitern, für nicht sinnvoll.

Ich bin einfach rund um die Uhr „In-the-Office“ und gleichzeitig „Out-of-Office“. Wenn ein Klient mich in einer wirklich wichtigen Frage am Wochenende, in den Feiertagen oder im Urlaub erreichen möchte, bin ich für ihn selbstverständlich erreichbar. Im Gegenteil ich freue mich sogar, dass meine Klienten mir mit einer wichtigen Frage vertrauen und sich sofort bei mir melden, wenn ich hilfreich sein kann. Schließlich finanzieren meine Klienten auch meinen Urlaub. Es ist mir z.B. noch nie passiert, dass Klienten mich in den Weihnachtsfeiertagen mit Nebensächlichkeiten kontaktiert haben, denn wie die meisten vernünftigen Menschen, haben auch sie zum Jahreswechsel Besseres zu tun, als unnötige Arbeiten zu erledigen, nämlich Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden zu verbringen und Kraft für das kommende Jahr zu schöpfen.

Deshalb halte ich von „Out-of-Office“ recht wenig. Weil, wenn es wichtig ist, muss es sowieso erledigt werden und wenn es nicht wichtig ist, kann es warten. So einfach ist es.

Das Wichtigste in Kürze

Wir bewegen uns mit großen Schritten in eine Gesellschaft, in der nur mehr die Ergebnisse und die Wertschaffung für den Kunden zählen und honoriert werden, und nicht die Inputs und schnöde Präsenz. Ob ich diese Ergebnisse in einem Büro („In-the-Office“), auf einem Segelboot, auf der Skipiste oder in der Badehose am Swimmingpool („Out-of-Office“) erziele, ist egal. Was zählt sind die Ergebnisse.

In „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor alle 2 Wochen Fragen von ManagerInnen zu herausfordernden Situationen und kritischen Managemententscheidungen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 3. März zur Frage: Wie man schnell und pragmatisch eine erfolgreiche Unternehmensstrategie entwickelt.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen:

Mein Kollege demontiert mich

Mein bester Mitarbeiter ist demotiviert

Meine Chefs spinnen

High-Heels oder graue Maus

Bullshit or not?

Taten statt heißer Luft

Goldene Rolex oder nicht?

Warum Business-Pläne Blödsinn sind

Warum Führung ein Vollkontaktsport ist

Der Jahresstart für Manager

Warum Inbox Zero gefährlicher Unsinn ist

Managing your Boss

No Sports

Dr. Michael Hirt, geboren 1965 in Wien, ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu schnellen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, Kanada (McGill) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

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