Economy 4.0 und ihre fünf Megatrends

Was auf uns momentan zukommt, sei die bisher größte und dynamischste globale Revolution der (Arbeits-)Welt. Zukunftsforscher Reinhold Karner sagt, warum das so ist.

Viel ist derzeit von Industrie 4.0 die Rede. Ein Terminus, der wie Reinhold Karner sagt, in Deutschland erfunden wurde, um den Standort als Hochlohnland hochzuhalten. Worüber Karner lieber spricht – und das wird er auch bei der von Business Circle veranstalteten Power of People am 14. und 15. April in Rust tun – von „Economy 4.0“. Einer umfassenden Entwicklung, die, so wie Karner andeutet, vor allem in Asien vorangetrieben wird, und die Europa zu verschlafen droht.

Karner, der in London, Tirol und Malta lebt, ist Unternehmer, Berater für IKT-Themen und Vorsitzender des Advisory Boards für Enterprise Systeme an der Uni Innsbruck.

Für die „Economy 4.0“, die er weiter als Industrie 4.0 sieht, nennt er fünf treibenden Mega-Umbruchskräfte.

  1. Die rasende Urbanisierung. 1900 lebten nur zwei von zehn Menschen in Städten, 2050 werden es sieben von zehn sein. Vor allem in China schießen Millionenstädte förmlich aus dem Boden. Die zusätzlich ständig ihr Gesicht verändern: Bei Abschreibungszeiträumen von nur zwölf Jahren wird tendenziell nicht auf Nachhaltigkeit gesetzt. Mit der „neuen Armee“ der Städter, wie Karner sie nennt, wächst auch eine neue Schicht an Konsumenten heran. Sie wird rund die Hälfte des Weltkonsums tätigen und für ein Zusatzpotenzial von rund 30 Billionen Euro jährlich sorgen.
  2. Digitale Transformation. Die Digitalisierung ist ein Turbo-Beschleuniger für fast alle Sektoren. Besondere Bedeutung kommt dabei der Künstlichen Intelligenz zu, für die ein IQ von 5000 kein Problem sein wird. Die neue Welt der „Smart-Machines“ und der künstlichen Intelligenz werde in Bezug auf die intellektuellen Möglichkeiten ähnliche Auswirkungen haben wie die Dampfmaschine in Bezug auf die Muskelkraft. „Dies eröffnet ein völlig neues Spielfeld für eine schier explodierende Zahl an Innovationen.“ Daher, sagt Karner, werde man sich auch gesetzliche Rahmen für die Roboterisierung überlegen müssen: „Nicht alles, was machbar ist, sollte auch gemacht werden dürfen.“
  3. Material-, Bio-, Gen- und Nano-Technologien. Gen-Technologien entschlüsseln den „Bauplan des Lebens“ – und die Genomik experimentiert an dessen Veränderung und Verbesserung. Heute können Wissenschaftler nicht nur Gene und Gen-Cluster, sondern auch künstliche Chromosomen und komplette Viren- und Bakterien-Genome synthetisieren. Auch die Konstruktion neuartiger Organismen – technisch bereits möglich – könnte Realität werden.
  4. Demographische Veränderungen. Die Weltbevölkerung ergraut dramatisch – übrigens auch in China. In den nächsten zehn Jahren wird rund ein Drittel der Welterwerbsbevölkerung in den Ruhestand gehen. Anstatt ältere Mitarbeiter als Belastung zu sehen, sollte man sie als wertvolle Ressourcen betrachten. Japan, sagt Karner, habe als Volkswirtschaft auf diesem Gebiet bereits viel Erfahrung gesammelt.
  5. Globalisierung. Anstieg, Diversifikation und Kraft dieser globalen Ströme sind von signifikanter Bedeutung. Je besser man vernetzt ist, desto besser ist das für jede Wirtschaftsregion. Außerdem verändert es die Spielregeln des Wettbewerbs grundlegend.

Karner prognostiziert eine positive Bilanz. Doch er sagt: „Verlassen Sie sich nicht mehr auf bisherige Denk- und Entscheidungs-Schemata, denn fünf Jahre sind nun eine Ewigkeit! Dramatische Veränderungen kommen 'über Nacht aus dem Nichts'. In dieser neuen Welt sollte jedermann seine Denkansätze stets neu hinterfragen und gegebenenfalls mutig und frech über den Haufen werfen.“

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