Eine Idee, die beim Duschen entstand

Porträt. Thomas Grüner war Unternehmensberater, ehe er sich mit Aroma-Duschtabs selbstständig machte: Einer Idee, die viel mit Nespresso und ein klein wenig mit Christoph Waltz zu tun hat.

Man darf schon ein bisschen skeptisch sein. Schließlich gibt es zu jedem Thema eine Studie: Eine besagt, dass 72 Prozent aller Menschen ihre besten Ideen unter der Dusche haben. 14 Prozent sogar würden nur duschen, damit sie auf neue Ideen stoßen.

Wie auch immer: Die Geschäftsidee von Thomas Grüner (31) entstand tatsächlich beim Duschen. Und zwar in der Zeit, als er als Unternehmensberater für Merger & Acquisitions sich mit den Investmentbankern ein Match darüber lieferte, wer am Abend das Licht länger brennen hatte. Wenn er dann an seinem Haupteinsatzort, Frankfurt, zurück ins Hotel kam, dann war der Spabereich meist schon geschlossen. Zum Leidwesen des Saunafans.

Also beschloss der gebürtige Südtiroler, das ätherische Zirbenöl, das er für einen Saunaaufguss mitgebracht hatte, eben in die Dusche zu träufeln. Der Duft sei herrlich gewesen, sagt Grüner, hatte sich aber auch sehr rasch wieder verflüchtigt. Da kam ihm die Idee, das Öl in eine Kapsel zu pressen, die auf dem Duschboden liegend das Aroma sukzessive abgibt.

Auslöser Karrieregespräch

Zündender Moment, diesen Ansatz ganz konkret zu verfolgen, war ein internes Karrieregespräch zum Thema „Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz“ bei seinem früheren Arbeitgeber PwC. Und als ihn dann auch noch sein ehemaliger Studienkollege und nunmehriger Geschäftspartner Thomas Schloss (33) mit einem anderen Studienergebnis zum Thema Duschen in seinem Plan bestärkte, entschied er Anfang 2014, das Projekt zu starten. Die angesprochene Studie hatte nämlich ergeben, dass das Duschen mehr als eine Frage reiner Körperhygiene sei: 44 Prozent der Menschen im deutschsprachigen Raum würden die Dusche vielmehr als Rückzugsort erleben. Die Kapsel soll dazu Erholung nach dem Nespresso-Prinzip liefern. Und weil das an sieben Tagen in der Woche passiere und man sich gleichsam wie im siebenten Himmel fühle, überrascht auch der Produktname Waltz 7 nicht. Waltz schließlich ist eine Anspielung auf Wien und den Walzer. „Dank Christoph Waltz ist auch im Ausland die richtige Aussprache kein Problem“, sagt Grüner.

Zwei Schlüsselfragen

Neben den technischen Herausforderungen bei der Produktentwicklung, erzählt Grüner von zwei kritischen Momenten bei der Gründung. Erstens: „Es war grundsätzlich nicht schwierig, Investoren zu finden. Die schwierige Frage war vielmehr: Zu welchem Preis können sie sich beteiligen?“ Denn schließlich wollte man sich Spielraum für weitere Finanzierungsrunden lassen. Und zweitens: Sich für die richtigen Vertriebspartner zu entscheiden, denn ohne Markt bringe auch das beste Produkt nichts. Mit ihnen kamen die ersten Kunden: Hotelerie, Kreuzschiff-Reeder und seit Kurzem auch der Parfümerie-Einzelhandel.

Vor dem Sprung in die Selbstständigkeit mit einer eigenen Idee rät Grüner dazu, über das Projekt zu sprechen und genau auf die Reaktionen zu achten: „Sind sie sehr euphorisch oder sehr kritisch, dann lohnt es sich weiterzumachen.“ Denn dann habe man einen Nerv getroffen und Produkt oder Dienstleistung versprechen Erfolg.

Und zu noch etwas rät er Jungunternehmern: Risikobereitschaft. Allerdings: Ein gewisses Risiko müssten auch Angestellte bei der Wahl des Arbeitgebers tragen, sagt Grüner. Denn wer könne schon sicher sein, dass der Arbeitgeber nicht morgen überraschend sein Unternehmen einstelle.

ZUR PERSON

Thomas Grüner (31) gründete gemeinsam mit Thomas Schloss (33) die Marke Waltz 7 mit Sitz in Wien. Der Südtiroler, der zunächst als Unternehmensberater tätig gewesen war, und der Wiener, der als Jurist gearbeitet hatte, entwickelten in einem 18 Monate dauernden Prozess einen sich selbst auflösenden Aroma-Duschtab, der ein Dufterlebnis in die Dusche bringt, ohne Haut oder Haare zu parfümieren.

(Print-Ausgabe, 24.09.2016)

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