Schlechte Chancen für Langzeitarbeitslose

Jeder zweite Jobsuchende in der EU ist Langzeitarbeitsloser. Besonders schwer haben es schlecht qualifizierte Personen und Menschen über 55.

2015 waren EU-weit mehr als zehn Millionen Menschen auf Arbeitssuche, knapp die Hälfte davon seit über einem Jahr. Ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung, die sogenannte Langzeitarbeitslosenquote, betrug 4,3 Prozent und lag damit fast doppelt so hoch wie vor Ausbruch der Krise 2008. Dieses düstere Bild des EU-Arbeitsmarktes zeichnet die deutsche Bertelsmann-Stiftung in einer aktuellen Studie.

Grundsätzlich lasse sich sagen, dass die Unterstützung für Arbeitssuchende in vielen Ländern seit 2008 weiter abgenommen hat, so die Studienautoren. Dazu heißt es in der Studie "Long-term Unemployment in the EU: Trends and Policies": "Wo Aktivierung zur Erwerbsarbeit zunehmend zur sozialpolitischen Norm wird, müssen dem Fordern auch entsprechende Angebote des Förderns gegenüberstehen."

In den 28 Ländern der Europäischen Union waren die Jobchancen für Langzeitarbeitslose im Vergleich 2013 zu 2014 nur halb so hoch wie für kurzfristig Arbeitslose (18 Prozent gegenüber 34 Prozent). Besonders stark stieg die Langzeiterwerbslosigkeit in Griechenland und Spanien, wo die Quoten sich im Verlauf der Krise etwa verfünffachten. Europäischer Musterschüler ist einmal mehr Deutschland als einziges Land, indem die Langzeitarbeitslosenquote seit 2008 deutlich gesunken ist.

Für schlecht qualifizierte Personen ist das Risiko von Langzeitarbeitslosigkeit seit Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 am stärksten gestiegen. Ältere Personen über 55 Jahre haben nur geringe Chancen aus einer Langzeitarbeitslosigkeit heraus zu kommen. EU-weit ist der Anteil der über 55-Jährigen unter den Langzeitarbeitslosen (13 Prozent) deutlich höher als unter den Kurzzeitarbeitslosen (8 Prozent). Besonders hoch ist der Anteil älterer Langzeitarbeitsloser in Finnland (29 Prozent) und Deutschland (26 Prozent).

Trotz der schlechten Arbeitsmarktlage hat sich die Erwerbsorientierung der inaktiven Bevölkerung in der EU in den letzten Jahren erhöht, heißt es in der Bertelsmann-Studie. In 23 von 28 EU-Ländern ist der Anteil der inaktiven Personen ohne Erwerbswunsch zwischen 2008 und 2014 zurückgegangen, insbesondere unter Frauen und Älteren. Gerade Länder mit geringer Langzeitarbeitslosigkeit haben weiterhin einen vergleichsweise hohen Anteil an Nichterwerbspersonen aufgrund von Erwerbsminderung und Frühpension, dies treffe auch auf Österreich zu.

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