Ziele und Absichten

Kolumne "Karrierewege": Kurzfristig macht es Sinn, sich Ziele zu setzen. Langfristig sollten sie Perspektiven und Absichten weichen.

In unserer Gesellschaft werden wir darauf gedrillt, uns Ziele zu stecken und sie zu erreichen. Kurzfristig gesehen machen konkrete Ziele ja durchaus Sinn, aber gerade bei langfristigen Angelegenheiten, wie einer erfolgreichen Karriere, sind sie völliger Unsinn.

Für viele Menschen ist nichts frustrierender als ein Traum, der in Erfüllung geht. Schließlich bedeutet ein Ziel auch einen vorläufigen Endpunkt. Das Erreichen eines Ziels bringt bald mit sich, neue Pläne zu schmieden und neue Ziele zu stecken. Wer immer nur seine Ziele vorantreibt, wird bald selbst zum Getriebenen.

Was ist also besser als ein Ziel? Absichten.

Absichten haben eine langfristige Wirkung und erweitern Ihren Horizont, während Ziele kurzfristig wirken und Ihren Blick einengen. Die langfristige Perspektive für ein erfolgreiches Berufsleben einzunehmen, ist deshalb wichtig, weil es unmöglich ist, die Zukunft vorherzusagen. Unsere Welt ist einfach zu komplex, um sie deutlich länger als ein halbes Jahr vorherzusagen. Eine Geschäftsreise ein Jahr im Vorhinein zu buchen, ist schon beinahe fahrlässig.

Unser Leben ist völlig unvorhersehbar, wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Wir begegnen neuen Menschen, erleben wirtschaftliche Umschwünge, erleiden Schicksalsschläge, berufliche Aufgaben und Anforderungen entwickeln sich, die Konkurrenz bringt ein neues Produkt auf den Markt, oder unser Privatleben ändert sich schlagartig von einem Tag auf den anderen.

In unserer schnelllebigen Welt ist es vollkommen unmöglich, seine Karriere kurzfristig nach spezifisch messbaren Zielen zu planen. Große Karrieren brauchen breitere Perspektiven, sie brauchen Absichten.

Den Punkttreffer gibt es nicht

Und gleichgültig, wie gut Sie planen und wie fokussiert Sie arbeiten, ist es beinahe unmöglich, ein Ziel punktgenau zu treffen, je weiter es entfernt ist. Wer behauptet, das Leben sei eine einfache gerade Linie, kennt nicht den Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Mit langfristigen, konkreten Zielen zu arbeiten, bedeutet meistens, vom Leben enttäuscht zu werden, weil Ziele zu ganz spezifischen Erwartungen führen. Aber Erwartungen machen Ihr Denken schmal, weil Ihnen das Leben häufig nicht genau das bietet, was Sie sich erwartet haben. Auf andere Menschen wirken Sie dann undankbar.

Wenn Sie etwa erwarten, dass Sie Ihr Partner zu Ihrem Geburtstag zum Essen einlädt und Sie stattdessen ins Konzert mitnimmt, könnten Sie enttäuscht sein und Ihren Partner Ihren Undank spüren lassen. Wenn Sie stattdessen die Absicht äußern, an Ihrem Geburtstag eine schöne Zeit mit Ihrem Partner zu verbringen, gibt es vielfältige Möglichkeiten, Ihre Erwartungen zu erfüllen, was für beide Seiten befriedigender ist. Vielleicht hat Ihr Partner ja auch eine Idee, die noch schöner ist als alles, was Sie sich vorgestellt haben.

Absichten sind das, was für Sie gewollt und sinnvoll ist. Nur was sich innerhalb dieses Bereichs bewegt, kommt für Sie infrage. Schließlich trägt das Leben zahlreiche Gelegenheiten an Sie heran, an die Sie niemals auch nur gedacht haben, sei es neue Aufgaben von Ihrem Chef oder ein Jobangebot von einem Headhunter. Ihre Absichten sind Ihre Entscheidungshilfe, denn sie ermöglichen Ihnen, den richtigen Kurs in Ihrem Leben zu halten. Sie entscheiden aufgrund Ihrer Absichten, was für Sie infrage kommt und welche Angebote Sie ablehnen.

Conrad Pramböck ist Berater und Speaker zu Gehalts- und Karrierethemen. Er leitet bei der Personalberatung Pedersen & Partners den Geschäftsbereich Compensation Consulting.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen von Conrad Pramböck.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.